Kurt Schwitters (1887 - 1948) war einer der wichtigsten Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch heute gilt er als maßgeblicher und innovativster Vertreter des Dadaismus in Deutschland. In den 20er Jahren entwickelte er zunehmend eine eigenständige Kunstrichtung, die er als „Merzen“
bezeichnete. Seine berühmten Collagen entstanden aus alltäglichen Gegenständen und zufälligen…mehrKurt Schwitters (1887 - 1948) war einer der wichtigsten Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch heute gilt er als maßgeblicher und innovativster Vertreter des Dadaismus in Deutschland. In den 20er Jahren entwickelte er zunehmend eine eigenständige Kunstrichtung, die er als „Merzen“ bezeichnete. Seine berühmten Collagen entstanden aus alltäglichen Gegenständen und zufälligen Fundstücken.
Dass der Merz-Künstler auch viele Zeichnungen angefertigt hat, war bisher kaum bekannt. Nun bietet die Ausstellung "Anna Blume und ich. Zeichnungen von Kurt Schwitters" im Sprengel Museum Hannover erstmals die Gelegenheit, diesen großen Teil der Kunst Schwitters' kennen zu lernen - immerhin sind etwa ein Fünftel seiner überlieferten Werke Zeichnungen.
Im Hatje Cantz Verlag ist eine gleichnamige Publikation zu dieser bemerkenswerten Aus-stellung erschienen, die rund neunzig ausgewählte, überraschend vielfältige Zeichnungen des Künstlers präsentiert. Sie stammen aus Privatbesitz oder aus dem Nachlass und werden größtenteils zum ersten Mal gezeigt.
In einer Einführung „Kurt Schwitters als Zeichner“ geben die beiden Herausgeber Isabel Schulz und Matthias Frehner einen Überblick über Schwitters‘ zeichnerisches Oeuvre. Es reicht von den frühen rhythmischen Abstraktionen, die expressionistisch oder kubistisch geprägt waren, über die dadaistischen Grotesken bis zu geometrischen Flächenkompositionen und surrealen Studien. In weiteren Textbeiträgen werden die einzelnen Etappen dieser zeichnerischen Entwicklung von Kurt Schwitters näher beleuchtet.
Obwohl das Zeichnen für den Merzkünstler nicht das wesentlichste Ausdrucksmittel dar-stellte, war es ihm jedoch als Experimentierfeld ein lebenslanges Bedürfnis. Es sind keine spektakulären Motive, die er mit verschiedenen Techniken skizzierte, doch mit ihnen hielt er seine Beobachtungen fest und entwickelte seine Ideen weiter.
Dass Schwitters Zeichnungen nun erstmals in dieser Breite in einer Ausstellung und in dem vorliegenden Bild-Text-Band der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist ein großer Gewinn, denn sie geben neue, überraschende Einblicke in die Universalität des Künstlers. Die Publikation, die durch ihre drucktechnische Qualität besticht, ist eine wertvolle Ergänzung zu den umfangreichen, teilweise mehrbändigen Schwitters-Veröffentlichungen im Hatje Cantz Verlag.
Manfred Orlick