Nach einer umfangreichen theoretischen Einführung wird auf der Grundlage von sieben Fallstudien die Funktion der öffentlichen Debatte für die Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeit und Aufklärung im protestantischen Raum des Alten Reiches analysiert. Die Untersuchung bietet zugleich einen methodischen Zugriff zur Erforschung der Geschichte von Ideen, der sowohl den Vereinseitigungen der traditionellen Ideengeschichte (im Sinne einer logischen Filiation von Ideen und Begriffen) als auch der sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Forschung (der die Ideen selbst aus dem Blickfeld geraten) entgehen will. Im untersuchten Korpus jeder Debatte sind die Texte großer Schriftsteller ebenso enthalten wie die Arbeiten weniger bekannter Autoren. Es handelt sich um Texte von Aufklärern und von Repräsentanten kirchlicher und staatlicher Macht, die innerhalb der Debatte aufeinander verweisen und zugleich die sozio-kulturellen Bedingungen reflektieren, aus denen heraus die Debatten entstandensind. Jeder der Studien ist eine Chronologie und eine Bibliographie beigegeben, zudem steht dem Benutzer ein Gesamt-Namenverzeichnis zur Verfügung.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als eines der "wichtigsten Bücher zur Aufklärung in den letzten Jahren" würdigt Rezensent Friedrich Niewöhner diesen Band. Er sieht darin nicht nur eine "trockene Berichterstattung" über öffentliche Debatten während der deutschen Aufklärung 1687-1796. Nein, der Band selbst atme den "Geist der Aufklärung", "optimistisch und ungeduldig". Neben Goldenbaums detaillierter Analyse des Skandals, den Johann Lorenz Schmidt mit seiner eigenwilligen Übersetzung des Alten Testaments, der sogenannten "Wertheimer Bibel", verursacht hatte, bietet der Band sechs weitere Studien über öffentliche Debatten. Niewöhner hebt vor allem den Beitrag von Gerda Heinrich hervor, der sich den Diskussionen um die bürgerliche Verbesserung der Juden widmet, sowie Frank Grunerts Studie über die Kontroverse zwischen Christian Thomasius und dem Kopenhagener Hofprediger Hector Gottfried Masius zwischen 1687 und 1724. Niewöhner zeigt sich von dem Band zwar überzeugt, findet ihn allerdings mit seinen 970 Seiten zu umfangreich, zumal er viele Wiederholungen aufweist und hätte gekürzt werden können. Auch hätte man durch ein Lektorat manchen akademische Bandwurmsatz vermeiden können. Doch schmälert diese leichte Kritik Niewöhners positiven Gesamteindruck nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Hätten wir eine kritische Öffentlichkeit in der Bundesrepublik, die beiden von Ursula Goldenbaum herausgegebenen Bände 'Appell an das Publikum - Die öffentliche Debatte in der deutschen Aufklärung 1687 - 1796' wären in deren Zentralorganen breit besprochen worden. Nicht nur, weil Ursula Goldenbaum mit einigen seit Jahrzehnten gepflegten Vorurteilen über den deutschen Sonderweg, die verspätete Aufklärung, aufräumt, sondern weil sie uns zeigt, wie Öffentlichkeit funktioniert und wie selbst die Reflexion über sie dazu dienen kann, ihre Herstellung zu verhindern." Widmann Arno in: perlentaucher.de, 16.November 2006 "Bei dem vorliegenden Monumentalwerk handelt es sich, wie abschließend zu sagen ist, ohne Frage um einen ungewöhnlich ertragreichen Beitrag zur Geschichte der deutschen, nicht zuletzt auch der preußischen Aufklärung im allgemeinen, ihrer politisch-theologischen und besonders auch philosophischen Debatten im besonderen. Hans-Christof Kraus in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Band 52 (2006) ""In sum, Appell an das Publikum is an outstanding work of original interdisciplinary scholarship, one that historians, philosophers, and literary scholars will mine for years to come." Jeffrey Freedman in: Journal of Modern History, Vol. 79, Number 2, June 2007