Die Jahre seines Exils in London (1850-1855) waren für Gottfried Semper eine Zeit höchst inspirierender Erfahrungen. Das London der ersten Weltausstellung bot dem deutschen Architekten einen immensen Reichtum an Studienobjekten und ein intellektuelles Umfeld, aus dem er wegweisende Impulse für seine innovative kulturgeschichtlich fundierte Architekturtheorie bezog. In jener revolutionären Zeit befanden sich nicht nur Politik und Gesellschaft in einem radikalen Umbruch, sondern auch die Welt der Kunst und der Wissenschaften. Die Internationalisierung, ja Globalisierung des Wissens ist dabei ein besonders markantes Phänomen, dessen wichtigster Ort die Hauptstadt des britischen Weltreichs war. Der vorliegende Band, entstanden im Zusammenhang eines gemeinsamen SNF-Forschungsprojekts am Istituto di storia e teoria dell'arte e dell'architettura der Università della Svizzera italiana und am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich, thematisiert Semper gleichermassen als Beobachter und Akteur dieser Zeit. Er geht dabei über den Fokus auf die Einzelperson hinaus und betrachtet Sempers Schaffen als entwerfender, lehrender und schreibender Architekt ausgehend von seinem historischen, architektonischen und disziplinären Umfeld. Das Interesse der internationalen Autorinnen und Autoren gilt aber auch der Weiterführung von Sempers Londoner Konzepten in seinen späteren Werken sowie seinem allgemeinen ideengeschichtlichen Vermächtnis.
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