Seit sie denkt und fühlt, ist die libanesisch-amerikanische Dichterin und Malerin Etel Adnan leidenschaftliche Zeitgenossin. Immer wieder antworten ihr Schreiben und Malen auf Ereignisse der Zeitgeschichte, auf Kriege, Verwüstungen, Massaker, zumal im arabischen Raum. Eine dieser Antworten, vielleicht Adnans wichtigste, ist »Arabische Apokalypse«, ein Zyklus von 59 Gedichten. Er beschwört mit lakonischem Aberwitz, in den staunendes Registrieren, Leid und Verzweiflung sich kleiden, das Bild eines Kosmos, der aus den Fugen ist. (Dort, wo die Sprache ins Stocken gerät, springen Bildzeichen ein.) Als Malerin habe sie nicht vom Schreiben gelernt, als Autorin aber sehr wohl vom Malen, schreibt Adnan: die Sicherheit ihrer Setzungen - in der Überzeugung, daß diese deutlich signalisieren, worum es, jenseits wörtlicher Umrechnung in unsere Repertoires, geht. »Arabische Apokalypse«, geschrieben auf französisch, wurde 1980 veröffentlicht. Etel Adnan hat ihren Text selber ins Englische gebracht; »The Arab Apocalypse« erschien 1989 und erlebte mehrere Auflagen. Ulrike Stoltz' Übertragung berücksichtigt diese Fassung. »Arabische Apokalypse« ist in weiteren Sprachen und auch auf arabisch veröffentlicht worden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Sabine Vogel verneigt sich tief vor der libanesischen Dichterin, Malerin und Weltbürgerin Etel Adnan, die der Suhrkamp Verlag mit diesem feinen Künstlerbuch ins rechte Licht setzt. Die darin enthaltenen Gedichte, informiert Vogel, sind bereits 1980 entstanden, die Bezüge auf den libanesischen Bürgerkrieg findet Vogel heute "beklemmend Aktuell". Sehr beeindruckt ist sie aber auch von den fast synästhetischen Gedichten, in denen Adnan etwa ihrem Hausberg in Sausalito, dem Mount Tamalpais, huldigt oder den Jahreszeiten. "Leicht und zugleich abgrundtief schwer" nennt Vogel diese Lyrik, und von einer Schönheit, die ihr den Atem verschlug.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Auch ohne darstellerische Inszenierung lebt die surrealistische Lyrik Etel Adnans, Teilnehmerin der documenta 13, von einem Reichtum an Bildern. Was sie mit Worten schafft, vermag Corinna Harfouch mit ihrer Stimme und schauspielerischem Reichtum umzusetzen. Das konnte man am Mittwochabend bei der Veranstaltung des Literaturbüros Nordessen im Foyer des Sepulkralmuseums hautnah miterleben. Ein Ereignis!« Daniela Riess Hessische/ Niedersächsische Allgemeine 20120615