Den Archäologiepark Altmühltal gibt es noch gar nicht so lange: Seit 2006 wurden bisher 15 Stationen zwischen Dietfurt und Kelheim installiert, die jeweils einen besonderen Aspekt der lokalen Frühgeschichte illustrieren. Die Funde und Befunde haben den Schwerpunkt zwischen Jungsteinzeit und den
Kelten, gehen aber bis zur Römerzeit. Funde aus der Altsteinzeit sind sehr rar und kontrovers…mehrDen Archäologiepark Altmühltal gibt es noch gar nicht so lange: Seit 2006 wurden bisher 15 Stationen zwischen Dietfurt und Kelheim installiert, die jeweils einen besonderen Aspekt der lokalen Frühgeschichte illustrieren. Die Funde und Befunde haben den Schwerpunkt zwischen Jungsteinzeit und den Kelten, gehen aber bis zur Römerzeit. Funde aus der Altsteinzeit sind sehr rar und kontrovers diskutiert, was auch durch den um 200 000 v. Chr. veränderten Donaulauf zu erklären ist.
Nicht alle Stationen sind auf den ersten Blick im Gelände zu erkennen, manches wird vornehmlich in lokalen Heimat- und Geschichtsmuseen gezeigt, von denen es im Altmühltal ziemlich viele gibt. Im Zusammenspiel mit dem „Reiseführer Archäologiepark“ werden Befunde in der Landschaft, frei zugängliche Rekonstruktionen und Bildmaterial von den (teilweise historischen) Ausgrabungen zusammengeführt. Die fachkundigen Artikel setzen die Informationen in einen größeren Kontext und erklären sehr anschaulich, was man aus den Daten ableiten kann und was nicht. Oft sind die eigentlichen Objekte selber vergangen und hinterlassen nur noch sekundäre Spuren, die man interpretieren muss. Michael M. Rind und Ruth Sander tun dies mit der heute üblichen Vorsicht und schießen mit ihren Überlegungen niemals über das Ziel hinaus. Ganz anders die „Kurzgeschichten“ von Ernst W. Heine, die eigentlich dazu gedacht waren, die Lebenswirklichkeit der frühgeschichtlichen Kulturen begreifbar zu machen. Das große Problem ist, dass Heine seine Geschichten mit der moralischen Überlegenheitsgeste der Gegenwart schreibt. Da liest man von durch Stammessitten (und natürlich von Männern) unterdrückten Frauen, die um ihre Rechte kämpfen, es werden Rituale erfunden oder gesellschaftliche Konventionen ausgedacht, die archäologisch nicht belegbar sind. Und immer winkt im Hintergrund der moralische Zeigefinger. Beim Lesen hatte ich ständig das Gefühl, da haben sich Menschen des 21. Jahrhunderts ein paar Tierfelle umgehängt und spielen Steinzeit. So etwas steht für mich in einem unangenehmen Kontrast zum wissenschaftlichen Ansatz, den die beiden anderen Autoren verfolgen und der mir deutlich mehr liegt.
Der kleine Band ist dennoch eine absolute Bereicherung, da er das gesammelte Wissen im Gelände direkt verfügbar macht. Wenn man die isolierten Funde im Museum bestaunt, hat das zwar auch seine Berechtigung, aber an den realen Orten bekommt der Besucher einen deutlich authentischeren Eindruck. So kann man in der Landschaft oft nachvollziehen, warum gerade hier eine Siedlung entstand und nicht anderswo.
Abgesehen von den zum Glück wirklich sehr kurzen Kurzgeschichten ein empfehlenswerter archäologischer Führer durch eine auch ökologisch sehr abwechslungsreiche Region, deswegen gebe ich trotzdem 5 Sterne.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)