"Diese Prosa prunkt nicht. Es ist ein Erzählen in gelassenen epischen Dimensionen, in denen sich alles Individuelle entfalten kann. Doch es ist auch eine Prosa von gewaltiger Spannweite, die von extremen Widersprüchen und Konflikten handelt und das Leben in seiner leuchtenden sinnlichen Vielfalt sieht." -- Dieter Wellershoff
"Natürlich ist 'Anna Karenina' auch ein Liebesroman. Viel eher aber ein gewaltiges, vielstimmiges Buch über Ehe, Eifersucht, Einsamkeit, Moral, Familienbande, gesellschaftliche Zwänge, Soldatentum, Landwirtschaft, Pferderennen, Pilze und Schnepfenjagd." -- FAZ
Mit Anna Karenina schuf Lew Tolstoi eine der berühmtesten Frauengestalten der Weltliteratur. Ihr radikales Bekenntnis zu sich selbst und ihrer leidenschaftlichen Liebe beschert ihr Momente rauschhaften Glücks. Doch die Hoffnung, sich dauerhaft aus gesellschaftlichen Zwängen befreien zu können, erweist sich als fatale Illusion.
Nicht nur die tragische Heldin, auch die sie umgebenden Menschen gestaltet der Autor in einzigartiger Lebendigkeit. Ohne zu werten, macht der Roman unterschiedlichste Lebensentwürfe im Spannungsfeld zwischen individuell Ersehntem und gesellschaftlich Möglichem sichtbar. Besonders eindrucksvoll geschieht dies in der Gestalt des grüblerischen Gutsbesitzer Lewin, der zweiten Hauptfigur des Romans, dem der Autor unverkennbar Züge seiner selbst verlieh. Ob im Glanz der Petersburger Adelskreise oder im Arbeitsalltag der Bauern, Tolstoi schildert die Figuren dieses großen Gesellschaftspanoramas mit einer Meisterschaft, die sein Zeitgenosse Dostojewski als "etwas Vollkommenes" würdigte und damit das Urteil von Generationen von Lesern vorwegnahm.
"Natürlich ist 'Anna Karenina' auch ein Liebesroman. Viel eher aber ein gewaltiges, vielstimmiges Buch über Ehe, Eifersucht, Einsamkeit, Moral, Familienbande, gesellschaftliche Zwänge, Soldatentum, Landwirtschaft, Pferderennen, Pilze und Schnepfenjagd." -- FAZ
Mit Anna Karenina schuf Lew Tolstoi eine der berühmtesten Frauengestalten der Weltliteratur. Ihr radikales Bekenntnis zu sich selbst und ihrer leidenschaftlichen Liebe beschert ihr Momente rauschhaften Glücks. Doch die Hoffnung, sich dauerhaft aus gesellschaftlichen Zwängen befreien zu können, erweist sich als fatale Illusion.
Nicht nur die tragische Heldin, auch die sie umgebenden Menschen gestaltet der Autor in einzigartiger Lebendigkeit. Ohne zu werten, macht der Roman unterschiedlichste Lebensentwürfe im Spannungsfeld zwischen individuell Ersehntem und gesellschaftlich Möglichem sichtbar. Besonders eindrucksvoll geschieht dies in der Gestalt des grüblerischen Gutsbesitzer Lewin, der zweiten Hauptfigur des Romans, dem der Autor unverkennbar Züge seiner selbst verlieh. Ob im Glanz der Petersburger Adelskreise oder im Arbeitsalltag der Bauern, Tolstoi schildert die Figuren dieses großen Gesellschaftspanoramas mit einer Meisterschaft, die sein Zeitgenosse Dostojewski als "etwas Vollkommenes" würdigte und damit das Urteil von Generationen von Lesern vorwegnahm.
Leo Tolstoj "Anna Karenina"
Das ist der Roman Greta Garbos: Keine Frau hat je einen Wronskij so angeschaut wie sie, keine hat je so gelitten, keine ist je so wunderbar unter einen Zug gefallen wie die Garbo, über keine weint man so wunderbar hemmungslos und schön wie über sie. Wer weiß, ob Tolstoj wirklich noch größer wäre, wenn ihn nicht immer seine moralischen Ideen dazu verlockten, das, was er so hinreißend darstellt, auszubalancieren durch das, was er für besser hält: So meint er hier, der unwiderstehlichsten aller Liebesbezauberungen (leider ist der Geliebte ein Hohlkopf, Gott ist blind, aber was soll die Garbo tun) einen Mann entgegenstellen zu müssen, der, wie weiland bei Rousseau, im Ackerbau das Ziel des menschlichen Geistes sieht und im Kinderkriegen das Glück der Frau. Die Frau heißt Kitty, und ein schlichter Bauer spricht dann den Sinn des Lebens aus. Die Garbo kümmert sich um das alles aber nicht, und die ganz Großen, auch wenn sie also zu wissen glauben, was gut wäre, werden dann doch eher noch größer, wo sie schildern, was sie am liebsten gar nicht sähen. Und wie Dantes Sprache schmilzt, wo er Francesca in der Hölle zeigt, so analysiert Tolstoj, eh er sie zugrundegehn läßt, die Garbo so eindringlich und dann doch durchdrungen von ihrer Schönheit, vom Recht ihrer Sinne und von der ruhigen Größe ihres Verlangens nach Glück, daß man kaum die unendliche Weite dieser schreibenden Seele wahrhaben möchte, wenn sie dann, nach soviel Glanz und Leid, behaupten mag, der Mensch sei doch noch ein andrer und wer nicht an den Ackerbau glaube, lande mit Recht unter der Eisenbahn. Richtig hassenswert sieht er dann aus in seiner ackerkrumenbraunen Rechtschaffenheit. Aber dann kommt uns wieder die Garbo in den Sinn, und wir sagen uns (und fangen noch einmal das Buch an): Wer das erfunden und geschrieben haben kann, dem ist alles vergeben. Soll er sich ruhig als Gott aufspielen - was ist das schon neben solchen Gestalten! (Leo Tolstoj: "Anna Karenina". Aus dem Russischen übersetzt von Fred Ottow. Deutscher Taschenbuch Verlag, München. 1024 S., br., 24,90 DM; ebenfalls bei Diogenes, Insel, Nymphenburger.) R.V.
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«Diese Prosa prunkt nicht. Es ist ein Erzählen in gelassenen epischen Dimensionen, in denen sich alles Individuelle entfalten kann. Doch es ist auch eine Prosa von gewaltiger Spannweite, die von extremen Widersprüchen und Konflikten handelt und das Leben in seiner leuchtenden sinnlichen Vielfalt sieht.» Dieter Wellershoff