Livia Anne Richard gelingt in ihrem zweiten Roman Anna der Vater auf warmherzige, nicht ins Kitschige abdriftende Art & Weise eine Antwort auf die Frage: Was macht Familie aus?
Das Buch handelt auf zwei Zeitebenen: Einerseits folgen wir der 19-jährigen Anna während ihres Austauschjahres in San
Francisco Ende der 1980er, andererseits der 51-jährigen Anna auf La Gomera & in der Schweiz in der…mehrLivia Anne Richard gelingt in ihrem zweiten Roman Anna der Vater auf warmherzige, nicht ins Kitschige abdriftende Art & Weise eine Antwort auf die Frage: Was macht Familie aus?
Das Buch handelt auf zwei Zeitebenen: Einerseits folgen wir der 19-jährigen Anna während ihres Austauschjahres in San Francisco Ende der 1980er, andererseits der 51-jährigen Anna auf La Gomera & in der Schweiz in der Jetztzeit.
Die 19-jährige Anna ist ein Teenager mit einem ganz eigenen Kopf, die unverblümt, unverstellt, aber auch sehr mutig & impulsiv ist. Als ihre gleichaltrige Gastschwester & beste Freundin Nora ungewollt schwanger wird, beschließt Anna die Rolle auszufüllen, die der als Vater unwillige & untaugliche biologische nicht leisten kann. Sie wird den Kindern ein Vater & es entsteht gegen alle Konventionen eine enge Bindung, die ein Leben lang dauern wird, ohne dass Nora und Anna ein Paar wären.
Die 51-jährige Anna erleben wir zunächst auf La Gomera, wo sie daran scheitert ein Buch zu schreiben, dafür aber einen Mann kennenlernt. Weiter begleiten wir sie in die Schweiz & tauchen in ihr Familienleben mit Nora ein.
Anna der Vater hat mich sehr gut unterhalten, es liest sich federleicht, ohne dass man das Buch auf die leichte Schulter nehmen könnte. Denn es sind viele schwere Themen in diesem Roman enthalten: Teenagerschwangerschaft, Abtreibung, Krebs, Demenz, Alkoholismus, Spielsucht, Intersexualität. Alle diese Themen sind aus dem Leben gegriffen & so ungewöhnlich die Geschichte dieses Romans auch daherkommt, so findet sich zwischen den beiden Buchdeckeln doch eines wieder: das Leben.
Anna der Vater wird auch von seinen Figuren getragen, Anna könnte z. B. mit ihrer Naivität & ihrem unverstellten Glauben an das Gute in den Dingen & Menschen leicht abrutschen ins Schablonenhafte. Es ist der Verdienst der Autorin, dass es hierzu nicht kommt & man mit der Zeit große Sympathie für Anna und die übrigen Protagonisten entwickelt.
Anna der Vater ist der zweite Band einer Trilogie, funktioniert aber auch als in sich geschlossener Roman.