Rashid, Sohn einer libanesisch-palästinensischen Familie, ist weder Deutscher noch Libanese oder Palästinenser, er ist ein "Arabboy", so nennt er sich in den einschlägigen Chaträumen, die er und seine Kumpel mit selbstgemachten Gewalt-Clips versorgen. Sie gehorchen dem Gesetz der Straße, auf der sich jeder sein Recht nehmen muss. Wer das nicht kann, wird zum "Opfer" - er ist dem Lebenskampf nicht gewachsen. Mit Hilfe von Aabid, der es vom Flüchtlingsjungen zum "Mega-Checker" im Rotlichtmilieu gebracht hat, macht Rashid kriminelle Karriere, bis er durch seine Drogensucht die Kontrolle über sein Leben verliert. Ihn rettet seine Verhaftung. Im Gefängnis wartet er auf seine Abschiebung - und Deutschland, das so verhasste Land, wird für ihn zum Inbegriff aller Sehnsüchte.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Regina Mönch hat großen Respekt vor der Autorin und ihrem Buch. Die Journalistin Güner Yasemin Balci ist für sie eine "Aufklärerin im besten Sinn", weil sie nicht anklagt, sondern Verantwortung übernimmt und ihre Kompetenz nutzt, um dem libanesischen Flüchtlingsjungen Rashid eine Stimme zu verleihen. Was diese Stimme der Rezensentin zu erzählen hat, hat es in sich. Mönch hat Balcis Buch als Tatsachenbericht über eine Kindheit und Jugend in Berlin-Neukölln gelesen, wo die Autorin selbst aufgewachsen ist und in einem Jugendclub gearbeitet hat. Schlagartig wird ihr klar, wie weit die Diskussion um Integration oft an den hoffnungslosen Realitäten vorbeigeht. Die stilistische Vorgehensweise der Autorin, "lakonisch und präzise" und doch mit "viel Emphatie" für die Protagonisten, hält sie für angemessen und erkenntnisfördernd.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH