Die Angst vor Nuklearwaffen und ihre politische Instrumentalisierung stehen im emotionalen Zentrum des Kalten Krieges. Gerade von den Mitteln, die größtmögliche Sicherheit gewährleisten sollten, ging maximale Gefahr aus. Wer glaubwürdig abschrecken wollte, musste den Gegner einschüchtern und verunsichern: Nie sollte er ein klares Bild von den Kapazitäten und Absichten seines Gegenübers gewinnen, nie gewiss sein, wie weit dessen Berechenbarkeit reichte. Folglich geriet die Frage, ob und wann sich die inszenierte Ungewissheit gegen ihre Urheber wenden würde, zum hintergründigen Reizthema der Epoche.
Die Kommunikation von Angst im Kalten Krieg steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen von 19 renommierten Historikern und Sozialwissenschaftlern.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Gemischte Eindrücke protokolliert Klaus Harpprecht zu diesem Band mit neunzehn Abhandlungen über Aspekte des Kalten Krieges. Grundsätzlicher Einwand ist, dass ein Text zu Wystan Hugh Audens Klassiker "The Age of Anxiety" fehlt, dem das Zeitalter und dieses Buch seine Überschrift verdanke. Doch werfe die Textsammlung keinen Blick "herüber in die Dichtung", die doch so starke Bilder für dieses Zeitalter fand. Desgleichen nicht in die Kunst, was Harpprecht ebenfalls wichtig gefunden hätte. Stattdessen prüften die Texte neunzehn Facetten des Angst-Komplexes, dessen Horizont jedoch stark auf die Angst vor dem Atomkrieg beschränkt bleibe - ausgelöst von Ängsten vor einer sowjetischen Intervention in Titos Jugoslawien. Besonders hebt der Kritiker allein Susanne Schattenbergs Psychogramm des "Polterers" Chruschtschow sowie einen Text von Oliver Bange vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam hervor, der das Ringen der Westdeutschen mit den Alliierten um die Atombombe beschreibt, die das dem Feind von gestern aber konstant versagten. Auch ein Register hätte aus Harpprechts Sicht dieser Publikation gutgetan.
© Perlentaucher Medien GmbH
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