15 Die Versuche der Autoren, die Strukturen der "modernen" Vernunft zu rekonstruieren, fallen dementsprechend unterschiedlich aus: Wahrend fUr Hork heimer und Adorno in den Greueltaten der Faschisten die Genese der bereits im Mythos angelegten naturbeherrschenden, instrumentellen Vernunft ihren logischen historischen Zenit erreicht, ortet Habermas in der menschlichen Sprache ein Telos der Verstandigung (vgl. TKH 1: 387), das sich yom Mythos zur Moderne sukzessive zu einer kommunikativen Vernunft entfaltet, in der die mythischen Weltbilder ihrer totalisierenden Kraft beraubt werden. Die Wahrheit von propositionalen Aussagen und die Richtigkeit von Handlungen sind nicht langer durch ihre Einordnung in ein sakrosanktes kosmisches Welt bild vorab garantiert, sondern sie konnen sich allein durch einen intersub jektiv herbeigefiihrten Konsens bewahren: Das Sakrale wurde verfliissigt. Hingegen stimmen die frUbe und spate Kritische Theorie in ihrem Ver dikt iiber den Mythos iiberein: Mythos wird als eine Form der NaturverfalIen heit verstanden. "My then wie magische Riten Meinen die sich wiederholende Natur" (DA: 19). In den mythischen Weltbildern werden "Natur und Kultur ( . . . ) auf dieselbe Ebene projiziert" (TKH 1: 78). Diese -zunachst ganz vorder griindige -·Ubereinstimmung solI natiirlich nicht dariiber hinwegtauschen, daB im Detail viele Unterschiede festzustellen sind. Wahrend sich fiir Horkheimer und Adorno in den "archaischen Willkiirakten von Machtergreifung" (ND: 315) bereits die "Einheit von mythischer Natur und aufgeklarter Naturbeherrschung" (DA: 5) abzeichnet, bilden My then fiir Habermas "innerhalb der uns zugangli chen kulturellen Uberlieferungen den scharfsten Kontrast zu dem Weltver standnis, das in modernen Gesellschaften herrscht" (TKH 1: 73).
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