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Seit seiner Gründung im Jahre 1948 fühlt sich der Staat Israel isoliert und von Feinden bedroht. Diese kollektive Belagerungsmentalität manifestiert sich in den mehr als 10.000 öffentlichen und privaten Bunkern, die im ganzen Land zu finden sind. Nach israelischem Gesetz müssen alle Einwohner des Landes Zugang zu Bunkern haben, die im Falle eines Angriffs mit unkonventionellen Waffen auch abgedichtet werden können. Die Israelis haben diese "Weltuntergangs-Räume" in ihren Alltag integriert und in Räume "verwandelt", die aussehen als wären sie ganz normale Tanzstudios, Kneipen, Gemeindezentren…mehr

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Produktbeschreibung
Seit seiner Gründung im Jahre 1948 fühlt sich der Staat Israel isoliert und von Feinden bedroht. Diese kollektive Belagerungsmentalität manifestiert sich in den mehr als 10.000 öffentlichen und privaten Bunkern, die im ganzen Land zu finden sind. Nach israelischem Gesetz müssen alle Einwohner des Landes Zugang zu Bunkern haben, die im Falle eines Angriffs mit unkonventionellen Waffen auch abgedichtet werden können. Die Israelis haben diese "Weltuntergangs-Räume" in ihren Alltag integriert und in Räume "verwandelt", die aussehen als wären sie ganz normale Tanzstudios, Kneipen, Gemeindezentren oder Bethäuser. Für viele Bewohner Israels, die mit einer persönlichen Geschichte von Exil und Verfolgung leben müssen, sind diese Schutzräume die Architektur einer existentiellen Bedrohung - sehr real, immerwährend und tausendfach.Ausstellung "Bunker! Architektur des Überlebens",Jüdisches Museum Wien, 7. Juni - 12. November 2017
Autorenporträt
Adam Reynolds ist ein Dokumentarfotograf mit Fokus auf den Nahen Osten, wo er seit 2007 an unterschiedlichsten Themen arbeitet. Er hat Journalismus und Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Nahost-Politik, islamische Studien und Fotojournalismus an der Universität von Indiana studiert. Er besitzt einen Master of Islamic and Middle East Studies und einen in Fine Art Photography. Dies ermöglicht ihm, die heikle Balance zwischen der Kreativität des Fotografen und der journalistischen Thementreue zu halten und einzigartige Zeitdokumente zu erarbeiten. Seine ungewöhnliche Könnerschaft belegen zahlreiche Preise und Ausstellungen.Dr. Danielle Spera, Studium der Publizistik und Politikwissenschaft, 1978 bis 2010 Journalistin, Reporterin, Moderatorin und Redakteursrätin im ORF, 1987/88 ORF-Korrespondentin in Washington. Seit 2010 Direktorin des Jüdischen Museums Wien. Seit 2013 Universitätsrätin an der MUI , Präsidentin von ICOM-Österreich, 1991 und 2007 Romy-Preisträgerin, 1990-2002 L

ektorin am Institut für Publizistik der Universität Wien, Autorin zahlreicher Bücher und Beiträge zu zeitgenössischer Kunst, jüdischen Themen und bei der Zeitschrift NU.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2019

Beklemmungen im schönsten Keller

Der seit seiner Gründung stets gefährdete Staat Israel garantiert jedem seiner Bürger im Kriegs- und Katastrophenfall den Zugang zu einem Schutzraum. Wer sich diese etwa eine Million öffentlichen und privaten Bunker als triste Orte des nackten Überlebens vorstellt, der täuscht sich. Zwar lässt sich das Gefühl der Bedrohung und Bedrängung, das durch "Enge, Kälte, dickes Mauerwerk, Beton, Stahl", wie Danielle Spera, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, es zusammenfasst, nie ganz ausblenden. Aber die vitale Phantasie, die sich oft gerade in Extremsituationen herausbildet, schafft eine bunt-vielfältige Neben- und Unterwelt, der man ihren Zweck zumindest auf den ersten Blick kaum mehr ansieht. Der Nahost-Experte Adam Reynolds, der sich als Fotograf für die schönen Künste ebenso interessiert wie für die pure Dokumentation, hat viele dieser Bunker in Augenschein genommen und stellt eine Auswahl in seinem Band "Architecture of an existential threat" vor. Manchmal finden wir uns in eine David-Lynch-Welt versetzt oder am Nullpunkt der Existenz - die schmucklosen Holzbänke in einer unverkleideten Betonröhre -, dann aber begegnen wir einem unterirdischen "Kulturzentrum" im Kibbuz Kfar Ara, wo in Nachtklubrot Musikinstrumente herumstehen und Bilder an der Wand hängen. Oder ein "Aufenthaltsraum" in einem Studentenheim der Universität Haifa verwandelt sich durch eine Wandfotografie in Cinemascope in eine gleißende Meeresansicht mit Sehnsuchtsinsel im Hintergrund. Da scheint der Krieg weit weg. Der "Hochsicherheits-Konferenzraum" der Knesset wirkt da schon nüchterner, trotz der edlen Holztäfelung. Wenn es sich der Betrachter in den Bildern allzu bequem macht, weist ihn Reynolds allerdings rasch durch Treppenschächte und massive Verriegelungen auf die reale Situation hin. Oder er präsentiert als rares Fundstück ein verstörendes Open-Air-Bunker-Idyll mit dicken eisenarmierten Mauern und einem zerschlissenen Sessel unter einem rotblühenden Busch in einer Ecke unter weißblauem Himmel. Der Schutz, den man sucht, hat so viele Facetten wie die Bedrohung, der man permanent ausgesetzt ist. Was bleibt, ist, je länger man den Band durchblättert, aller Buntheit und Bravour zum Trotz: Beklemmung, ein innerer Kriegszustand, der schlimme Assoziationen weckt.

lem.

"Architecture of an existential threat" von Adam Reynolds. Mit Texten von Danielle Spera und Adam Reynolds. Edition Lammerhuber, Baden 2018. 144 Seiten, 72 Farbabbildungen. Gebunden, 39,90 Euro.

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