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Über die Kraft der Angst Was treibt uns an? Klaus-Jürgen Grün, als Managementberater und Hobbypilot selbst mit vielerlei Risiken vertraut, plädiert für die Anerkennung der Angst nicht als Gefährdung, sondern als Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Unser Leben ist von zahlreichen Ängsten geprägt: vor Gewalt und Terror, vor Arbeitslosigkeit und gesellschaftlichem Abstieg, vor emotionaler Zurückweisung und Bloßstellung. Dagegen unterschätzen wir reale Gefahren, wie sie etwa vom Straßenverkehr oder der Atomtechnik ausgehen, viel zu häufig. Mit dem Komplexerwerden der Welt wird es für den…mehr

Produktbeschreibung
Über die Kraft der Angst
Was treibt uns an? Klaus-Jürgen Grün, als Managementberater und Hobbypilot selbst mit vielerlei Risiken vertraut, plädiert für die Anerkennung der Angst nicht als Gefährdung, sondern als Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Unser Leben ist von zahlreichen Ängsten geprägt: vor Gewalt und Terror, vor Arbeitslosigkeit und gesellschaftlichem Abstieg, vor emotionaler Zurückweisung und Bloßstellung. Dagegen unterschätzen wir reale Gefahren, wie sie etwa vom Straßenverkehr oder der Atomtechnik ausgehen, viel zu häufig. Mit dem Komplexerwerden der Welt wird es für den Einzelnen immer schwerer, Bedrohungen einzugrenzen und mit ihnen umzugehen, zumal Angst und Skepsis von den meisten als Zeichen der Schwäche interpretiert werden. Etwa 100 Milliarden Euro, so schätzen Angstforscher, gehen allein der deutschen Wirtschaft jährlich verloren, weil Manager und Angestellte mögliche Risiken fürchten. Grün plädiert in diesem Buch für einen bewussten und konstruktiven Umgang mit der Angst, damit sie Potentiale freisetzt, statt zu lähmen.
Autorenporträt
Dr. Klaus-Jürgen Grün ist Privatdozent für Philosophie an der Universität Frankfurt. In zahlreichen Veröffentlichungen, unter anderem gemeinsam mit dem Bremer Hirnforscher Gerhard Roth, hat er sich mit Fragen der Ethik in der Wirtschaft, der Moralpsychologie, der Angst u.a.m. beschäftigt. Er arbeitet freiberuflich als Wissenschaftler und Dozent.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.05.2009

Angst essen Manager auf

Wie geht man in der Krise mit dem täglichen Thrill um? Der Philosoph und Hobbypilot Klaus-Jürgen Grün treibt Führungskräften Furcht und Schrecken aus.

Der Autor dieses Angstbuchs, Klaus-Jürgen Grün, ist habilitierter Philosoph, er berät als Leiter des "Philosophischen Kollegs für Führungskräfte" Manager, und er ist Hobbypilot. Das steht auf dem Schutzumschlag, aber wie relevant das für uns Leser ist, das wird erst im Verlauf der Lektüre ganz klar. Angst, das Thema des Buchs, ist natürlich ein weites Feld. Mir ist nicht so ganz klargeworden, ob Grün dazu auch eine originelle Botschaft hat und, wenn ja, was sie eigentlich ist. Das meine ich gar nicht so sehr als Kritik. Er mäandert um den Begriff der Angst herum, sagt manches, was mir einleuchtet, und manches, was ich für Unsinn halte. So einer ist mir allemal lieber als jemand, der sich als allwissender Guru aufspielt.

Der Autor unterscheidet, wenn er zwischendurch einmal ganz präzise sein will, zwischen Furcht und Angst. Furcht ist gut, Angst ist schlecht. Furcht hilft uns, mit Risiken vernünftig umzugehen. Bei einem Gewitter verhindert sie, dass wir unter einem hohen Baum Zuflucht suchen. Angst hingegen ist im Wesentlichen schiere Einbildung. Ein Beispiel ist die Angst vor Spinnen, die zumindest in unseren Breiten ziemlich unsinnig ist.

So weit, so gut. Im Detail aber stimme ich seiner Einschätzung der Ängste nicht immer zu. Nehmen wir einmal die Angst (oder Furcht?) vor Computerpannen zur Jahrtausendwende, am 1. Januar 2000. Grün sieht dahinter hauptsächlich Geschäftemacher, die uns Batterien oder ähnliches Notfallmaterial verkaufen wollten. Für mich hingegen ist das ein Beispiel für perfekte Risikovorsorge. Damals ist fast nichts passiert. Das ist doch der beste Beweis, dass wir alles richtig gemacht haben. Oft werden wir erst hinterher schlauer, in diesem Fall waren wir es mal vorher, und prompt wird das als Panikmache ausgelegt. Wären die Kölner U-Bahn-Murksmacher nur auch so ängstlich gewesen!

Ein anderes Beispiel für Angst, bei dem mir Grüns Erklärung nicht völlig einleuchtet, ist die Flugangst. Als aufrechter Freudianer interpretiert er Flugangst primär als Angst vor der Sexualität. Das ist eine schöne Hypothese, die er da in den buntesten Farben ausmalt, aber solange er keine handfesten Beweise vorlegt, ist es nur eine Hypothese. Das Fliegen ist in unseren Genen nicht vorgesehen, bis 1783 sind weder wir Menschen noch unsere Vorfahren je geflogen. Deshalb dürfte unsere individuelle Reaktion auf dieses Erlebnis besonders stark vom Zufall abhängen. Ich will ja gar nicht ausschließen, dass ein Teil derjenigen, die an Flugangst leiden, tatsächlich ein sexuelles Problem hat, aber dass es 95 Prozent und keine 5 Prozent sind, das glaube ich erst, wenn mir jemand eine saubere empirische Studie zeigt. Manchmal ist ein Jumbojet eben doch nur ein Jumbojet.

Besondere Wertschätzung empfindet Grün für seine Kunden, die Führungskräfte, vor allem für solche aus Familienunternehmen. Die sind flexibel, vertragen viel Stress und können mit ihrer Angst konstruktiv umgehen - beziehungsweise sollen es durch Lektüre dieses Buch lernen. Eine Kapitelüberschrift lautet denn auch gleich "Manager - die modernen Epikureer". Den Gegensatz zu diesen Machern bilden die Bürokraten, die Konformisten, die Bedenkenträger. Diese Kultur des Zauderns ist für Grün der blanke Horror.

Was mich an dem Buch stört, ist, dass es (wie viele andere solche Bücher auch) ein Plädoyer für eine Monokultur ist. Natürlich gibt es Manager, die Vorbildliches leisten. Aber müssen wir alle sie deshalb nachäffen? Grün ist Hobbypilot. Wer so etwas mag, der hat vermutlich erstens viel Spaß damit und er lernt zweitens, wie er seine Ängste effizient besiegt. Drittens macht es ihn vermutlich ausgeglichen, und er ist nett zum Briefträger. Trotzdem glaube ich, dass schon genug Hobbypiloten herumknattern. Ich habe nichts gegen sie, aber es müssen auch nicht mehr werden. Wer in seiner Freizeit lieber Briefmarken sammelt, ist vielleicht auch kein schlechter Mensch. Die Manager können nur deshalb so erfolgreich managen, weil fünf Etagen unter ihnen die Buchhalter sitzen, die ihnen den Rücken freihalten. Die einen brauchen ein gesundes Maß an Angst, weil sie viele Risiken eingehen müssen, die anderen, weil sie jedes Risiko vermeiden sollen. Was wir alle nicht brauchen können, sind neurotische Ängste. Vielleicht kann uns Normal-Angsthasen ja die Lektüre eines geistreichen Buchs zum Thema ein wenig davor schützen, auch wenn wir nicht alles glauben wollen, was darin steht.

ERNST HORST

Klaus-Jürgen Grün: "Angst". Vom Nutzen eines gefürchteten Gefühls. Aufbau Verlag, Berlin 2009. 324 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Passabel findet Ernst Horst dieses Buch über Angst, das Klaus-Jürgen Grün vorgelegt hat. Angst scheint ihm ein großes Thema; was der Autor - Philosoph und Hobbypilot, der sich besonders um die Ängste von Führungskräften kümmert - dazu zu sagen hat, ist in seinen Augen nicht immer originell. Das muss es seines Erachtens aber auch nicht sein, zumal er manche Ausführung Grüns zur Angst für plausibel hält. Manche aber auch nicht. Grüns psychoanalytische Erklärung, Flugangst sei in Wahrheit Angst vor Sexualität, überzeugt ihn etwa trotz schöner Darstellung keineswegs. Ein wenig zu einseitig ist für ihn auch die betonte Wertschätzung des Autors für Manager und Führungskräfte, denen er mit seinem Buch zeigen will, konstruktiv mit ihren Ängsten umzugehen.

© Perlentaucher Medien GmbH