Der Band nimmt Gedankengänge auf, die Ernst Tugendhat in seinem Buch Egozentrizität und Mystik ausgeführt hat. Die Religion, die im vorherigen Buch neben der Mystik ein Randdasein führte, tritt jetzt in den Vordergrund. Für die Neuauflage hat Ernst Tugendhat den Band um zwei neue Beiträge erweitert: Nazismus und Universalismus. Ist die universalistische Moral historisch erklärbar? und Noch einmal über normative Gleichheit. Was immer Metaphysik heißen mag, es reduziert sich, so die These dieses Buches, auf Anthropologie, weil alle metaphysischen Themen sich als Elemente des menschlichen Verstehens erweisen. Sodann kommt Ernst Tugendhat noch zu einer anderen Erklärung für den Primat der Anthropologie: Alles Historische verliert seine Gültigkeit für uns, wenn es sich nur aus Tradition begründen läßt; und so bleibt die Frage nach dem Sein des Menschen übrig, wenn alles, was nur zu Traditionen gehört, wie ein Vorhang weggezogen wird. Was aber ist philosophische Anthropologie, und wodurch unterscheidet sie sich von der empirischen Anthropologie? Das Buch geht diesen Fragen nach und widmet sich daneben anthropologischen Einzelthemen wie Willensfreiheit, intellektuelle Redlichkeit, Moral, Religion und unser Verhältnis zum Tod.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als Philosophen, "der den Satz ernst nimmt", charakterisiert Cord Riechelmann Ernst Tugendhat in seiner Besprechung eines neuen Aufsatzbandes, der passend zum achtzigsten Geburtstag Tugendhats veröffentlicht wird. Abgewonnen ist die Konzentration des Philosophen auf die Sätze der angelsächsischen analytischen Sprachphilosophie, der sich Tugendhat nach seinen Heideggernahen Anfängen zuwandte. Und die theoretische Pointe dieser Konzentration ist tiefgreifend: Im Satz nämlich und seinen prädikativen Strukturen gewinnt der Mensch einen Weltbezug, der dem Gefangensein des Tiers in seiner jeweiligen Lage, entrinnt. Wie sehr Tugendhat seine theoretisch entfalteten Argumente in die Praxis umzusetzen bereit sei, sehe man daran, so Riechelmann, dass er zuletzt ein hohes Preisgeld in den Aufbau einer palästinensischen Schule steckte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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