Animationen ist ein erzählender und philosophierender Essay. Er führt mit Goethe in die Schweiz, mit Flaubert in den Orient und auf einer Spur, die eine Kurtisane namens Ruschiuk Hanem legt, schließlich nach Venedig. Er spannt den Bogen von Tizian bis zur Raumkapsel Pioneer 10. Thomas Hettche, der zuletzt durch seine Internet-Anthologie NULL auf sich aufmerksam machte, sucht in dreißig Kapitlen eine Antwort auf die Frage, was Literatur in Zukunft sein wird.
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Respektvoll und wohl auch ein wenig irritiert legt Hans-Peter Kunisch dem Leser auf der ersten Seite der Literaturbeilage diesen 200-Seiten langen Essay des 1965 geborenen Schriftstellers ans Herz, - oder vielleicht sollte man sagen ans Hirn. Um Körperlichkeit geht es jedenfalls, genauer: um die Geschichte der Bilder vom Körper als Maschine - von der ersten anatomischen Illustration bis zum digitalen Bild. Der nach Venedig, sozusagen ins Archiv abendländischer Kunst- und Handelsgeschichte reisende Ich-Erzähler bleibt auch in seinem Hotelzimmer per Laptop angedockt an die Datenströme des weltweiten Netzes. Und mit den aus der Spannung von Laptop und Venedig sich ergebenden kulturhistorischen Querverweisen und einem ohne viel körperliche Eigenbewegung reisenden Protagonisten tut der Rezensent sich nicht weiter schwer: vielmehr zitiert er seinerseits Filme (David Cronenbergs "eXistenZ") und Filmbilder (Brigitte Bardot in "Le Mepris") als marktgängige Vorläufer der auch hier thematisierten Auflösung des Körpers in seinem Bild. Manchmal weiß man kaum, welches kluge Zitat auf wessen Mist gewachsen ist - Autor oder Rezensent. Kultupessimistisch sei Hettche in diesem "mit Hang zum sprachlichen Klassizismus" geschriebenen Buch durchaus nicht, merkt Kunisch positiv an, aber dann ist ihm doch kalt geworden vor lauter Kunst und Künstlichkeit. Ein Nacht- und Winterstück, ist sein Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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