"Zu wenig Blut für einen Thriller, zu viel Romantik für einen Krimi und zu viel Mord für eine Liebesgeschichte..."
(Webseite der Autorin)
Was mir an den Krimis von Carine Bernard immer wieder gut gefällt, ist genau diese lockere Mischung: genau das richtige, um sich gemütlich mit Buch, Tee und
Flauschedecke aufs Lesesofa zurückzuziehen.
Leider neige ich bei ihren Büchern dazu, mich schnell…mehr"Zu wenig Blut für einen Thriller, zu viel Romantik für einen Krimi und zu viel Mord für eine Liebesgeschichte..."
(Webseite der Autorin)
Was mir an den Krimis von Carine Bernard immer wieder gut gefällt, ist genau diese lockere Mischung: genau das richtige, um sich gemütlich mit Buch, Tee und Flauschedecke aufs Lesesofa zurückzuziehen.
Leider neige ich bei ihren Büchern dazu, mich schnell auf den richtigen Täter einzuschießen. Auch hier hat mich die Enthüllung des Täters nicht überrascht, aber dennoch fand ich das Buch unterhaltsam, denn die Frage, ob auch Jenny rechtzeitig zwei und zwei zusammenzählen würde, blieb ja erstmal offen! Außerdem war noch zu klären, wie der Täter bestimmte Dinge überhaupt so deichseln konnte, wie er es tat. Dennoch hätte ich mir gewünscht, ich hätte als Leserin länger miträtseln können, denn das ist für mich ein Großteil des Spaßes an einem Krimi.
Einer der interessantesten Aspekte der Geschichte war für mich die Dating-App, die dem Buch ihren Namen verleiht. Die Avatare anderer 'Dater', die sich in der Nähe aufhalten, werden auf der Karte eingeblendet, und zwar je nach 'Kompatibilität' in rot, gelb oder grün. Mit einem Klick kann man dann um ein Date bitten – und zwar ohne das Geringste über den anderen zu wissen! Es gibt keine Profile, keine Fotos, man erfährt nicht mal den richtigen Namen. (Also irgendwie das Gegenteil von Tinder.)
Die Idee, dass es hier nicht um oberflächliche Schönheit geht, erscheint auf den ersten Blick durchaus sympathisch, bis man sich klarmacht, dass die App nur deswegen so gut funktioniert, weil sie alles über dich weiß. ALLES. Du hast gerade Fotos von niedlichen Kätzchen angeschaut? Ist verbucht. Du verbringst viel Zeit bei Starbucks? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dein nächstes Date ein koffeinabhängiger Tierfreund ist.
Jenny, die Protagonistin, war mir sehr sympathisch: sie ist offensichtlich intelligent, sie hilft neben der Arbeit in der Suppenküche aus und scheint überhaupt ein Mensch mit Prinzipien zu sein. Eine starke Frau, die man nur mögen kann! Ja, sie gehört zu dem Team, das "App to Date" mitentwickelt, aber ihr geht es nicht ums Geld, sondern nur um die Forschung. Das Verwerflichste, was sie tut, ist, dass sie sich ab und an mit einem falschen Profil in die App einloggt, um sich zu Testzwecken mit nichtsahnenden 'Datern' zu treffen, aber bisher hat das ja noch niemandem geschadet. Oder? So richtig bewusst ist sie sich nicht, wie heikel es ist, dass die App wirklich ALLES über die Nutzer ausliest und auch als Rohdaten abspeichert... Gläserner kann man als Mensch gar nicht werden! Und das Thema ist natürlich eines, was heutzutage vielen Menschen unter den Nägeln brennt.
Jakob ist ebenfalls ein netter Kerl, auch wenn er bisschen zu abhängig von seinem Onlinespiel ist. Andererseits wäre er ohne diese Macke vielleicht auch zu perfekt gewesen! Natürlich weiß er erstmal nichts davon, dass Jenny sich mit anderen Männern getroffen hat, um die App zu testen... Und natürlich kann das nicht ewig gut gehen.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist süß, entwickelt allerdings noch nicht viel Tiefgang, einfach, weil sie im Laufe des Buches gar nicht so viel Zeit miteinander verbringen können. Aber man hat den Eindruck, die App hat das schon ziemlich gut berechnet, dass die beiden perfekt zueinander passen!
Ein paar der Nebencharaktere fand ich ebenfalls sehr gelungen, wie Jennys beste Freundin Dana, ihren Bruder Marc oder den hünenhaften, aber gutherzigen Obdachlosen Adrian. Andere blieben dagegen noch ein bisschen blass, aber auch das liegt wahrscheinlich daran, dass die Handlung sich innerhalb relativ kurzer Zeit abspielt.
Der locker-leichte Schreibstil der Autorin gefällt mir immer wieder gut, und besonders die Schilderung der Örtlichkeiten ist sehr plastisch und gut vorstellbar. Wenn man sich in Düsseldorf auskennt (was ich nicht tue!), erkennt man bestimmt das ein oder andere wieder.