Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 19,50 €
  • Heft

Der Anthropologe und Anarchist Pierre Clastres widmete sich zeit seines Lebens der Genealogie der Gewalt in primitiven Gesellschaften. In einer Reihe bahnbrechender, bislang nicht ins Deutsche übersetzter Essays entwickelt er die These, daß Stammesgesellschaften Gewalt systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, daß in ihrem Inneren das »kalte Monster« des Staates sich erhebt. Weder ist der Krieg hervorgegangen aus der Jagd (Leroi-Gourhan) noch ist er die Folge einer mißglückten Handelsbeziehung (Lévi-Strauss). Nein: »Die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten…mehr

Produktbeschreibung
Der Anthropologe und Anarchist Pierre Clastres widmete sich zeit seines Lebens der Genealogie der Gewalt in primitiven Gesellschaften. In einer Reihe bahnbrechender, bislang nicht ins Deutsche übersetzter Essays entwickelt er die These, daß Stammesgesellschaften Gewalt systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, daß in ihrem Inneren das »kalte Monster« des Staates sich erhebt. Weder ist der Krieg hervorgegangen aus der Jagd (Leroi-Gourhan) noch ist er die Folge einer mißglückten Handelsbeziehung (Lévi-Strauss). Nein: »Die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten Kriegszustand «, nur durch einen dauernden Schwebezustand der Feindschaft läßt sich jedwede politische Fusion verhindern und sich die Autonomie jeder (Klein)Gruppe garantieren.

Denkt man diese staatenlose Gesellschaft als »eine Vielzahl von Gruppen, von denen jede jeder anderen gleichgestellt ist, wobei jede einzelne, einer Logik der Fliehkraft folgend, nach einer Ausdehnung ihres Wirkungskreises strebt«, dann muß man den Krieg als das Mittel begreifen, welches das Fortbestehen dieser Logik garantiert, indem er unablässig Verstreuungund Zerstückelung generiert. »Nicht der Krieg ist Effekt von Segmentierung, die Segmentierung ist der Effekt des Krieges.«

Gerade angesichts einer konfrontativen Gleichzeitigkeit von Globalisierung und Bürgerkrieg, von Taliban und G8 bietet das Denken Pierre Clastres heute einen nach wie vor äußerst fruchtbaren Ansatz zum Verständnis der Ursachen und Motive von Gewalt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der anthropologische Blick auf die Gewalt, den Pierre Clastres in den zwischen 1969 und 1977 entstandenen, jetzt erstmals auf Deutsch vorliegenden Texten vorstellt, erscheint Lutz Lichtenberger nur noch bedingt zeitgemäß. Die Betrachtung von Gewalt als Ausdruck des Willens zur Einebnung von Differenz erhellt ihm bestenfalls das Kalkül des Terrors, der staatliche Strukturen zu verhindern beziehungsweise zu zerstören sucht. Angesichts des heutigen pluralen Verfassungsstaates kommt Lichtenberger Clastres "Verdammung des Staates" verstaubt vor.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ist man erst einmal bereit, in der primitiven Lebensweise eine Form von Gesellschaft zu sehen, dann zeigt sich, wie Clastres aus ethnologischer Perspektive zur Kontroverse um die Pazifizierbarkeit von Gesellschaften und insbesondere zum Verständnis der Spannung zwischen Bedürfnis und Widerwille angesichts externer Regulierung beitragen kann.« Astrid Jakob, Philosophischer Literaturanzeiger