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Produktdetails
  • Verlag: Transit Berlin
  • Seitenzahl: 239
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 834g
  • ISBN-13: 9783887471217
  • ISBN-10: 3887471210
  • Artikelnr.: 24976634
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.1998

Das hat Stil Schinkels Schüler und ihre Bauten

Demokratie ist ein schlechter Bauherr. Zurück in Preußens Glanz und Gloria, in eine Zeit, als architektonischen Entwürfen noch nicht im ewigen Hin und Her der Kompromißfindung die markantesten Ecken und Kanten abgeschliffen wurden, führt jetzt ein kleiner Band von Sabine Bohle-Heintzenberg. Gemeinsam mit dem Fotografen Manfred Hamm stellt sie darin oft übersehene Bauten der Schinkelschule in Berlin und Brandenburg vor. Schon der Titel des Buches, der von "Architektur & Schönheit" spricht, verrät den angenehmen Ton, der hier angeschlagen wird. Ist es doch inzwischen fast unanständig geworden, Werke der Kunstgeschichte einer ästhetischen Wertung zu unterziehen. Auf den Gebrauch des Begriffes "Schönheit" folgt in der puristischen Branche normalerweise die Abmahnung in Form hochgezogener Augenbrauen.

Die unterkühlten Fotografien Hamms und die knappen, sachkundigen Erläuterungstexte entreißen eine Bautradition dem Vergessen, die vielleicht zum Originellsten gehörte, was je auf deutschem Boden entstanden ist. "Warum wollen wir nicht versuchen, ob sich nicht auch für die unsrige Zeit ein Styl auffinden läßt" - so fragte der große Karl Friedrich Schinkel. Seine Schüler mußten nur auf ihren Meister und seine prägenden Bauten zwischen Berlin und dem entferntesten preußischen Winkel blicken, um zu spüren, daß aus Schinkel, dem Suchenden, längst Schinkel, der Stilbildende geworden war. Obwohl es vielleicht Schinkels markantestes Merkmal war, daß man ihn zwischen antikischer Noblesse und backsteinerner Wehrhaftigkeit stilistisch kaum zu fassen bekam. Aber auch so etwas prägt. Bei seinen Schülern, denen der vorliegende schöne Band seine Aufmerksamkeit widmet, war dann ebenso alles möglich zwischen dem verzwiebelten Bayrischen Haus für die preußische Königin und dem orientalischen Dampfmaschinenhaus von Ludwig Persius, dem Nachfolger des Meisters im Amt des "Architekten des Königs". Unsere Abbildung zeigt den kastellartigen, geheimnisvollen Getreidespeicher der Ölmühle in Wittenberg, den Georg Krause ab 1856 erbaute, ein unverwüstliches Denkmal der Industriegeschichte, der Backsteinarchitektur und der Schinkelschule. (Sabine Bohle-Heintzenberg/Manfred Hamm: "Architektur & Schönheit. Die Schinkelschule in Berlin und Brandenburg". Transit Verlag, Berlin 1997, 240 S., 122 Abb., geb., 58,- DM.)

flo.

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