Ein junger Mann wird am Abend vor Allerheiligen im Frachthafen von La Rochelle fast heimlich von Bord eines Schiffes geschmuggelt. Doch jeder, der Augenzeuge des Geschehens ist, ahnt, dass es Gilles Mauvoisin ist. Der „blinde Passagier“ war vom Kapitän des Frachtschiffes im norwegischen Trondheim
aufgelesen worden. Nach dem Tod seiner Eltern hatte Gilles, völlig mittellos, dort ein tristes Leben…mehrEin junger Mann wird am Abend vor Allerheiligen im Frachthafen von La Rochelle fast heimlich von Bord eines Schiffes geschmuggelt. Doch jeder, der Augenzeuge des Geschehens ist, ahnt, dass es Gilles Mauvoisin ist. Der „blinde Passagier“ war vom Kapitän des Frachtschiffes im norwegischen Trondheim aufgelesen worden. Nach dem Tod seiner Eltern hatte Gilles, völlig mittellos, dort ein tristes Leben geführt.
Nun ist der 19jährige Vollwaise in La Rochelle, dem Heimatort seiner Eltern, auf der Suche nach einer Bleibe. Er kennt den Ort überhaupt nicht, nur auf den Grabsteinen des Friedhofs liest er die Namen seiner Vorfahren. Noch weiß er nicht, was ihn hier erwartet. Doch bereits wenig später fällt er aus allen Wolken und das im positiven Sinn, denn er erfährt, dass er Universalerbe eines kurz zuvor verstorbenen Onkels ist. Der alte Octave Mauvoisin hatte es immerhin vom einfachen Fahrer eines Fuhrunternehmens zum Chef des Syndikats gebracht und war daher in La Rochelle ein mächtiger und gefürchteter Mann gewesen. Es gibt sogar Anhaltspunkte für eine Vergiftung von Octave Mauvoisin.
In Norwegen hatte Gilles eine unbeschwerte Jugend unter Zirkuskünstlern verbracht, nun muss er sich in einem Gestrüpp von Drohungen und Andeutungen zurechtfinden, denn von dem Tod seines Onkels wollen alle plötzlich profitieren. Außerdem ist die Testamentvollstreckung an einige Bedingungen geknüpft. So muss Gilles die Witwe des Ver-storbenen, seine Tante Colette, in sein Haus aufnehmen. Seit zehn Jahren lebte sie von ihrem Mann getrennt und verdiente ihren Lebensunterhalt als Platzanweiserin in einem Kino.
Gilles muss also schnell erwachsen werden, um das Unternehmen erfolgreich zu führen. Ihm werden jedoch immer wieder Knüppel in den Weg gelegt. Besonders mysteriös ist die Sache mit dem Tresor, dessen Schlüssel man ihm übergeben hat, ohne ihm allerdings die Kombination zu verraten. Es scheint, als hätten alle Angst vor dem Inhalt des Tresors - auch seine Tante Colette.
Nur langsam erschließt sich Gilles die Familiengeschichte. Doch Gilles hat Angst, einst in die Fußstapfen seines Onkels zu treten, denn dann würde er genauso gehasst werden. Allein Colette hält zu ihm und so entwickelt sich daraus fast unmerklich eine Liebesbeziehung, obwohl Gilles erst vor kurzem geheiratet hat.
Der Roman, der 1941 unter dem Originaltitel „Le voyageur de la Toussaint“ erschien und einer der bekanntesten Non-Maigret-Romane ist, wurde bereits ein Jahr später verfilmt. Vor vier Jahren gab es eine zweite Verfilmung. Die deutsche Erstausgabe des Romans wurde 1953 unter dem Titel „Der Passagier vom 1. November“ veröffentlicht. Die vorliegende Übersetzung erschien erstmals 1979 im Diogenes Verlag und wurde jetzt für die neue Edition der „Ausgewählten Romane“ noch einmal überarbeitet.
Manfred Orlick