Im fünften vorchristlichen Jahrhundert begann im Kreis der griechischen Insel- und Küstenwelt das philosophische Nachdenken über die Politik. Das darauffolgende Jahrhundert erlebte die Uraufführung des Stückes 'Aristoteles gegen Platon', die Suche nach Gerechtigkeit im Empirisch-Vorfindlichen gegen ihre theoretische Konstruktion, das bis heute immer wieder neu gespielt wird. Neben den beiden großen Antipoden stellt diese Einführung den ganzen Reichtum politischer Philosophie in der Antike vor: von Thukydides und Xenophon über die Kyniker und die Stoa bis hin zu Polybios und Cicero. Walter Reese-Schäfers Überblicksdarstellung ist direkt aus den Quellen gearbeitet. Gleichwohl zeichnet der Autor kein Bild vergangener politischer Philosophie, wie sie für sich gewesen sein mag, sondern eines aus dem Geist gegenwärtigen Demokratiedenkens.
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"Eine direkt aus den Quellen erarbeitete einführende Gesamtdarstellung zur 'Antiken politischen Philosophie' legt jetzt Walter Reese-Schäfer unter gleichnamigem Titel vor. Er will damit die Lesenden zu den Originaltexten hinführen und beabsichtigt dabei die 'Herstellung der Frageursprünglichkeit', also das Aufgreifen jener Probleme und Themen, die seinerzeit zu den philosophischen Reflexionen führten. Von diesem Ansatz ausgehend widmet er sich dem Übergang vom Mythos zum Logos als zentraler intellektueller Voraussetzung für das Entstehen der Philosophie sowie der Perikleischen Demokratie als deren politischer Voraussetzung. Danach geht es um die politische Wissenschaft bei Thukydides und die aus den Werken Platons überlieferten Auseinandersetzungen um das Recht des Stärkeren und die Lehrbarkeit der Politik, aber auch um das Schicksal und Wirken des Sokrates sowie Platons eigene Staatstheorie und sein Verhältnis zur praktischen Politik. In Aristoteles' Philosophie sieht Reese- Schäfer den Ausdruck einer systematischen Verwissenschaftlichung des Politischen, beschreibt Xenophons 'Fürstenspiegel' und die Mühsal der Tyrannis sowie Demosthenes, die Kyniker und die Stoa im Spannungsfeld von Stadtstaat und Weltbürgertum. Die letzten Abschnitte sind der Frage nach der Verfassung in Griechenland und Rom, Ciceros Betrachtungen zur untergehenden römischen Republik, dem Weg dieser zur imperialen Herrschaftsorganisation und der Entwicklung von der politischen Philosophie zur politischen Theologie bei Augustinus gewidmet. Entstanden ist damit ein anschaulich geschriebener, gut strukturierter und überaus informativer Einführungsband, der zwar einiges an Kenntnissen voraussetzt, gleichwohl mehr als viele andere Einführungen wirklich den Anspruch einer Einführung erheben kann." (Aufklärung und Kritik)