A magnificent drama of vengeance, infidelity, and retribution, Anna Karenina portrays the moving story of people whose emotions conflict with the dominant social mores of their time. Sensual, rebellious Anna falls deeply and passionately in love with the handsome Count Vronsky. When she refuses to conduct the discreet affair that her cold, ambitious husband (and Russian high society) would condone, she is doomed. Set against the tragic love of Anna and Vronsky, the plight of the melancholy nobleman Konstantine Levin unfolds. In doubt about the meaning of life, haunted by thoughts of suicide, Levin's struggles echo Tolstoy's own spiritual crisis. But Anna's inner turmoil mirrors the own emotional imprisonment and mental disintegration of a woman who dares to transgress the strictures of a patriarchal world. In Anna Karenina, Leo Tolstoy brought to perfection the novel of social realism and created a masterpiece that bared the Russian soul.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.19961878
Leo Tolstoj "Anna Karenina"
Das ist der Roman Greta Garbos: Keine Frau hat je einen Wronskij so angeschaut wie sie, keine hat je so gelitten, keine ist je so wunderbar unter einen Zug gefallen wie die Garbo, über keine weint man so wunderbar hemmungslos und schön wie über sie. Wer weiß, ob Tolstoj wirklich noch größer wäre, wenn ihn nicht immer seine moralischen Ideen dazu verlockten, das, was er so hinreißend darstellt, auszubalancieren durch das, was er für besser hält: So meint er hier, der unwiderstehlichsten aller Liebesbezauberungen (leider ist der Geliebte ein Hohlkopf, Gott ist blind, aber was soll die Garbo tun) einen Mann entgegenstellen zu müssen, der, wie weiland bei Rousseau, im Ackerbau das Ziel des menschlichen Geistes sieht und im Kinderkriegen das Glück der Frau. Die Frau heißt Kitty, und ein schlichter Bauer spricht dann den Sinn des Lebens aus. Die Garbo kümmert sich um das alles aber nicht, und die ganz Großen, auch wenn sie also zu wissen glauben, was gut wäre, werden dann doch eher noch größer, wo sie schildern, was sie am liebsten gar nicht sähen. Und wie Dantes Sprache schmilzt, wo er Francesca in der Hölle zeigt, so analysiert Tolstoj, eh er sie zugrundegehn läßt, die Garbo so eindringlich und dann doch durchdrungen von ihrer Schönheit, vom Recht ihrer Sinne und von der ruhigen Größe ihres Verlangens nach Glück, daß man kaum die unendliche Weite dieser schreibenden Seele wahrhaben möchte, wenn sie dann, nach soviel Glanz und Leid, behaupten mag, der Mensch sei doch noch ein andrer und wer nicht an den Ackerbau glaube, lande mit Recht unter der Eisenbahn. Richtig hassenswert sieht er dann aus in seiner ackerkrumenbraunen Rechtschaffenheit. Aber dann kommt uns wieder die Garbo in den Sinn, und wir sagen uns (und fangen noch einmal das Buch an): Wer das erfunden und geschrieben haben kann, dem ist alles vergeben. Soll er sich ruhig als Gott aufspielen - was ist das schon neben solchen Gestalten! (Leo Tolstoj: "Anna Karenina". Aus dem Russischen übersetzt von Fred Ottow. Deutscher Taschenbuch Verlag, München. 1024 S., br., 24,90 DM; ebenfalls bei Diogenes, Insel, Nymphenburger.) R.V.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Leo Tolstoj "Anna Karenina"
Das ist der Roman Greta Garbos: Keine Frau hat je einen Wronskij so angeschaut wie sie, keine hat je so gelitten, keine ist je so wunderbar unter einen Zug gefallen wie die Garbo, über keine weint man so wunderbar hemmungslos und schön wie über sie. Wer weiß, ob Tolstoj wirklich noch größer wäre, wenn ihn nicht immer seine moralischen Ideen dazu verlockten, das, was er so hinreißend darstellt, auszubalancieren durch das, was er für besser hält: So meint er hier, der unwiderstehlichsten aller Liebesbezauberungen (leider ist der Geliebte ein Hohlkopf, Gott ist blind, aber was soll die Garbo tun) einen Mann entgegenstellen zu müssen, der, wie weiland bei Rousseau, im Ackerbau das Ziel des menschlichen Geistes sieht und im Kinderkriegen das Glück der Frau. Die Frau heißt Kitty, und ein schlichter Bauer spricht dann den Sinn des Lebens aus. Die Garbo kümmert sich um das alles aber nicht, und die ganz Großen, auch wenn sie also zu wissen glauben, was gut wäre, werden dann doch eher noch größer, wo sie schildern, was sie am liebsten gar nicht sähen. Und wie Dantes Sprache schmilzt, wo er Francesca in der Hölle zeigt, so analysiert Tolstoj, eh er sie zugrundegehn läßt, die Garbo so eindringlich und dann doch durchdrungen von ihrer Schönheit, vom Recht ihrer Sinne und von der ruhigen Größe ihres Verlangens nach Glück, daß man kaum die unendliche Weite dieser schreibenden Seele wahrhaben möchte, wenn sie dann, nach soviel Glanz und Leid, behaupten mag, der Mensch sei doch noch ein andrer und wer nicht an den Ackerbau glaube, lande mit Recht unter der Eisenbahn. Richtig hassenswert sieht er dann aus in seiner ackerkrumenbraunen Rechtschaffenheit. Aber dann kommt uns wieder die Garbo in den Sinn, und wir sagen uns (und fangen noch einmal das Buch an): Wer das erfunden und geschrieben haben kann, dem ist alles vergeben. Soll er sich ruhig als Gott aufspielen - was ist das schon neben solchen Gestalten! (Leo Tolstoj: "Anna Karenina". Aus dem Russischen übersetzt von Fred Ottow. Deutscher Taschenbuch Verlag, München. 1024 S., br., 24,90 DM; ebenfalls bei Diogenes, Insel, Nymphenburger.) R.V.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main