Am 17. Mai 1943 wird Salomon Waterdragers jüdische Familie in Amsterdam verhaftet. Voll ohnmächtiger Wut versucht Waterdrager die Nazis davon zu überzeugen, dass es sich um einen Irrtum handelt - und sitzt dabei selbst einem schrecklichen Irrtum auf.Ans Ende der Welt ist das erste literarische Zeugnis der Deportation holländischer Juden durch die Nazis. Voller Szenen, die Weil als Emigrantin in Amsterdam selbst mitangesehen hatte: die Abholung der Familien, der Aufenthalt im Theater Schouwburg, das als Sammellager dient, die Arbeit des Jüdischen Rates, der die Verhafteten beruhigt und versorgt, und auch die Arbeit einer Widerstandsgruppe. Vor allem aber: die Verhöre und die Folter durch die Nazis, die die Gefangenen dazu bringen, Verrat an ihren Nächsten zu begehen. Beklemmend schildert Grete Weil die Atmosphäre der Angst, Verzweiflung und Hoffnung, an die sich die Verlorenen klammern. Aber sie erzählt auch einfühlsam von einer ersten, scheuen Liebe im Angesicht des nahen Todes.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Stephanie von Oppen erkennt in Grete Weils knappem Roman ein Kunstwerk der besonderen Art. Wie die Autorin nur vier Jahre nach Kriegsende eine Geschichte über die Vertreibung der Juden aus Amsterdam entwirft, die die willkürliche Gewalt der Besatzer und die Ohnmacht der jüdischen Bevölkerung präzise und eindringlich erfasst und zugleich eine Liebesgeschichte beinhaltet, erscheint Oppen wie eine wundersame Flaschenpost. Weils genaue Beobachtungen und ihr knapper, distanzierter und verdichtender Ton machen das Buch für Oppen darüber hinaus so lesenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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