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"Nazigold" und "Akte Odessa" - diese Stichworte werden vornehmlich mit Südamerika und der Schweiz in Verbindung gebracht. Doch gerade das Spanien Francos war nach Kriegsende eines der bedeutendsten Ziel-und Transitländer für die Flucht von Nazis und zur Tarnung von Nazi-Vermögen. Dieses Problem war den Alliierten bewusst, und groß waren die Anstrengungen, solches Treiben zu verhindern: "German influence, good or bad, should be eliminated from Spain", so das Foreign Office 1946.
Die spannende, glänzend geschriebene Darstellung setzt sich mit diesem Thema auseinander: mit dem aus heutiger
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Produktbeschreibung
"Nazigold" und "Akte Odessa" - diese Stichworte werden vornehmlich mit Südamerika und der Schweiz in Verbindung gebracht. Doch gerade das Spanien Francos war nach Kriegsende eines der bedeutendsten Ziel-und Transitländer für die Flucht von Nazis und zur Tarnung von Nazi-Vermögen. Dieses Problem war den Alliierten bewusst, und groß waren die Anstrengungen, solches Treiben zu verhindern: "German influence, good or bad, should be eliminated from Spain", so das Foreign Office 1946.

Die spannende, glänzend geschriebene Darstellung setzt sich mit diesem Thema auseinander: mit dem aus heutiger Sicht befremdlichen und letztlich gescheiterten britisch-amerikanischen Plan, das Auslandsdeutschtum in Spanien zu zerschlagen. Mit diesem Scheitern verbindet sich gleichzeitig natürlich eine zweite als Ausblick behandelte Frage: nach der Nachkriegskarriere all jener nicht-entnazifizierten und unbekümmert weiter in Spanien lebenden Deutschen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Carlos Collado Seidel, Dr. phil., geb. 1966, Studium und wiss. Tätigkeit in München, Marburg und Madrid, z. Z. wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Auslandskunde der Universität Erlangen-Nürnberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2001

Rheingold, Rheingold ...
Francos Spanien, das deutsche Auslandsvermögen und die Alliierten

Carlos Collado Seidel: Angst vor dem Vierten Reich. Die Alliierten und die Ausschaltung des deutschen Einflusses in Spanien 1944-1958. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001. 507 Seiten, 138,- Mark.

Es war das erklärte Kriegsziel der Alliierten, den Nationalsozialismus ein für allemal zu zerschlagen. Die Entnazifizierungsmaßnahmen sollten sich dabei nicht allein auf das besiegte Deutschland beschränken, schließlich gab es Anlaß anzunehmen, daß zahlreiche Nazis danach trachten würden, nicht nur sich selbst, sondern auch umfangreiche Geld- und Goldbestände in Drittländern in Sicherheit zu bringen. Es lag auf der Hand, daß gerade die neutralen Staaten Anlaufstelle der Flüchtigen sein würden. Vor allem Spanien bereitete den Alliierten Sorgen. Sowohl aufgrund ideologischer Nähe als auch infolge der ökonomischen Pfründe, auf die die Deutschen hier zurückgreifen konnten, stand zu fürchten, daß Unverbesserliche von Spanien aus Keimzellen einer nationalsozialistischen Reorganisation bilden könnten. Um dies zu verhindern, drängten die Alliierten seit 1943 die Spanier, die dort untergekommenen Deutschen auszuweisen. Das konnte schon deshalb nicht recht von Erfolg gekrönt sein, weil die spanische Regierung bis kurz vor Kriegsende enge Kontakte zum "Dritten Reich" unterhielt.

Da Franco aus Selbsterhaltungsgründen daran lag, auch die offensichtlich siegreichen Alliierten nicht zu brüskieren, wurde zunächst der Schein von Kooperationsbereitschaft gewahrt. Als nach der deutschen Niederlage Rücksichtnahmen auf den einstigen Verbündeten nicht mehr nötig waren, war das Außenministerium durchaus willig, sich der kompromittierenden Altlast zu entledigen. Aber nun scheiterte die Repatriierung zumeist daran, daß die einflußreichen spanischen Militärs keineswegs wie die Diplomaten bereit waren, pragmatisches Kalkül über alte Loyalitäten zu stellen, und die Protektion der Altbekannten zu einer Frage der persönlichen Ehre stilisierten.

Collado Seidel widmet dieser Thematik nur das erste von vier Kapiteln. Im Zentrum seiner Untersuchung stehen die zähen Auseinandersetzungen um das deutsche Eigentum in Spanien. Schon 1944 waren die Alliierten übereingekommen, auch das im neutralen Ausland befindliche deutsche Vermögen zu Reparationsleistungen heranzuziehen. Allerdings zeigte sich bei den Bemühungen, die Übereinkünfte nach 1945 in die Praxis umzusetzen, daß die Neutralen die damit verbundenen völkerrechtlichen Fragestellungen für nicht so eindeutig und unbedenklich hielten wie die Alliierten.

Gegen die Bedenken der eigenen juristischen Experten zeigte sich die spanische Regierung überraschend entgegenkommend. Anders als die anderen Neutralen erkannte sie 1948 den Alliierten Kontrollrat als deutsche Regierung an und schuf so die Voraussetzungen für die Übertragung deutschen Eigentums auf die Westmächte. Minutiös zeichnet Collado Seidel die Verhandlungen zwischen den alliierten und spanischen Vertretern um die Enteignung staatlichen, privaten und industriellen Besitzes nach. Diese mühsame Rekonstruktion entspringt fraglos einer beachtlichen Arbeitsleistung und schließt eine weitere Lücke in der westeuropäischen Nachkriegsgeschichte.

Allerdings geraten dem Autor bei der detaillierten Darstellung die übergeordneten Zusammenhänge aus dem Blick. Erst vor dem Hintergrund der vernachlässigten internationalen wie innerspanischen Entwicklungen läßt sich die Enteignungsmaterie vollends verstehen und bewerten. So wäre es gerade erhellend gewesen, die Verhandlungen mit dem ideologischen Paradigmenwechsel in Verbindung zu setzen, der sich seit 1945 vollzog und Spanien von dem geächteten Paria zum amerikanischen Partner werden ließ. Schon die Pikanterie, daß die Westalliierten in der UN-Resolution von 1946, die eine diplomatische Isolation Spaniens verfügte, keinerlei Grund sahen, die Gespräche mit Spanien auf Eis zu legen, wäre einer Erwähnung wert. So lagen die Motive Spaniens, den Alliierten zuzuarbeiten, zwar auch im eigenen finanziellen Profit, aber ebenso wertvoll war der symbolpolitische Gewinn, der allein in der Tatsache lag, daß die Alliierten Spanien als gleichwertigen Verhandlungspartner anerkennen mußten.

Zudem ist die Leitfrage, "ob die Alliierten ihr Primär-Ziel erreichten, nämlich den deutschen Einfluß in Spanien auszuschalten", insofern falsch gestellt, als sie eine Kontinuität der Zielsetzung von 1944 bis 1958 suggeriert, die es in Wirklichkeit natürlich nicht gab. Mag bis in die unmittelbare Nachkriegszeit die Sorge vor einem Überwintern des Nationalsozialismus in Spanien noch authentisch gewesen sein, so machte sie doch schnell anderen Prioritäten Platz. Wie sehr materielle Interessen im Vordergrund standen, verraten schon die Vorwürfe, die sich die Westalliierten bald gegenseitig machten.

Von einer "Angst vor dem Vierten Reich" konnte ebensowenig die Rede sein wie von einer Absicht, generell den deutschen Einfluß in Spanien auszuschalten, schließlich waren die deutschen Diplomaten unter ihren westalliierten Kollegen in Spanien bald wieder wohlgelitten. Aus einem weiteren Grund ist der Titel unglücklich gewählt: Es geht keineswegs um "die Alliierten", sondern allein um die Haltung Washingtons und Londons, wobei nur die britische Sicht archivalisch überprüft wurde. Ein Blick in die Akten des Auswärtigen Amts und des Bundeskanzleramtes hätten Collado Seidel davor bewahrt, die Bemühungen der Bundesregierung um die Freigabe blockierter Vermögenswerte immer nur als "Störmanöver" zu verstehen.

BIRGIT ASCHMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr detailorientiert und deshalb auch auf jeden Fall informativ findet Birgit Aschmann diese Studie von Carlos Collado Seidel, in der er die Nachkriegszeit in Spanien und den Umgang der Alliierten mit den deutschen Hinterlassenschaften in dem Land untersucht. Im Kern geht es dabei in den Augen des Autoren um Geld: "Im Zentrum seiner Untersuchung stehen die zähen Auseinandersetzungen um das deutsche Eigentum in Spanien". Das Buch schließt, so Aschmann, eine Lücke in der westeuropäischen Nachkriegsforschung, dennoch ist sie nicht ganz zufrieden. Zum einen bemängelt sie, dass bisweilen in Anbetracht der Materialfülle "die übergeordneten Zusammenhänge" verloren gehen, zum anderen findet sie die Leitfrage des Autors (gelang den Alliierten die Ausschaltung des deutschen Einflusses in Spanien) falsch gestellt, weil sie nicht vorhandene Kontinuitäten suggeriere. Außerdem kritisiert Aschmann, das der Autor von den Alliierten spricht, de facto aber nur Großbritannien und die USA meint und auch nur in britische Archiven geforscht hat.

© Perlentaucher Medien GmbH