Die heutigen Versuche zur Aufklärung der Struktur und Konstitution der Kohle bedienen sich weitgehend der modernen physikalischen Untersuchungsverfahren wie Röntgenographie, spektroskopische Messungen im Ultraviolett und Ultrarot, Elektronen- und Kernresonanzmessungen, Massenspektroskopie usw. Es hat damit den Anschein, als ob den chemischen Methoden keine Bedeutung mehr zu gemessen werde und daß ihre Anwendung unfruchtbar sei. Dieser Glaube ist dadurch entstanden, daß die ältere chemische Kohleforschung ihre Grenze darin fand, daß es ihr nicht möglich war, ohne radiakle Mittel den Festz}l~tand der Kohle zu überwinden und die Kohle in Lösung zu bringen, bzw. daß alle Versuche einer analytischen Auf trennung mit "spezifisch" wirkenden Lösungsmitteln wie Pyridin, Athylendiamin erhaltener Extrakte, die dazu noch den kleineren Anteil der Kohlesubstanz ausmachen, mißlangen bzw. nur zu begrenzten Differenzie l rungen führten (vgl. u. a. TSCHAMLER und Mitarbeiter). Nun muß aber nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die aus den oben genannten physikalischen Methoden abgeleiteten Strukturwerte der Kohlen immer nur Mittelwerte aus größeren Bereichen darstellen, so daß den aus ihnen entwickelten Strukturbildern etwas Totes anhaftet. Leben werden die Struktur bilder erst bekommen, wenn sie in der Lage sind, etwas über durchzuführende chemische Reaktionen auszusagen, und solche Bilder sind nur aus dem chemischen Verhalten der Stoffe zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß sich die Kohleforschung wieder mehr der chemischen Seite zuwenden, und hier ist es die erste Sorge, einen möglichst schonenden oder übersichtlichen Aufschluß der Kohlesubstanz zu erreichen.
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