Wie ist es möglich, sich einem Gegenstand, einer Person oder einer Welterfahrung inhaltlich und sprachlich anzunähern? Welche Rolle nimmt welche Sprechhaltung ein, ist es vielversprechend, sich einer wissenschaftlichen Sprache, einer fachbezogenen Einteilung der Welt zu bedienen, um Erleben sprachlich zu fassen? Oder muss eine anders geartete Sprache hierfür herangezogen werden - und wenn ja: Wie kann diese aussehen, wenn eine Ontologie als sinnstiftendes Element immer wieder versagt? In vier Gedichtzyklen geht Saskia Warzecha diesen Fragen nach und unternimmt verschiedene Versuche, um sprachliches Material aus unterschiedlichen Sprachbereichen zu vereinen, gegenläufige Sprechhaltungen und -bewegungen aufeinanderstoßen zu lassen und so stimmige wie flirrende semantische Verknüpfungen zu erstellen. So legt sie in ihrem Debüt in bemerkenswerter Weise und mit letztlich politischem Ziel offen, welche Ordnungsprinzipien und Werkzeuge zur Vermessung, Einteilung und Kategorisierung angewendet werden, um die Welt verständlich zu machen.
"Ihre Texte setzen in einer von Algorithmen durchdrungenen Lebenswelt an. Lässt man sich einmal auf sie ein, erweisen sie sich als das, was Gedichte seit jeher sind: Annäherungen, sprachliche Kontaktversuche, hochgradig verdichtete Suchbewegungen nach einem Ort in der Welt" Dirk Hohnsträter WDR 3 20200511