Diese Arbeit versteht sich als Grundlagenforschung zu vom religiösen Glauben abgefallenen Menschen im Nahen Osten. Da bisher von humanwissenschaftlicher und juristischer Seite weitestgehend nur prominente Fälle von "Apostaten" beleuchtet wurden - welche wenig Aufschluss über die Lebenswirklichkeit von Apostaten liefern - und quantitativen Daten zu dem Thema nicht ausreichend vorhanden sind, wurden mittels qualitativer Leitfadeninterviews zwölf Ägypter, ehemalige Muslime und Kopten, befragt. Die Arbeit versucht in keiner Weise repräsentative Ergebnisse zu liefern, sondern induktiv Hypothesen zu generieren, um ein deduktives Vorgehen bei weiterer Forschung zu ermöglichen. Es werden das Entstehen, das Bestehen und die möglichen Entwicklungen irreligiöser, aufgeklärter Weltbilder in Ägypten - aus bzw. mithilfe der Sicht ihrer Anhänger - analysiert. Die keineswegs einheitlichen, subjektiven Gründe die zur Annahme immanenter Weltbilder führen können, werden von weiteren Umstanden abgegrenzt und anhand folgender Kategorisierung erörtert: Interaktionale und mediale Einflüsse; empirische, ethische, epistemologische und ontologische Überlegungen. Durch soziale und rechtliche Sanktionierungen konfrontiert, müssen Apostaten in den meisten sozialen Kontakten ihr Weltbild verschweigen bzw. Strategien entwickeln, um mit ihren in Ägypten höchst non-konformistischen Anschauungen zurechtzukommen.