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Das "Institut für angewandte Ethik e.V." wurde 1994 als Verein gegründet. Mitglieder sind nicht nur Philosophen, sondern auch Rechtswissenschaftler, Mediziner, Theologen, Soziologen und Psychologen, die überwiegend in der Wissenschaft, einige jedoch auch in der Praxis tätig sind. Sie sind zur Erkenntnis gekommen, daß gerade in der Praxis ein großer Informationsbedarf in den Anwendungsbereichen der Ethik besteht, daß aber auch die Forschung und Weiterentwicklung von Ansätzen rationaler Ethik der Koordination bedarf. Viele Probleme der modernen, hochkomplexen Welt stellen uns vor gewaltige…mehr

Produktbeschreibung
Das "Institut für angewandte Ethik e.V." wurde 1994 als Verein gegründet. Mitglieder sind nicht nur Philosophen, sondern auch Rechtswissenschaftler, Mediziner, Theologen, Soziologen und Psychologen, die überwiegend in der Wissenschaft, einige jedoch auch in der Praxis tätig sind. Sie sind zur Erkenntnis gekommen, daß gerade in der Praxis ein großer Informationsbedarf in den Anwendungsbereichen der Ethik besteht, daß aber auch die Forschung und Weiterentwicklung von Ansätzen rationaler Ethik der Koordination bedarf. Viele Probleme der modernen, hochkomplexen Welt stellen uns vor gewaltige Herausforderungen, zu deren Lösung mehr als nur eine Wissenschaft aufgerufen ist. Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, sich auf möglichst allgemeinverständliche Weise mit relevanten Problemen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Nach den Gründungsbeschlüssen stehen im Vordergrund der Vereinstätigkeit die Lebensbereiche, die jeden Bürger existentiell angehen: Unser Umgang mit Beginn, Wahrung und Ende des Lebens sowie unsere Formen der wirtschaftlichen Existenzsicherung. Wo es - wie in der Medizin - um Gesundheit und Krankheit, um Leben und Tod geht, werden notwendig bestimmte ethische Standards angewandt, unbewußt oder bewußt. Und wo es - wie im Erwerbs- und Arbeitsleben - um Aufbau, Sicherung und Probleme wirtschaftlicher Existenz geht, werden notwendig immer auf allen Seiten Argumente der Verteilungsgerechtigkeit, also ethische Argumente, angeführt. Medizinische oder ökologische Fragestellungen sind ebensowenig wertneutral wie Probleme der Ökonomie, der Betriebsgestaltung oder der Organisation der diversen Medien. Ein Interessenausgleich, der sich über die gesellschaftlichen Konflikte nicht einfach nur erhebt, sondern ihre ernsthaften Gründe berücksichtigt, kann überhaupt nur dann sinnvoll angestrebt werden, wenn er sich an begründbaren, d.h. rationalen Normvorgaben orientiert, die - weil einsehbar - Basis etwa für eine parlamentarische Festlegung von Handlungsparametern in Gesetzen abgeben können. Die Aufgabe angewandter Ethik muß es daher sein, die diversen Handlungsfelder auf ihre Strukturen und damit auf die Bedingungen menschlicher Aktivität in ihnen hin zu untersuchen. Sie muß Problemlösungen (oder doch Problemstrategien) erarbeiten und vorschlagen, die von Anfang an die mögliche Akzeptanz berücksichtigen. Dabei spielt insbesondere der religiös-kulturelle Horizont einer Gesellschaft eine Rolle, aber fraglos auch die ökonomische und politische Stabilität, die zu erhalten selbst als ein Grundwert sich erweisen kann. Insoweit gilt es, anwendungsbezogene Arbeit mit prinzipieller Analyse zu verbinden. In einer Gesellschaft, in der sich die Trennung von Recht und Moral weitgehend durchgesetzt hat, kann es offensichtlich nicht mehr Aufgabe staatlicher Gewalt sein, bestimmten Moralvorstellungen zur Durchsetzung zu verhelfen. Wo der Staat nur noch diejenige Freiheits- und Existenzsicherung zum Ziel hat, die der einzelne zur eigenständigen Bestimmung des "guten Lebens" braucht, wächst die Freiheit des einzelnen, wachsen aber auch die Aufgaben der "Zivilgesellschaft" bei der Suche nach Kriterien einer autonom zu gestaltenden, möglichst rational anderen gegenüber ausweisbaren Verhaltensgrundlage: Das Bedürfnis nach einer rationalen Ethik kann nur durch gesellschaftliche Interaktion erfüllt werden. Als Forum versteht sich das Institut für angewandte Ethik.
Autorenporträt
Dr. Gerd Brudermüller ist Richter am Oberlandesgericht Karlsruhe.