Eine Reise ins Herz des Widerstands: Arnold Thünker erzählt von einem, der über Grenzen hinweg Liebe findet
Nach seinem hochgelobten Debütroman Keiner wird bezahlen erzählt Arnold Thünker erneut auf eindringliche Weise, wie es einem jungen Menschen ergeht, der mit aller Gewalt in die Welt der Erwachsenen gestoßen wird. Subtil, einfühlsam, atmosphärisch dicht und mit feinem Sinn für Konflikte und Sehnsüchte.
Mit seiner jüngeren Schwester Vera fährt Paul zur Lieblingstante - zum ersten Mal ohne Eltern, im Interzonenzug, über die deutsch-deutsche Grenze. Schon am Bahnhof beginnt das Fremde. Bis die Tante sie in Empfang nimmt, erleben die beiden Willkür und Gleichgültigkeit.
Das Leben auf dem Hof der Tante und die kuriosen Regeln des sozialistischen Alltags stellen Paul dann vor ganz neue Herausforderungen. Die aufbrausende Wut der Tante, die ihren Hof nicht dem Kollektiv opfern will, ihr trotziges Aufbegehren gegen Gesetze und Pläne der Partei, ihre List angesichts der Mangelwirtschaft - all das nimmt Paul zwar wahr, aber ihn beschäftigen ganz andere Dinge. Bei einem Besuch in Ottos Frisörsalon erfährt er von Anne, dem Mädchen im Rollstuhl. Und schon bei ihrer ersten Begegnung ist ihm klar, dass Anne etwas ganz Besonderes ist.
Anne und Paul ist ein wunderbar schwebendes, sehnsuchtsvolles Buch, erzählt in einer eigenwilligen Sprache und mit kunstvollen filmischen Schnitten.
Über seinen im Jahr 2004 erschienenen Debütroman Keiner wird bezahlen schrieb die Süddeutsche Zeitung: »Es ist vielleicht eine ganz durchschnittliche deutsche Jungmännergeschichte, die Arnold Thünker erzählt, aber er erzählt sie mit einer solchen Intensität, ja einer Inbrunst und einem bohrenden Wahrheitswillen, dass ihr Schmerz noch eine Weile im Leser nachwirkt.«
Nach seinem hochgelobten Debütroman Keiner wird bezahlen erzählt Arnold Thünker erneut auf eindringliche Weise, wie es einem jungen Menschen ergeht, der mit aller Gewalt in die Welt der Erwachsenen gestoßen wird. Subtil, einfühlsam, atmosphärisch dicht und mit feinem Sinn für Konflikte und Sehnsüchte.
Mit seiner jüngeren Schwester Vera fährt Paul zur Lieblingstante - zum ersten Mal ohne Eltern, im Interzonenzug, über die deutsch-deutsche Grenze. Schon am Bahnhof beginnt das Fremde. Bis die Tante sie in Empfang nimmt, erleben die beiden Willkür und Gleichgültigkeit.
Das Leben auf dem Hof der Tante und die kuriosen Regeln des sozialistischen Alltags stellen Paul dann vor ganz neue Herausforderungen. Die aufbrausende Wut der Tante, die ihren Hof nicht dem Kollektiv opfern will, ihr trotziges Aufbegehren gegen Gesetze und Pläne der Partei, ihre List angesichts der Mangelwirtschaft - all das nimmt Paul zwar wahr, aber ihn beschäftigen ganz andere Dinge. Bei einem Besuch in Ottos Frisörsalon erfährt er von Anne, dem Mädchen im Rollstuhl. Und schon bei ihrer ersten Begegnung ist ihm klar, dass Anne etwas ganz Besonderes ist.
Anne und Paul ist ein wunderbar schwebendes, sehnsuchtsvolles Buch, erzählt in einer eigenwilligen Sprache und mit kunstvollen filmischen Schnitten.
Über seinen im Jahr 2004 erschienenen Debütroman Keiner wird bezahlen schrieb die Süddeutsche Zeitung: »Es ist vielleicht eine ganz durchschnittliche deutsche Jungmännergeschichte, die Arnold Thünker erzählt, aber er erzählt sie mit einer solchen Intensität, ja einer Inbrunst und einem bohrenden Wahrheitswillen, dass ihr Schmerz noch eine Weile im Leser nachwirkt.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2009Enge Welt
Wieder ein Dorf, wieder eine Kindheit, wieder Deutschland: Arnold Thünker lässt seinem gelobten autobiographischen Debüt über die Emanzipation aus der Enge eines westdeutschen Bauerndorfes einen Roman über die Emanzipation aus der Enge des ostdeutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates folgen. Im Interzonenzug passieren Paul und seine Schwester Vera die Grenze, die ihre heile bundesrepublikanische Welt vom robusten deutsch-demokratischen Alltag auf dem Hof ihrer Lieblingstante trennt. Oder verbindet? Ein veritabler Weltenwechsel ist diese Reise ins Herz des Sozialismus, in dem die Tante mürbe wird vom Widerstand gegen die bevorstehende Enteignung; in dem Opa Walther "wie ausgestopft" hinter dem Küchenfenster wacht und Onkel Tom sein Gebiss klappern lässt zu Geschichten "von vor dem Krieg". Thünker neigt zu Präsens und Parataxe: "Das sind Verdienstorden. Es gibt keinen im Dorf, der nicht irgendeinen hat. Selbst seiner Tante wollten sie mal einen verleihen. Sie fegt immer am Samstag die Straße vor ihrem Haus, eine Kreisstraße." Das schmale Büchlein hält dieser narrativen Nahaufnahme spielend stand, doch wirkt es mitunter gar zu kunst-karg. Paul trifft im Dorf auf Anne. Anne sitzt im Rollstuhl. Eine Kinderliebe. Die Abreise. Das Warten. Die Wende. Schuldgefühle und Wiedergutmachung - an Annes Sterbebett. Man weiß nicht, wie man das finden soll. Dorfchronik. Déjà-vu. (Arnold Thünker: "Anne und Paul". Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 160 S., geb., 16,95 [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wieder ein Dorf, wieder eine Kindheit, wieder Deutschland: Arnold Thünker lässt seinem gelobten autobiographischen Debüt über die Emanzipation aus der Enge eines westdeutschen Bauerndorfes einen Roman über die Emanzipation aus der Enge des ostdeutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates folgen. Im Interzonenzug passieren Paul und seine Schwester Vera die Grenze, die ihre heile bundesrepublikanische Welt vom robusten deutsch-demokratischen Alltag auf dem Hof ihrer Lieblingstante trennt. Oder verbindet? Ein veritabler Weltenwechsel ist diese Reise ins Herz des Sozialismus, in dem die Tante mürbe wird vom Widerstand gegen die bevorstehende Enteignung; in dem Opa Walther "wie ausgestopft" hinter dem Küchenfenster wacht und Onkel Tom sein Gebiss klappern lässt zu Geschichten "von vor dem Krieg". Thünker neigt zu Präsens und Parataxe: "Das sind Verdienstorden. Es gibt keinen im Dorf, der nicht irgendeinen hat. Selbst seiner Tante wollten sie mal einen verleihen. Sie fegt immer am Samstag die Straße vor ihrem Haus, eine Kreisstraße." Das schmale Büchlein hält dieser narrativen Nahaufnahme spielend stand, doch wirkt es mitunter gar zu kunst-karg. Paul trifft im Dorf auf Anne. Anne sitzt im Rollstuhl. Eine Kinderliebe. Die Abreise. Das Warten. Die Wende. Schuldgefühle und Wiedergutmachung - an Annes Sterbebett. Man weiß nicht, wie man das finden soll. Dorfchronik. Déjà-vu. (Arnold Thünker: "Anne und Paul". Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 160 S., geb., 16,95 [Euro].) teut
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»Arnold Thünker ist ein dezenter Autor - ein guter Beobachter [...].« SWR 2