Was ist ein Mensch wert? Wie ermessen sich Nutzen und Kosten einer Person? Heike Geißler denkt über den Sinn der Arbeit nach, über ihre Allgegenwärtigkeit, über materielle und unsichtbare Arbeit, über Geben und Nehmen, Gewinner und Verlierer. Der Arbeit auf der Spur, beobachtet sie ihr Umfeld und kommt mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch: mit den Handwerkern, die in ihrer Wohnung die Fenster ersetzen, dem Lieferboten, einer chronisch kranken Freundin und mit ihren eigenen Eltern. Bald verdichten sich ihre Beobachtungen zu einem Panoptikum modernen Arbeitens, das die tiefen Gräben zwischen Überleben und Wachstum aufzeigt. Heike Geißler, Tochter einer ostdeutschen Arbeiterfamilie, zweifache Mutter und systemkritische Autorin, widmet sich der Arbeit in ihrer üblichen Manier: politisch, poetisch, radikal.
Eine wundervolle Leseerfahrung hat Heike Geißler Rezensentin Susanne Billig beschert. Dieses schmale Buch über die Arbeit denkt gleichzeitig direkt und vermittelt über seinen Gegenstand nach, freut sich Billig. Unter anderem, lernen wir, kommen Handwerker und Paketboten vor, die von Geißler beobachtet werden, wobei die soziale Differenz, die dabei im Spiel ist, nicht negiert wird, außerdem geht es um die Arbeitsbiografien der Eltern der Autorin, erst in der DDR, dann im wiedervereinigten Deutschland. Geschickt auch, wie die Autorin ihre eigene Schreibarbeit reflektiert und als eine spezifische, sich gewissen Leistungsanforderungen entziehende Haltung zur Welt beschreibt. Nicht zu schnell lesen sollte man dieses Buch, empfiehlt die begeisterte Rezensentin, damit sich die Schönheit dieser Gedanken voll entfaltet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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