Aus unbescholtenen Bürgern werden auf einen Schlag Menschen, die unwürdig behandelt und schikaniert werden. Grete Weil benötigt dabei nur 85 Seiten, um sichtbar zu machen, wie Menschen im seelischen Ausnahmezustand reagieren. Jeder verhält sich anders, um das Unvermeidliche zu verdrängen oder die
vermeintlich einzige Chance des Überlebens zu ergreifen und dabei auch moralischen Grundsätze über…mehrAus unbescholtenen Bürgern werden auf einen Schlag Menschen, die unwürdig behandelt und schikaniert werden. Grete Weil benötigt dabei nur 85 Seiten, um sichtbar zu machen, wie Menschen im seelischen Ausnahmezustand reagieren. Jeder verhält sich anders, um das Unvermeidliche zu verdrängen oder die vermeintlich einzige Chance des Überlebens zu ergreifen und dabei auch moralischen Grundsätze über Bord zu werfen. Doch eines ist allen gemeinsam: Verzweifelt klammern sie sich ans Leben und versuchen die letzten Stunden eine Normalität aufrechtzuerhalten, die es längst nicht mehr gibt. Grete Weil beschreibt alles so bildhaft klar, berührend und intensiv, sodass man die Mutlosigkeit und das Entsetzen in jeder einzelnen Zeile spüren kann.
Das Buch ist auch deshalb so aufrüttelnd und hochemotional, weil man als Leser ja genau weiß, welche Gräuel die Menschen noch auszuhalten haben. Es ist einfach beschämend, was Menschen anderen antun können. Und noch beschämender ist, nichts aus der Vergangenheit zu lernen.
Gerade deshalb ist es so wichtig dem Vergessen immer wieder etwas entgegenzusetzen. Grete Weil ist dies mit ihrem beeindruckenden Zeitdokument "Ans Ende der Welt" glänzend gelungen.