Inanna, oder AnnaIn, Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Mondes, aber auch des Krieges, herrscht über das sumerische Uruk - ein mythischer, lichter Ort, wo Fahrstühle auch nach links und rechts fahren und Gärten vom Himmel hängen, ein Ort, der eher in der nahen Zukunft als in einer fernen Vergangenheit zu liegen scheint. AnnaIn ist schön, jung, verführerisch, aber auch ungestüm, unstet und machtbewusst. Eines Tages ruft ihre Zwillingsschwester, die Herrscherin der Unterwelt, sie zu sich. Und AnnaIn steigt hinab, in die Katakomben, ins dunkle Reich des Todes. Niemand ist je von dort zurückgekehrt. Welches Opfer wird AnnaIn bringen müssen, um wieder hinaufzusteigen, zu den Lebenden? Olga Tokarczuk erzählt in Frau Diesseits und Frau Jenseits einen 4000 Jahre alten Mythos auf einzigartige Weise neu. Mit viel Ironie und einer großen Portion Respektlosigkeit verbindet sie das Hohe und Erhabene mit dem Profanen, Allgemeinmenschlichen - und holt den altehrwürdigen Mythos so in unsere Gegenwart.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Tanya Lieske steigt gern in die aufregende Unterwelt ab, die Olga Tokarczuk in ihrem Roman entwirft. Er erzählt von der Göttin Anna In oder Inanna, die in die Unterwelt stieg und deren Mythos auf über den Globus verstreuten Tonscherben festgehalten ist, wie Lieske von Tokarczuk erfährt. Dabei schafft die Autorin eine Ober- und Unterwelt mit "Aufzügen, Plattformen und hängenden Gärten", so Lieske, die die Verschränkung verschiedener kulturgeschichtlicher Epochen bewundert. Spannend findet Lieske außerdem, dass Tokarczuk im Hinabstieg Inannas in die Unterwelt einerseits den "Urmythos aller späteren Hades-Erzählungen" sieht, ihm andererseits aber eine gewisse "postmoderne Beliebigkeit" dadurch verleihe, dass Inanna - im Gegensatz zu allen nachfolgenden vergleichbaren Figuren - kein eigennütziges Motiv habe. Eine aufregende Heldinnengeschichte und "Leuchtfeuer eines magischen Realismus", das von Lisa Palmes toll übersetzt wurde, schließt Lieske.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Als ungeheuer phantasiebegabte Erzählerin erschafft Olga Tokarczuk eine Geschichte über die Geburt der Empathie, aber auch über den Mut, sich der Welt zu stellen.« Newsweek, New York »Was für ein wunderbarer Ritt durch eine fantastische Unterwelt!« Juliane Bergmann / NDR Kultur