In einem Band bietet die vorliegende Ausgabe ungekürzt und kommentiert die Romane 'Anton Reiser' und 'Andreas Hartknopf'. 'Anton Reiser', autobiographischer Roman und zugleich meisterhafte Gesellschaftsstudie, erscheint hier zusammen mit der von Karl F. Klischnig geschriebenen Fortsetzung der Lebensgeschichte des Karl Philipp Moritz. Umfassend kommentiert wird auch das wundersame Buch 'Andreas Hartknopf' - ein Werk, das es in seinem ganzen Anspielungsreichtum noch zu entdecken gilt.
In einem Band bietet die vorliegende Ausgabe ungekürzt und kommentiert die Romane 'Anton Reiser' und 'Andreas Hartknopf'. 'Anton Reiser', autobiographischer Roman und zugleich meisterhafte Gesellschaftsstudie, erscheint hier zusammen mit der von Karl F. Klischnig geschriebenen Fortsetzung der Lebensgeschichte des Karl Philipp Moritz. Umfassend kommentiert wird auch das wundersame Buch 'Andreas Hartknopf' - ein Werk, das es in seinem ganzen Anspielungsreichtum noch zu entdecken gilt.
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Karl Philipp Moritz, 15. 9. 1756 Hameln - 26. 6. 1793 Berlin. Armut und ein zu quietistischen bzw. pietistischen Zirkeln neigendes, religiös zerstrittenes Elternhaus prägten Moritz' Kindheit. 1763 zog die Familie nach Hannover. Der Vater, Militärmusiker, übernahm zunächst Moritz' Erziehung; dann gab er ihn zu einem quietistischen Hutmacher in Braunschweig in die Lehre. Nach einem Selbstmordversuch als Folge fortdauernder qualvoller Unterdrückung kehrte Moritz nach Hannover zurück und konnte, unterstützt durch Stipendien und Freitische, 1771-76 das Gymnasium besuchen. Nach vergeblichen Versuchen, Schauspieler zu werden, einem abgebrochenen Theologiestudium und kurzer Lehrtätigkeit in Potsdam erhielt er 1778 eine Stelle am angesehenen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin (1784 Gymnasialprofessor). 1779 wurde er Freimaurer; es entwickelten sich Beziehungen zu Berliner Aufklärern (u. a. Moses Mendelssohn). 1782 unternahm er eine Englandreise, 1786 gab er den Schuldienst auf und reiste nach Italien (1786-88). Hier kam es zur engen Freundschaft mit Goethe. Nach einem Aufenthalt in Weimar im Winter 1788-89 begleitete er Herzog Karl August nach Berlin. Durch dessen Vermittlung wurde er 1789 zum Professor der Theorie der schönen Künste an der Akademie der Künste ernannt. Es folgten 1791 die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften und die Ernennung zum Hofrat, 1792-93 Heirat, Scheidung und Wiederverheiratung innerhalb von neun Monaten. Wenig später starb Moritz an einem chronischen Lungenleiden.
Rezensionen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.19981785 Karl Philipp Moritz "Andreas Hartknopf"
Mag sein, daß das meiste in der Welt, wenn es erst einmal zum Aufgeschriebenwerden den Kopf des Menschen passiert hat, irgendwie allegorisch oder symbolisch ist - aber allegorische Erzählungen, Epen und nun also Romane sind fast immer unausstehlich, denn die Figuren in ihnen haben keine richtige Freiheit, sie tun nur, was sie lehren sollen. Die große Ausnahme für uns hier ist dieser "Andreas Hartknopf", Karl Philipp Moritz' schöne Erfindung. Man hat von Moritz fast noch weniger als bloß eine halbe Idee, wenn man nichts von ihm lesen mag als seinen grausam autobiographischen "Anton Reiser" (außerdem haben ja autobiographische Romane auch dieses fatale Problem der mangelnden Freiheit ihrer Hauptfigur). Sein Hartknopf ist ein Mann, der lange Wege wandert und dann in sein Heimatdorf kommt, fern im Osten: "Hier will ich still stehen, sagte mein lieber Andreas Hartknopf, da er sich plötzlich, auf seiner Wanderschaft, an einem breiten Graben befand, und weder Weg noch Steg sah, der ihn hinüberführen konnte; und doch war es schon beinahe dunkle Nacht, und der Wind wehte scharf aus Norden ihm einen feinen Staubregen ins Gesicht . . ." - wenn Moritz, frei von sich selber und nun gleich wieder allegorisch, dennoch den Leser wie magisch hineinzieht in sein Buch, dann, weil er das in so flutenden, atmenden Sätzen macht wie diesem eben oder etwa diesem, als er zu Hause angekommen ist und die erste Nacht dort geschlafen hat: "Er stand auf, schlug seinen messingnen Kamm in sein Haar, knöpfte seinen Rock von oben bis unten zu, sahe, ob sein Vetter noch schlief - und dann ließ er ihn ruhig schlafen, und wanderte an seinem Stabe in der kühlen Morgenluft dem geliebten Hügel zu - und der alte einäugige Pudel begleitete ihn" - oben auf dem Hügel steht, gräßlich genug, der Dorfgalgen, der Galgen seiner Kindheit, und doch, "da er nun denselben Galgen wiedersah, an dessen Vorstellung sich alle die süßen Erinnerungen aus seiner Kindheit anknüpfen, wurde er plötzlich mit einer unaussprechlichen Wehmut erfüllt - was damals blühte, fing nun schon an zu welken - was damals welkte, war nicht mehr". Allegorie, Roman? Nach wenigen Sätzen fragt sich da nichts mehr, man liest und liest. (Karl Philipp Moritz: "Andreas Hartknopf. Eine Allegorie". Zusammen mit "Anton Reiser" und "Andreas Hartknopfs Predigerjahre" beim Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 1996. 1024 S., geb., 88,- DM.) R.V.