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Von den zahlreichen Büchern, die über die Entstehung des Weltkrieges geschrieben wurden, hat das Buch «J'accuse» am meisten Aufsehen erregt. Es kam einer Welttendenz entgegen, die Deutschland die Schuld am Kriege beimass; dass der Verfasser sich mit Recht oder Unrecht einen Deutschen nannte und sich der Liebe zu seinem Vaterland rühmte, musste es den Gegnern Deutschlands noch wertvoller machen; leicht und breit geschrieben, mit Argumenten arbeitend, die verbreiteten Ansichten entsprachen, erreichte es einen ausserordentlichen Erfolg. Das Buch nannte sich «J'accuse» nach dem denkwürdigen…mehr

Produktbeschreibung
Von den zahlreichen Büchern, die über die Entstehung des Weltkrieges geschrieben wurden, hat das Buch «J'accuse» am meisten Aufsehen erregt. Es kam einer Welttendenz entgegen, die Deutschland die Schuld am Kriege beimass; dass der Verfasser sich mit Recht oder Unrecht einen Deutschen nannte und sich der Liebe zu seinem Vaterland rühmte, musste es den Gegnern Deutschlands noch wertvoller machen; leicht und breit geschrieben, mit Argumenten arbeitend, die verbreiteten Ansichten entsprachen, erreichte es einen ausserordentlichen Erfolg. Das Buch nannte sich «J'accuse» nach dem denkwürdigen Aufsatz des grossen Franzosen, den dieser, mit vollem Namen zeichnend, auf Grund langer, mühevoller und eingehender Prüfung eines dunkeln Rechtsfalles geschrieben hatte. Zolas Arbeit war ein kurzer Aufsatz, aber jeder Satz schweren Inhalts voll, das Werk eines Mannes, der Gericht und Gefahr um der Wahrheit willen für sich herausforderte. Hier schrieb einer, mit unendlicher Breite sich beständig wiederholend, ein dickes Buch von vierhundertsiebzig Seiten, der seinen Namen verbirgt und der Gefahr ausweicht. Das nimmt nicht für den Verfasser ein. Er könnte erwidern: auch namenlose Schriften haben der Wahrheit gedient ¿ zwar selten, denn wer die Wahrheit wirklich liebt, den drängt es, mit seiner Person für sie einzustehen; aber es ist vorgekommen. Die Dicke des Bandes könnte er mit dem ungeheuren Stoff entschuldigen; dass er als Deutscher gegen Deutschland schrieb, könnte eine Folge furchtbarer Wahrheitsliebe sein, wenn ... wenn nur eben die Namenlosigkeit nicht dagegen spräche! Aber, wie immer wir darüber denken mögen, er kann dabei bleiben: es kommt nicht auf meinen Namen, noch auf den des Buches, es kommt auf meine Gründe an! In der Tat, die einzig wesentliche Frage bleibt: Wie beweist der Verfasser seine Ansichten? Was sind seine Begründungen wert? Mit welcher Gewissenhaftigkeit ist er zu Werke gegangen? Haben wir wirklich einen Mann vor uns, der nach ernstester Prüfung seiner eigenen Fähigkeit wie seines Materials, nicht aus vorgefasster Meinung, sondern selbst seiner Liebe und seinen Vorurteilen entgegen zum Bekenner geworden ist?
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Autorenporträt
Karl Federn war der Sohn eines bedeutenden Wiener Arztes, Salomon Federn, der die Blutdruckmessung am Krankenbett eingeführt hatte,[1] und der Frauenrechtlerin Ernestine Spitzer. Seine Brüder waren der Arzt und Psychoanalytiker Paul Federn und der Nationalökonom und Wirtschaftsjournalist Walther Federn, seine Schwester die Schriftstellerin und Spanienkämpferin Marietta Federn, sein Neffe der Psychoanalytiker Ernst Federn. Er wuchs in Wien auf, erhielt 1881¿1883 Privatunterricht und machte 1885 Matura am Akademischen Gymnasium. Er studierte 1885 bis 1890 Rechtswissenschaften und promovierte zum Dr. jur. Danach eröffnete er zunächst eine Anwaltspraxis, die er nach kurzer Zeit wieder aufgab. Er war dann als freier Autor in Wien und ab 1908 in Berlin tätig. Der Tänzerin Isadora Duncan, der er 1903 begegnete, versuchte er die Philosophie von Nietzsche als Grundlage ihrer Kunst nahezubringen;[2] er übersetzte auch ihre Vorlesung Der Tanz der Zukunft ins Deutsche. Für das liberale Berliner Blatt Vossische Zeitung war er 1915 bis 1918 als Sonderberichterstatter in Lugano tätig, danach arbeitete er bis 1921 im Auswärtigen Amt als Referent für italienische Angelegenheiten. Federn war zusammen mit Ludwig Fulda erster Vorsitzender des deutschen P.E.N.-Zentrums.