"Arbeitszeitverkürzung - eine Krisen th erapie ?" Ein Radiokolleg 1977 Konjunktureinbruch oder Dauerkrise? Am Ende des dritten Winters mit mehr als einer Million Arbeitslosen spricht man in der Politik schon von der Gefahr eines neuen Klassenkampfes zwischen "Arbeitsbesitzern" und "Arbeitslosen". Diese Vision könnte Wirk lichkeit werden, wenn es nicht bald zu neuen Weichenstellungen in Wirt schaft und Politik kommt. Umfassende Strukturveränderungen in der Wirt schaft um:! eine neue Verteilungspolitik müssen verwirklicht werden. Es geht um grundlegende Veränderungen. Angesichts einer weltweiten Krise der Marktwirtschaften greifen traditionelle und konventionelle Mittel der Kon junktursteuerung zu kurz. Neue Instrumente der Struktur- und Arbeits marktpolitik, insbesondere der Arbeitsverteilung müssen angewendet wer den, damit die derzeitige Krise der Massenarbeitslosigkeit nicht zur Dauer krise wird. Eine möglicherweise wirksame Krisentherapie verspricht die Realisierung des von DGB-Chef Vetter in die gesellschaftspolitische Dis kussion eingebrachten Vorschlags, Überstunden durch Neueinstellungen zu ersetzen und mit Arbeitszeitverkürzungen gegen die Arbeitslosigkeit anzugehen. Der Konjunkturaufschwung, seit zwei Jahren von Wirtschaftsinstituten und Sachverständigen vorausgesagt, hat sich in dem gewünschten Ausmaß nicht eingestellt. Einziger Trost: Es ist gelungen, die Zahl der Kurzarbeiter relativ gering zu halten. Geblieben sind die Probleme der Jugendarbeits losigkeit, der Akademikerarbeitslosigkeit und der Dauerarbeitslosigkeit insbesondere von Jungarbeitern sowie An- und Ungelernten. Fast 200000 Bundesbürger sind seit über einem Jahr arbeitslos, etwa 40000 sogar län ger als zwei Jahre.
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