»Nennt uns nicht verrückt, wenn wir wütend sind.« Lisa Taddeo
Viel zu lange hat Joan die Grausamkeiten von Männern ertragen. Den einen liebt sie, aber er bleibt kalt. Und der, der sie liebt, gibt sich eines Tages vor ihren Augen die Kugel. Joan flieht aus New York und sucht nach der Frau, die ihr helfen kann, ihre Vergangenheit zu überwinden. Während Alice ihr zuhört, muss Joan einsehen, dass sie selbst sich vor den Männern ihres Lebens erniedrigt hat. Jetzt will sie mehr als nur Opfer sein. Selbst wenn sie dafür zur Täterin werden muss.
Lisa Taddeo erzählt provokant und verletzlich von weiblichem Schmerz und weiblicher Wut, von Rache, Solidarität und Selbstermächtigung, mit der für Joan ein neues Leben beginnt.
»Taddeos Ton ist so schneidend und anziehend, dass man ihr überallhin folgen würde ... Ihre Prosa funkelt. Sie hat ein Talent fürs Metaphorische, für immer wieder verblüffende Beobachtungen.« The New York Times Book Review
»Unerschrocken, sexy, brutal und einfach nur forensisch gut beobachtet.« Jojo Moyes
»American Psycho für die #MeToo-Generation.« The Times
»Wie Joan Didion auf harten Drogen und mit einem Klappmesser.« Harper's Bazaar
»Lisa Taddeo legt die ungeschönte Realität weiblichen Begehrens und weiblicher Traumata frei.« TIME Magazine
»Ein schonungsloses Debüt über weibliche Wut. Taddeos Antiheldin verstößt gegen alle Regeln, und ihr spöttischer Ton bereitet großes Vergnügen.« Guardian
»Animal knurrt und faucht eine ungezähmte Wahrheit heraus, und die verschwiegene Geschichte von Wut und Abrechnung.« Lithub
»Ein dunkles, verstörendes Meisterwerk, voller berechtigter weiblicher Wut - jedes Wort fliegt einem förmlich entgegen.« Red
»Animal ist ein aufregender, aufrührerischer Roman, so einnehmend wie berauschend - und er steigert sich in ein Fiasko hinein, von dem man den Blick nicht mehr abwenden kann.« Vogue (US)
»Eine Lektüre wie ein Fiebertraum. Intensiv, aufrüttelnd, provokant, und doch ist dieses Buch erfüllt von Humanität und Sinnlichkeit, am Ende gar von Liebe und Hoffnung.« Stylist
»Lisa Taddeo zeigt auf, wie die Brutalität von Männern die Wut von Frauen befeuert. Das Ergebnis ist so intim wie explosiv.« People (Buch der Woche)
»Eine provokante Erkundung dessen, was passiert, wenn Frauen zum Äußersten getrieben werden.« Esquire
»Animal handelt vom allgegenwärtigen Es, eine fleischliche, freimütige Darstellung der unguten Verbindung von Erinnerung und Gewalt.« Raven Leilani
»Unfassbar gut und wahr und vertrackt.« Olivia Wilde
Highlight des Jahres für Guardian - Sunday Express - Independent - New Statesman - Evening Standard - Cosmopolitan - Red - Grazia - Daily Mail - Daily Express - The Week - Irish Times - i - The Sun
Viel zu lange hat Joan die Grausamkeiten von Männern ertragen. Den einen liebt sie, aber er bleibt kalt. Und der, der sie liebt, gibt sich eines Tages vor ihren Augen die Kugel. Joan flieht aus New York und sucht nach der Frau, die ihr helfen kann, ihre Vergangenheit zu überwinden. Während Alice ihr zuhört, muss Joan einsehen, dass sie selbst sich vor den Männern ihres Lebens erniedrigt hat. Jetzt will sie mehr als nur Opfer sein. Selbst wenn sie dafür zur Täterin werden muss.
Lisa Taddeo erzählt provokant und verletzlich von weiblichem Schmerz und weiblicher Wut, von Rache, Solidarität und Selbstermächtigung, mit der für Joan ein neues Leben beginnt.
»Taddeos Ton ist so schneidend und anziehend, dass man ihr überallhin folgen würde ... Ihre Prosa funkelt. Sie hat ein Talent fürs Metaphorische, für immer wieder verblüffende Beobachtungen.« The New York Times Book Review
»Unerschrocken, sexy, brutal und einfach nur forensisch gut beobachtet.« Jojo Moyes
»American Psycho für die #MeToo-Generation.« The Times
»Wie Joan Didion auf harten Drogen und mit einem Klappmesser.« Harper's Bazaar
»Lisa Taddeo legt die ungeschönte Realität weiblichen Begehrens und weiblicher Traumata frei.« TIME Magazine
»Ein schonungsloses Debüt über weibliche Wut. Taddeos Antiheldin verstößt gegen alle Regeln, und ihr spöttischer Ton bereitet großes Vergnügen.« Guardian
»Animal knurrt und faucht eine ungezähmte Wahrheit heraus, und die verschwiegene Geschichte von Wut und Abrechnung.« Lithub
»Ein dunkles, verstörendes Meisterwerk, voller berechtigter weiblicher Wut - jedes Wort fliegt einem förmlich entgegen.« Red
»Animal ist ein aufregender, aufrührerischer Roman, so einnehmend wie berauschend - und er steigert sich in ein Fiasko hinein, von dem man den Blick nicht mehr abwenden kann.« Vogue (US)
»Eine Lektüre wie ein Fiebertraum. Intensiv, aufrüttelnd, provokant, und doch ist dieses Buch erfüllt von Humanität und Sinnlichkeit, am Ende gar von Liebe und Hoffnung.« Stylist
»Lisa Taddeo zeigt auf, wie die Brutalität von Männern die Wut von Frauen befeuert. Das Ergebnis ist so intim wie explosiv.« People (Buch der Woche)
»Eine provokante Erkundung dessen, was passiert, wenn Frauen zum Äußersten getrieben werden.« Esquire
»Animal handelt vom allgegenwärtigen Es, eine fleischliche, freimütige Darstellung der unguten Verbindung von Erinnerung und Gewalt.« Raven Leilani
»Unfassbar gut und wahr und vertrackt.« Olivia Wilde
Highlight des Jahres für Guardian - Sunday Express - Independent - New Statesman - Evening Standard - Cosmopolitan - Red - Grazia - Daily Mail - Daily Express - The Week - Irish Times - i - The Sun
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Burkhard Müller schwelgt in Lisa Taddeos Roman mit seiner träumerischen, haltlosen Protagonistin, die sich dem Leser so ungescheut offenbart. Rätselhaft erscheint Müller nicht so sehr die Hauptfigur, die sich in eine Holzhütte in einem kalifornischen Canyon zurückzieht, als ihr Adressat, dem sie ihre Geschichte beichtet. Dass die Heldin jemanden umbringen wird, sorgt für Spannung, erklärt Müller, der das Buch als "Krimi, der auf dem Kopf steht", liest. Besonders faszinierend findet er die Sprache der Figur, eine Sprache im Zeichen des Schmerzes, so Müller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.10.2021Männer sind Schweine
Bis vor Kurzem dachten wir, promisk zu leben oder wenigstens zu reden sei besonders emanzipiert.
Lisa Taddeo zeigt in ihrem Roman über eine abgeklärte Romantik-Verächterin, was aus der Idee wurde
VON TANJA REST
Gar nicht so lang her, dass sich an Dienstagabenden auf bundesdeutschen Fernsehsofas Frauengrüppchen zusammenrotteten, eine schöne Flasche Prosecco plus kalorienarmes Reisgebäck auf dem Beistelltisch und die große Sisterhood im Herzen, während der Mann in der Küche hockte und augenrollend, aber mit sich zufrieden ein Bierchen zischte. Das war die „Sex and the City“-Zeit, sie galt als frauenbefreiend.
Was fuhr es aufrührerisch durch die aneinandergekuschelten Sofabesetzerinnen hindurch, wenn die vier New Yorker Ladies beim Krabbensalat ihren Sex und ihre öligen Kerle durchhechelten (denen sie nach dem Lunch dann wieder nachjagten, Hauptsache gutaussehend und das Jahresgehalt im oberen sechsstelligen Bereich). Die Serie mag viel für Manolo Blahnik und Redakteurinnen der Cosmopolitan getan haben, den Frauen hat sie rückblickend nur den Traum vom begehbaren Schuhschrank eingepflanzt.
Da sind wir 20 Jahre später, äh, weiter. Mister Big heißt in Lisa Taddeos Roman Big Sky, er tritt selbst nicht auf, ist aber der einzige Mann, von dem die Ich-Erzählerin Joan glaubt, ihn wirklich zu lieben. Big Sky ist außerdem verheiratet und ein Dreckskerl wie alle Männer in diesem Buch, aber das macht nichts, denn Joan definiert sinnstiftende Beziehungen so: „Wie ich mich nach der Liebe von Männern verzehrte, die meine Liebe nie erwidern würden. Wie ich Frauen nicht ausstehen konnte, die mich brauchten. Ich machte mich krank.“ So viel zum Thema Boy meets Girl, so viel zur großen, tröstenden Schwesternschaft. Warmes Identifikationsangebot der Hauptfigur? Es gibt keines.
Joan, um es gleich deutlich zu sagen, ist das Miststück, das dir den Mann ausspannt und ihn nach Gebrauch gelangweilt wieder wegwirft, einfach so, weil sie gerade Bock drauf hat. Sie ist die Bitch, die mit deiner besten Freundin anbandelt, eben weil sie sie aus tiefstem Herzen verachtet. Sie ist das Luder, das in deinen Shop spaziert, die 1000-Dollar-Sandalen von Lanvin anprobiert, und kaum drehst du ihr den Rücken zu, ist sie damit schon über alle Berge. Immerhin ist sie einsam, kreuzunglücklich und kann sich selbst nicht ausstehen. Ist aber nur ein kleiner Trost.
Es beginnt gleich mal mit einem Knall, hier die ersten beiden Sätze: „Ich musste weg aus New York, wo sich ein Mann vor meinen Augen erschoss. Es war ein gefräßiger Mann, und das Blut, das aus ihm herausströmte, sah aus wie das Blut eines Schweins.“ Der Mann, der Joan hier beim Dinner mit ihrem Zweitlover erwischt hat, hieß Vic. Er war ihr Chef und Sugar Daddy, der sie in den teureren Restaurants von New York aushielt, wofür sie hier und da mit Sex bezahlte. Er war außerdem in sie verliebt, was ihm – „Liebe von Männern“ siehe oben – nicht sonderlich bekommen ist. Von nun an hat Joan die Witwe an der Hacke, die ihr Hassmails schreibt, und Vics Teenagertochter, die sie umbringen will. Auf ihrer Agenda steht aber erst mal Wichtigeres.
Sie setzt sich in ihr Auto und fährt nach Los Angeles, unterwegs hat sie nur deshalb Sex mit einem Mann, weil er einen Cowboyhut trägt und John Ford heißt. Im Topanga Canyon mietet Joan ein Haus, sie möbliert es mit Hass, Verachtung und dem diffusen Wunsch nach Rache. Ebenfalls auf dem Grundstück leben: Kevin, ein alternder ehemaliger Rapstar; Lenny, ihr sehr alter und lüsterner Vermieter; und River, der in einer Jurte haust, geil aussieht, jünger ist als sie und ein bisschen doof.
Was also will Joan in L.A.? Sie will Alice treffen, bei der es sich, wie man auf halbem Weg erfährt, um das Nebenprodukt einer heimlichen Affäre ihres verstorbenen Vaters handelt. Alice arbeitet in einem Yogastudio und ist so lieb, dünn und schön, dass sich Mordlust und Hingerissenheit bei Joan die Waage halten. Na ja, fast: „Sie war ungeschminkt, wofür ich sie am liebsten gekillt hätte. Aber zuerst wollte ich sie in einen Käfig stecken, mästen, mit Hormonen und Schweinebacken und Fanta füttern. Ihr die Zähne ausschlagen und die Augenbrauen abrasieren. Sie sollte hässlich sterben.“ Schöne Grüße auch vom „American Psycho“! Die Halbschwestern freunden sich dann wahrhaftig an, was ihnen – „Frauen, die mich brauchten“ siehe oben – allerdings nicht sonderlich gut bekommt.
Außerdem in „Animal“: ein Wall-Street-Broker, der für 1000 Dollar getreten werden will; diverse Vergewaltigungen; sehr viele mit Alkohol runtergespülte Tabletten (Ambien, Xanax, Klonopin); die surreal-hyperrealistische Beschreibung einer Fehlgeburt; und ein tatsächlich mörderisches Finale, nachdem 376 Seiten lang (doch, ehrlich) gar nicht so viel passiert ist.
Die amerikanische Autorin und Journalistin Lisa Taddeo, 41, hat mit dem dokumentarischen Buch „Drei Frauen“ 2019 ein Sensationsdebüt hingelegt. Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste der New York Times, euphorische Kritiken weltweit, ein dickes, schweißiges Bündel Preise, eine TV-Adaption, das volle Programm. Acht Jahre hatte sie damit verbracht, das Gefühls- und Sexleben von drei ganz unterschiedlichen Frauen zu recherchieren, was in sich schon greller Wahnsinn war und zu schmerzhaft präzisen Porträts führte. Dabei schadete es auch nicht, dass die Themen Vergewaltigung, Machtmissbrauch und Promiskuität 2019 mitten in die „Me too“-Debatte hineinplatzten. „Animal“ ist nun ihr erster, mit Spannung erwarteter Roman. Man kann ihn so oder so lesen: Als Hinrichtung der letzten, um Erbarmen winselnden Reste von Romantik, die der Beziehung zwischen Frau und Mann noch innewohnten. Oder als Horrorgemälde, „Me too“ im Blutrausch sozusagen.
Nichts an diesem Buch ist subtil. Nicht die grob zusammengenagelte und gänzlich unplausible Handlung. Nicht die durch die Bank traumatisierten Opfer-Täter-Frauen und schon gar nicht die Männer, die allesamt hassens- wie bedauernswerte Schweinehunde sind, schwach, verlogen, ständig notgeil, der letzte Witz eigentlich; wenn sie nicht so eklig wären.
Was Joan angeht, so hat die Autorin der kleinbürgerlichen Versuchung nicht widerstehen können, auch sie mit einem (Kindheits-) Trauma auszustatten, das in Rückblenden quälend langsam enthüllt wird und ihr Fühlen und Handeln im Jetzt nachvollziehbar machen soll. Damit auch wirklich jeder kapiert, mit welchen Dezibelwerten die inneren Widersprüche der Joan-Figur aufeinander zurasen, läuft ihre zwanghafte Selbstanalyse als Subtext immer mit. Also: „An diesem Punkt in meinem Leben war mir bewusst, dass meine Fixierung auf Schönheit zu hundert Prozent mit meinem Vater zusammenhing. Wenn man jung ist und mitbekommt, wie der eigene Vater seine Wahl trifft, will man unweigerlich das sein, wofür er sich entscheidet.“ Okay, das sollte eigentlich reichen.
Aber nicht doch, es gibt zusätzlich zum Ich auch noch ein Du, an das sich Joans Weisheiten richten und bei dem es sich - Cliffhanger! Wird erst auf den letzten Seiten enthüllt! – um ihre eingebildete oder tatsächliche Tochter handelt. Nachricht ans Du: „Ich wünsche mir, dass du nicht durch die Welt gehst im Glauben, du müsstest eine vermeintliche Leere in dir mit dem Fleisch eines anderen Menschen ausfüllen. Auch deshalb erzähle ich diese Geschichte.“
Lässt man Plot, Personal und Erzählkonstrukt mal außen vor, weiß Lisa Taddeo immer noch ein bisschen zu gut, was sie am allerbesten kann: Worte so aneinanderreihen, dass sie zu rappen beginnen, ihre Verächtlichkeit und schiere Schlagzahl einen Sog entwickeln, dem man nicht auskommt. Es ist erschöpfend. Und eitel. Und hochgradig artifiziell. Es führt in einem wirklichen Frauenleben in die totale Sackgasse, jedenfalls nirgendwohin, wo man gern Nudeln essen, Sex haben und Kinder großziehen würde.
Auf der heilenden Vorstellungsebene jedoch funktioniert „Animal“ hervorragend. Man unterschätze nicht den Fruststau von Frauen, die Carrie Bradshaw mal für eine feministische Ikone hielten und heute vor einer allumarmenden Zumutung namens „Wokeness“ stehen. Wohin jetzt mit dem Hass, verdammt nochmal?! Herzlich willkommen: Jeder Männerblick in diesem Buch ist eine potenzielle Vergewaltigung, jeder Aphorismus ein strafender Tritt in die Weichteile, ein gellendes Frauen-Yeah. Es ist mit anderen Worten eine Lektüre, die man hinterher mit leiser Abscheu und tiefer innerer Befriedigung neben den gesammelten Walser ins Bücherregal schiebt.
Wohin jetzt mit
dem Hass,
verdammt nochmal?!
Unterschätze nie die Zerstörungswut einer gekränkten Frau: die mit Schweineblut übergossene Sissy Spacek in der Stephen-King-Verfilmung „Carrie“.
Foto: Imago
Lisa Taddeo: Animal.
Roman. Aus dem Englischen von Anne Kristin Mittag. Piper, München 2021. 416 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Bis vor Kurzem dachten wir, promisk zu leben oder wenigstens zu reden sei besonders emanzipiert.
Lisa Taddeo zeigt in ihrem Roman über eine abgeklärte Romantik-Verächterin, was aus der Idee wurde
VON TANJA REST
Gar nicht so lang her, dass sich an Dienstagabenden auf bundesdeutschen Fernsehsofas Frauengrüppchen zusammenrotteten, eine schöne Flasche Prosecco plus kalorienarmes Reisgebäck auf dem Beistelltisch und die große Sisterhood im Herzen, während der Mann in der Küche hockte und augenrollend, aber mit sich zufrieden ein Bierchen zischte. Das war die „Sex and the City“-Zeit, sie galt als frauenbefreiend.
Was fuhr es aufrührerisch durch die aneinandergekuschelten Sofabesetzerinnen hindurch, wenn die vier New Yorker Ladies beim Krabbensalat ihren Sex und ihre öligen Kerle durchhechelten (denen sie nach dem Lunch dann wieder nachjagten, Hauptsache gutaussehend und das Jahresgehalt im oberen sechsstelligen Bereich). Die Serie mag viel für Manolo Blahnik und Redakteurinnen der Cosmopolitan getan haben, den Frauen hat sie rückblickend nur den Traum vom begehbaren Schuhschrank eingepflanzt.
Da sind wir 20 Jahre später, äh, weiter. Mister Big heißt in Lisa Taddeos Roman Big Sky, er tritt selbst nicht auf, ist aber der einzige Mann, von dem die Ich-Erzählerin Joan glaubt, ihn wirklich zu lieben. Big Sky ist außerdem verheiratet und ein Dreckskerl wie alle Männer in diesem Buch, aber das macht nichts, denn Joan definiert sinnstiftende Beziehungen so: „Wie ich mich nach der Liebe von Männern verzehrte, die meine Liebe nie erwidern würden. Wie ich Frauen nicht ausstehen konnte, die mich brauchten. Ich machte mich krank.“ So viel zum Thema Boy meets Girl, so viel zur großen, tröstenden Schwesternschaft. Warmes Identifikationsangebot der Hauptfigur? Es gibt keines.
Joan, um es gleich deutlich zu sagen, ist das Miststück, das dir den Mann ausspannt und ihn nach Gebrauch gelangweilt wieder wegwirft, einfach so, weil sie gerade Bock drauf hat. Sie ist die Bitch, die mit deiner besten Freundin anbandelt, eben weil sie sie aus tiefstem Herzen verachtet. Sie ist das Luder, das in deinen Shop spaziert, die 1000-Dollar-Sandalen von Lanvin anprobiert, und kaum drehst du ihr den Rücken zu, ist sie damit schon über alle Berge. Immerhin ist sie einsam, kreuzunglücklich und kann sich selbst nicht ausstehen. Ist aber nur ein kleiner Trost.
Es beginnt gleich mal mit einem Knall, hier die ersten beiden Sätze: „Ich musste weg aus New York, wo sich ein Mann vor meinen Augen erschoss. Es war ein gefräßiger Mann, und das Blut, das aus ihm herausströmte, sah aus wie das Blut eines Schweins.“ Der Mann, der Joan hier beim Dinner mit ihrem Zweitlover erwischt hat, hieß Vic. Er war ihr Chef und Sugar Daddy, der sie in den teureren Restaurants von New York aushielt, wofür sie hier und da mit Sex bezahlte. Er war außerdem in sie verliebt, was ihm – „Liebe von Männern“ siehe oben – nicht sonderlich bekommen ist. Von nun an hat Joan die Witwe an der Hacke, die ihr Hassmails schreibt, und Vics Teenagertochter, die sie umbringen will. Auf ihrer Agenda steht aber erst mal Wichtigeres.
Sie setzt sich in ihr Auto und fährt nach Los Angeles, unterwegs hat sie nur deshalb Sex mit einem Mann, weil er einen Cowboyhut trägt und John Ford heißt. Im Topanga Canyon mietet Joan ein Haus, sie möbliert es mit Hass, Verachtung und dem diffusen Wunsch nach Rache. Ebenfalls auf dem Grundstück leben: Kevin, ein alternder ehemaliger Rapstar; Lenny, ihr sehr alter und lüsterner Vermieter; und River, der in einer Jurte haust, geil aussieht, jünger ist als sie und ein bisschen doof.
Was also will Joan in L.A.? Sie will Alice treffen, bei der es sich, wie man auf halbem Weg erfährt, um das Nebenprodukt einer heimlichen Affäre ihres verstorbenen Vaters handelt. Alice arbeitet in einem Yogastudio und ist so lieb, dünn und schön, dass sich Mordlust und Hingerissenheit bei Joan die Waage halten. Na ja, fast: „Sie war ungeschminkt, wofür ich sie am liebsten gekillt hätte. Aber zuerst wollte ich sie in einen Käfig stecken, mästen, mit Hormonen und Schweinebacken und Fanta füttern. Ihr die Zähne ausschlagen und die Augenbrauen abrasieren. Sie sollte hässlich sterben.“ Schöne Grüße auch vom „American Psycho“! Die Halbschwestern freunden sich dann wahrhaftig an, was ihnen – „Frauen, die mich brauchten“ siehe oben – allerdings nicht sonderlich gut bekommt.
Außerdem in „Animal“: ein Wall-Street-Broker, der für 1000 Dollar getreten werden will; diverse Vergewaltigungen; sehr viele mit Alkohol runtergespülte Tabletten (Ambien, Xanax, Klonopin); die surreal-hyperrealistische Beschreibung einer Fehlgeburt; und ein tatsächlich mörderisches Finale, nachdem 376 Seiten lang (doch, ehrlich) gar nicht so viel passiert ist.
Die amerikanische Autorin und Journalistin Lisa Taddeo, 41, hat mit dem dokumentarischen Buch „Drei Frauen“ 2019 ein Sensationsdebüt hingelegt. Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste der New York Times, euphorische Kritiken weltweit, ein dickes, schweißiges Bündel Preise, eine TV-Adaption, das volle Programm. Acht Jahre hatte sie damit verbracht, das Gefühls- und Sexleben von drei ganz unterschiedlichen Frauen zu recherchieren, was in sich schon greller Wahnsinn war und zu schmerzhaft präzisen Porträts führte. Dabei schadete es auch nicht, dass die Themen Vergewaltigung, Machtmissbrauch und Promiskuität 2019 mitten in die „Me too“-Debatte hineinplatzten. „Animal“ ist nun ihr erster, mit Spannung erwarteter Roman. Man kann ihn so oder so lesen: Als Hinrichtung der letzten, um Erbarmen winselnden Reste von Romantik, die der Beziehung zwischen Frau und Mann noch innewohnten. Oder als Horrorgemälde, „Me too“ im Blutrausch sozusagen.
Nichts an diesem Buch ist subtil. Nicht die grob zusammengenagelte und gänzlich unplausible Handlung. Nicht die durch die Bank traumatisierten Opfer-Täter-Frauen und schon gar nicht die Männer, die allesamt hassens- wie bedauernswerte Schweinehunde sind, schwach, verlogen, ständig notgeil, der letzte Witz eigentlich; wenn sie nicht so eklig wären.
Was Joan angeht, so hat die Autorin der kleinbürgerlichen Versuchung nicht widerstehen können, auch sie mit einem (Kindheits-) Trauma auszustatten, das in Rückblenden quälend langsam enthüllt wird und ihr Fühlen und Handeln im Jetzt nachvollziehbar machen soll. Damit auch wirklich jeder kapiert, mit welchen Dezibelwerten die inneren Widersprüche der Joan-Figur aufeinander zurasen, läuft ihre zwanghafte Selbstanalyse als Subtext immer mit. Also: „An diesem Punkt in meinem Leben war mir bewusst, dass meine Fixierung auf Schönheit zu hundert Prozent mit meinem Vater zusammenhing. Wenn man jung ist und mitbekommt, wie der eigene Vater seine Wahl trifft, will man unweigerlich das sein, wofür er sich entscheidet.“ Okay, das sollte eigentlich reichen.
Aber nicht doch, es gibt zusätzlich zum Ich auch noch ein Du, an das sich Joans Weisheiten richten und bei dem es sich - Cliffhanger! Wird erst auf den letzten Seiten enthüllt! – um ihre eingebildete oder tatsächliche Tochter handelt. Nachricht ans Du: „Ich wünsche mir, dass du nicht durch die Welt gehst im Glauben, du müsstest eine vermeintliche Leere in dir mit dem Fleisch eines anderen Menschen ausfüllen. Auch deshalb erzähle ich diese Geschichte.“
Lässt man Plot, Personal und Erzählkonstrukt mal außen vor, weiß Lisa Taddeo immer noch ein bisschen zu gut, was sie am allerbesten kann: Worte so aneinanderreihen, dass sie zu rappen beginnen, ihre Verächtlichkeit und schiere Schlagzahl einen Sog entwickeln, dem man nicht auskommt. Es ist erschöpfend. Und eitel. Und hochgradig artifiziell. Es führt in einem wirklichen Frauenleben in die totale Sackgasse, jedenfalls nirgendwohin, wo man gern Nudeln essen, Sex haben und Kinder großziehen würde.
Auf der heilenden Vorstellungsebene jedoch funktioniert „Animal“ hervorragend. Man unterschätze nicht den Fruststau von Frauen, die Carrie Bradshaw mal für eine feministische Ikone hielten und heute vor einer allumarmenden Zumutung namens „Wokeness“ stehen. Wohin jetzt mit dem Hass, verdammt nochmal?! Herzlich willkommen: Jeder Männerblick in diesem Buch ist eine potenzielle Vergewaltigung, jeder Aphorismus ein strafender Tritt in die Weichteile, ein gellendes Frauen-Yeah. Es ist mit anderen Worten eine Lektüre, die man hinterher mit leiser Abscheu und tiefer innerer Befriedigung neben den gesammelten Walser ins Bücherregal schiebt.
Wohin jetzt mit
dem Hass,
verdammt nochmal?!
Unterschätze nie die Zerstörungswut einer gekränkten Frau: die mit Schweineblut übergossene Sissy Spacek in der Stephen-King-Verfilmung „Carrie“.
Foto: Imago
Lisa Taddeo: Animal.
Roman. Aus dem Englischen von Anne Kristin Mittag. Piper, München 2021. 416 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Ein zynisch-düsteres Werk mit fein zu lesenden Kapiteln und dem Hang, eine bissige Satire zu sein!« Kleine Zeitung Steiermark Newsletter (A) 20211218
Lisa Taddeos erster Roman ist für Rezensentin Tanja Rest eine Herausforderung. Denn die Geschichte um die männer- und eigentlich auch frauenhassende Jean, die nach dem Suizid eines ihrer Geliebten aus New York nach L.A. flüchtet, irritiert Rest erst einmal in ihren Krassheiten: eine vermeintlich emanzipierte Protagonistin, Typ "bitch", die dir den Mann ausspannt, dann aber doch mit daddy issues und Kindheitstrauma ausgestattet werden muss, umgeben von Männern, die allesamt dauergeile Schweine sind und eigentlich "der letzte Witz, wenn sie nicht so eklig wären" - da wird einem mindestens der letzte Funken Romantik ausgetrieben, so Rest; und eigentlich hat sie nach der Lektüre auch auf alles andere keine Lust mehr. Neben eigentlich misslungenem Plot und Personal entwickle wenigstens Taddeos rapartiger Schreibstil einen Sog, sei dabei aber auch "erschöpfend" und "eitel", seufzt die Kritikerin. Wäre da nur nicht diese leise Befriedigung angesichts der ungehemmten Hass-Entladung all des weiblichen "Fruststaus", wie Rest abschließend gesteht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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