Alexander von Humboldt (1769-1859) nannte es ein »Lieblingswerk« - seine Ansichten der Natur. Zurückgekehrt von der sensationellen Forschungsreise durch Lateinamerika, schildert der Weitgereiste seine noch frischen Eindrücke. Verfasst hat Alexander von Humboldt keine Faktensammlung, sondern einen grandiosen Überblick über Ströme, Urwälder, Vulkane, Bodenschätze, Klima, Bio- und Geologie, Lebensweise und Wirtschaft der Einwohner des Kontinents. Und wie immer geht es ihm dabei um das lebendige Zusammenwirken aller Kräfte der Natur und der Kultur. Von seiner Fähigkeit zur Synthese, die der modernen Wissenschaft weitgehend abhandengekommen ist, können wir heute nur träumen. In der ANDEREN BIBLIOTHEK sind von Alexander von Humboldt Ansichten der »Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas« und sein Hauptwerk »Kosmos« erschienen. 2017 veröffentlichte die ANDERE BIBLIOTHEK das biographische Porträt »Mein vielbewegtes Leben«, präsentiert von Frank Holl.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.09.2019Humboldt lesen
Das Reisen und das Schreiben durchdrangen bei Alexander von Humboldt einander. Schreib- und Zeichenfeder war mit den Messinstrumenten, Karten und Tabellen im Bunde, die knappe Tagebuchnotiz mit der großformatigen illustrierten Reisebeschreibung oder dem mehrbändigen „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ (1845-1862).
Humboldt lesen heißt nicht nur eintauchen in das Werk eines Autors, der das Verhältnis von „Einheit und Vielfalt in der Natur“ umkreiste. Es heißt auch einen Autor entdecken, der sich im Kosmos des Schreibens und der publizistischen Formate so ausgreifend bewegte wie der Reisende in der physischen Welt. Wenn es eine Konstante der neueren Publikationen zu Alexander von Humboldt gibt, dann ist es die Entdeckung der Ausmaße dieses Humboldt-Kosmos.
Im Zentrum dieser Neuentdeckung stehen die Digitalisierungsprojekte der Humboldt Universität zu Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie die Erschließung eines bisher weitgehend unbekannten Werkteils, der zahlreichen Aufsätze und Artikel in Zeitschriften und Zeitschriften durch die Universität Bern. Dieser „Andere Kosmos“ der in vielen Weltgegenden und vielen Sprachen gedruckten unselbstständigen Schriften hat sein Gegenstück in der Digitalisierung der Manuskripte, also der Reisetagebücher, Briefe sowie der Hörermitschriften zu Humboldts Vorlesungen. (https://www.culture.hu-berlin.de/de/forschung/projekte/hidden-kosmos/veroeffentlichte-nachschriften).
Wer den erhellenden Insel-Band mit Henriette Kohlrauschs Nachschrift der „Kosmos-Vorlesungen“ in der Berliner Singakademie zur Hand nimmt, kann im Netz Einblick nehmen in die Handschrift und die Mitschriften zu den Vorlesungen an der Universität. Wer in Andreas W. Daums knapper, konziser Biografie die England-Reise des jungen Alexander von Humboldt nachverfolgt, findet bei https://edition-humboldt.de/ leicht das Reisetagebuch. Die Humboldt-Chronologie (http://edition-humboldt.de/X0000001) erschließt minutiös alle Lebensstationen und verlinkt die Einzeldaten mit den digitalisierten Briefen und Schriften Humboldts.
Lothar Müller
Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur. Andere Bibliothek, Berlin 2019. 512 S., 24 Euro.
Alexander von Humboldt: Das Buch der Begegnungen. Menschen – Kulturen – Geschichten. Aus den Amerikanischen Reisetagebüchern. Herausgegeben von Ottmar Ette. Manesse Verlag, München 2018. 416 S., 45 Euro.
Alexander von Humboldt / Henriette Kohlrausch: Die Kosmos-Vorlesung an der Berliner Singakademie. Herausgegeben von Christian Kassung und Christian Thomas. Insel Verlag, Berlin 2019. 330 S., 16 Euro.
Alexander von Humboldt: Der Andere Kosmos. Herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich. 70 Texte, 70 Orte, 70 Jahre. 1789-1859. dtv, München2019, 448 S. 30 Euro.
Alexander von Humboldt: Die Russland-Expedition. Herausgegeben von Oliver Lubrich. Mit einem Nachwort von Karl Schlögel. C.H. Beck Verlag, München 2019. 224 S., 18 Euro.
Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019. 128 S., 9,95 Euro.
Ottmar Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch. Leben. Werk. Wirkung. Metzler Verlag, Stuttgart 2018. 332 S., 99,99 Euro.
Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Berlin 2019. 476 S., 14 Euro.
Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten. Siedler Verlag, München 2018. 288 S., 20 Euro.
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Das Reisen und das Schreiben durchdrangen bei Alexander von Humboldt einander. Schreib- und Zeichenfeder war mit den Messinstrumenten, Karten und Tabellen im Bunde, die knappe Tagebuchnotiz mit der großformatigen illustrierten Reisebeschreibung oder dem mehrbändigen „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ (1845-1862).
Humboldt lesen heißt nicht nur eintauchen in das Werk eines Autors, der das Verhältnis von „Einheit und Vielfalt in der Natur“ umkreiste. Es heißt auch einen Autor entdecken, der sich im Kosmos des Schreibens und der publizistischen Formate so ausgreifend bewegte wie der Reisende in der physischen Welt. Wenn es eine Konstante der neueren Publikationen zu Alexander von Humboldt gibt, dann ist es die Entdeckung der Ausmaße dieses Humboldt-Kosmos.
Im Zentrum dieser Neuentdeckung stehen die Digitalisierungsprojekte der Humboldt Universität zu Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie die Erschließung eines bisher weitgehend unbekannten Werkteils, der zahlreichen Aufsätze und Artikel in Zeitschriften und Zeitschriften durch die Universität Bern. Dieser „Andere Kosmos“ der in vielen Weltgegenden und vielen Sprachen gedruckten unselbstständigen Schriften hat sein Gegenstück in der Digitalisierung der Manuskripte, also der Reisetagebücher, Briefe sowie der Hörermitschriften zu Humboldts Vorlesungen. (https://www.culture.hu-berlin.de/de/forschung/projekte/hidden-kosmos/veroeffentlichte-nachschriften).
Wer den erhellenden Insel-Band mit Henriette Kohlrauschs Nachschrift der „Kosmos-Vorlesungen“ in der Berliner Singakademie zur Hand nimmt, kann im Netz Einblick nehmen in die Handschrift und die Mitschriften zu den Vorlesungen an der Universität. Wer in Andreas W. Daums knapper, konziser Biografie die England-Reise des jungen Alexander von Humboldt nachverfolgt, findet bei https://edition-humboldt.de/ leicht das Reisetagebuch. Die Humboldt-Chronologie (http://edition-humboldt.de/X0000001) erschließt minutiös alle Lebensstationen und verlinkt die Einzeldaten mit den digitalisierten Briefen und Schriften Humboldts.
Lothar Müller
Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur. Andere Bibliothek, Berlin 2019. 512 S., 24 Euro.
Alexander von Humboldt: Das Buch der Begegnungen. Menschen – Kulturen – Geschichten. Aus den Amerikanischen Reisetagebüchern. Herausgegeben von Ottmar Ette. Manesse Verlag, München 2018. 416 S., 45 Euro.
Alexander von Humboldt / Henriette Kohlrausch: Die Kosmos-Vorlesung an der Berliner Singakademie. Herausgegeben von Christian Kassung und Christian Thomas. Insel Verlag, Berlin 2019. 330 S., 16 Euro.
Alexander von Humboldt: Der Andere Kosmos. Herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich. 70 Texte, 70 Orte, 70 Jahre. 1789-1859. dtv, München2019, 448 S. 30 Euro.
Alexander von Humboldt: Die Russland-Expedition. Herausgegeben von Oliver Lubrich. Mit einem Nachwort von Karl Schlögel. C.H. Beck Verlag, München 2019. 224 S., 18 Euro.
Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt. C.H. Beck, München 2019. 128 S., 9,95 Euro.
Ottmar Ette (Hrsg.): Alexander von Humboldt-Handbuch. Leben. Werk. Wirkung. Metzler Verlag, Stuttgart 2018. 332 S., 99,99 Euro.
Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Berlin 2019. 476 S., 14 Euro.
Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten. Siedler Verlag, München 2018. 288 S., 20 Euro.
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"In diesem Buch berichtet Alexander von Humboldt über geografische und klimatische Verhältnisse, er schildert das nächtliche Tierleben im Urwald, beschreibt seine Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse oder berichtet vom letzten Herrscher des Inkareiches, Atahualpa. (...) Der Band "Ansichten der Natur" macht anschaulich, wie er zu seinem außergewöhnlichen enzyklopädischen Wissen kam. Auf seiner Reise durch Amerika konnte er deshalb die neuesten wissenschaftlichen Instrumente nutzen und wusste stets über den Stand der Forschungen Bescheid, weil er sich in ständiger länderübergreifender Korrespondenz aktuelle Forschungsergebnisse und Reiseberichte beschaffte." Deutschlandfunk 20190617