"Ein !MUSS! für Dich als Paartherapeut!" - so bekam ich dieses Buch von einem Kollegen empfohlen.
Was aber ist dieses Besondere an diesem Roman? Dem Attribut "der schönste Liebesroman der Weltliteratur" mag ich mich nicht anschließen. Auch ins Fach: "Unterhaltung" würde ich diesen Roman gar nicht
einordnen, da hält nichts unten . . .
Das Besondere an diesem Roman ist die Dichte und die…mehr"Ein !MUSS! für Dich als Paartherapeut!" - so bekam ich dieses Buch von einem Kollegen empfohlen.
Was aber ist dieses Besondere an diesem Roman? Dem Attribut "der schönste Liebesroman der Weltliteratur" mag ich mich nicht anschließen. Auch ins Fach: "Unterhaltung" würde ich diesen Roman gar nicht einordnen, da hält nichts unten . . .
Das Besondere an diesem Roman ist die Dichte und die Variabilität der Empfindungen, Gefühle und deren Ausdruck, oft im Widerstreit untereinander und die Bandbreite unser aller Innenleben, lässt Tolstoi anhand dieser uns vielleicht so fremden russischen Protagonisten lebendig werden.
Wenn ich mir meiner vielschichtigen Empfindungen bewusst werde, damit in den Kontakt zu meiner - / meinem Liebsten gehe, birgt das die größte Chance uns wechselseitig wirklich verstehen zu lernen . . .
Leo Tolstoi bringt es fertig die Empfindungen eines Jagdhundes in Worten und der Beschreibung der Handlungen des Tieres zu beschreiben, dass jeder, der sich etwas mehr mit einem uns so nahen Tieres wie einem Hund befasst hat, feststellen wird: der Hund kann fühlen, einschätzen, wahrnehmen und sich einfügen in das Geschehen welches der Mensch im tun vorgibt. So unwissenschaftlich wie diese Beschreibung sein mag - es ist einfach evident!
Was an diesem Beispiel deutlich wird: Ich kann mich als Mensch, als Mann oder Frau, viel differenzierter wahrnehmen lernen als das gemeinhin der Fall ist. So gesehen ist dieses Buch eine gute Hilfe andere Bücher besser zu verstehen, wie z.B. "Die Wahrheit beginnt zu zweit" (Persönlichkeitsentwicklung braucht Dein Gegenüber!) - "Liebe Dich selbst und es ist egal wen Du heiratest"; (im Spiegel des Anderen eigene Schatten wahrnehmen) oder: "Die Psychologie der sexuellen Leidenschaft" (Differenzierung als Methode der Selbstreflexion).
Anhand dieser russischen Protagonisten und einer sehr differenziert beschriebenen Gefühlswelt wird möglich, was ich im Streit mit Dir nicht wahrhaben will: Du bist ein sehr differenziertes Wesen - oder wie Michael Lukas Moeller es ausdrückt:"Ich bin nicht du und ich weiß dich nicht!" - hier liefert Leo Tolstoi das Material, welches wir so gerne geheim halten. Nach der Lektüre ist es mir als Leser nicht mehr möglich Dir einfachste Motive zu unterstellen . . .
So gesehen ist "Anna Karenina" von Leo N. Tolstoi ein Wegbereiter zum tieferen Verständnis unserer Beziehungsthemen, zum verstehen all der so gut gemeinten "Paartherapie-Fachliteratur" wie oben ausschnittweise angeführt.
Für Menschen, die sich und die weichen Anteile wie Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche besser wahrnehmen lernen wollen - na gut, ein muss oder lieber: eine sehr bunte Herangehensweise! Für diese Menschen ein sehr wertvolles Buch! Wilfried Ott