Johannes Brenz (1499-1570) erklärt den Römerbrief 1527/28 und 1538/29 in handschriftlich überlieferten Vorbereitungen zu Predigten und veröffentlicht 1564 einen Kommentar. Der Herausgeber der Auslegung von 1538 (J. C. B. Mohr 1986) legt nun den Kommentar von 1527 vor. Mit der Auslegung von 1527 wird sichtbar, wie Brenz in seinem Verständnis die rhetorische Auslegungsmethode von Melanchthon kritisch aufgreift und der Theologie von Luther eigenständig folgt. Der Vergleich mit den späteren Kommentaren zeigt, wie Brenz in ihnen kritische Einsichten Melanchthons beachtet, sich aber in der Sache treu bleibt. Stefan Strohm verweist mit Zitaten in den Fußnoten der Edition auf das stille Gespräch von Brenz mit dem Humanismus und anderen Reformatoren. In der Einleitung skizziert er den Zeithorizont sowie die neue, argumentative Methode der Auslegung und die eigenständige theologische Position von Brenz.