Mit der medienwirksamen Veröffentlichung einer Vielzahl von Dokumenten aus dem US-amerikanischen Sicherheitssektor sorgten die Internetplattform WikiLeaks und insbesondere deren Sprachrohr, der australische Internetaktivist Julian Assange, im Jahre 2010 weltweit für Schlagzeilen. Die vorliegende Arbeit reflektiert aus einer wissenssoziologischen Perspektive, wie der neue zivilgesellschaftliche Akteur WikiLeaks das Novum des massenhaften Offenlegens von Herrschaftswissen und das daran gebundene radikale Transparenzideal in einen in den USA geführten Diskurs über Transparenz und Sicherheit einzubringen versucht. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern WikiLeaks hierbei die Nationale Sicherheit der USA, verstanden als ein Gemeinschaft konstituierendes und Widersprüche harmonisierendes Kollektivsymbol, angreift. Über das Symbol der Nationalen Sicherheit so die These kann unter bestimmten Umständen der Widerspruch zwischen einem Transparenzgebot der Politik einerseits, und den für die Staatsräson notwendigen Sphären der Geheimhaltung andererseits, aufgehoben werden. Unter Verwendung einschlägiger wissenssoziologischer Theorien rekonstruiert der Autor Strategien, mit Hilfe derer WikiLeaks diese zentrale Funktion des Kollektivsymbols Nationale Sicherheit zu unterminieren versucht.