D-Day, Prager Frühling, Islamische Revolution, Srebrenica, 9/11, Verdun, Kapitulation Saigons - diese historischen Ereignisse haben sich weltweit tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Alljährlich wird an bestimmten Tagen die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig gehalten, oft mit großen Feierlichkeiten und öffentlichen Ritualen. Weshalb eigentlich? Jahrestage sind wichtige Denkmäler der Zeit und Selbstbestätigung der Identität von Nationen, politischen Gemeinschaften oder ideologischen Bewegungen. Sie zeigen das, was Freiheit, Tyrannei, Unterdrückung und Befreiung bedeutet. Diese Form des Gedenkens vereint, bewegt und polarisiert, sie bringt Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung hervor und schafft emotionale Erinnerungsräume. Der Fotograf Marc Beckmann beobachtet seit 2004 Militärparaden, Staatsakte, Gedenkminuten und Demonstrationen im Rahmen ausgewählter Jahrestage in der ganzen Welt. Jedoch verlässt er den oft streng protokollarisch festgelegten Rahmen und richtet stattdessen seine Kamera auf die stillen Randbeobachtungen der einzelnen Veranstaltungen. So reproduziert er nicht eine vorgegebene Sichtweise und Interpretation, sondern offenbart den Umgang, die Inszenierungen und die Instrumentalisierung von Geschichte durch die jeweils Herrschenden in der Gegenwart.