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Unser Umgang mit Grund und Boden beeinflusst Architektur und Stadtentwicklung massgeblich. Im letzten Jahrzehnt haben die Privatisierung von urbanem Boden sowie die Spekulation damit dramatisch zugenommen. Viele europäische Städte, die einem hohen Entwicklungsdruck unterliegen, verfügen selbst über so gut wie keinen baufähigen Bodenvorrat mehr. Angesichts der akuten Wohnungsnot stellt sich somit die Bodenfrage erneut: Inwiefern vermögen wir es, Boden als gemeinschaftliches Gut zu behandeln und ihn den Exzessen des Kapitalismus zu entziehen?Nachdem sich bereits zahlreiche Fachmagazine dem Thema…mehr

Produktbeschreibung
Unser Umgang mit Grund und Boden beeinflusst Architektur und Stadtentwicklung massgeblich. Im letzten Jahrzehnt haben die Privatisierung von urbanem Boden sowie die Spekulation damit dramatisch zugenommen. Viele europäische Städte, die einem hohen Entwicklungsdruck unterliegen, verfügen selbst über so gut wie keinen baufähigen Bodenvorrat mehr. Angesichts der akuten Wohnungsnot stellt sich somit die Bodenfrage erneut: Inwiefern vermögen wir es, Boden als gemeinschaftliches Gut zu behandeln und ihn den Exzessen des Kapitalismus zu entziehen?Nachdem sich bereits zahlreiche Fachmagazine dem Thema angenommen haben, möchte "Architektur auf gemeinsamem Boden" dieser Frage umfassend auf den Grund gehen, indem es einen historischen Überblick liefert und dabei den Bogen von Henry George bis in die gegenwärtige Zeit spannt. Interviews mit globalen Akteuren geben Aufschluss über den heutigen Umgang mit der Bodenfrage. Das Buch zeigt herausragende Projekte, denen entweder eine rechtliche oder eine räumliche Trennung von Grund und Boden zugrunde liegt, und liefert somit einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Diskussion über eine nachhaltige Bodenpolitik.
Autorenporträt
Florian Hertweck ist Architekt und Professor für den Masterstudiengang Architecture, European Urbanisation, Globalisation der Universität Luxemburg. Im Jahr 2018 kuratierte er zusammen mit Andrea Rumpf den Luxemburger Pavillon für die 12. Architekturbiennale in Venedig, für den er an der die Biennale begleitende Arch+ "The Property Issue. Ground Control and the Commons" mitbearbeitete. Seit 2019 leitet Hertweck zusammen mit Milica Topalovic von der ETH Zürich ein Konsortium von Forschern und Planern bei der Entwicklung einer Raumordnungsstrategie für den Großraum Genf in 2050. Derzeit arbeitet er an einem Buch über die Frage des Grundeigentums und dessen Beziehung zur Essenz der Architektur. Zu den wichtigsten Publikationen von Hertweck gehören "Positions on Emancipation. Archtiecture between Aesthetics and Politics" (2018), "Dialogische Stadt. Berlin wird Berlin" (2015); die kritische Ausgabe von Oswald Mathias Ungers' und Rem Koolhaas' "Die Stadt in der Stadt. Berlin: ein grüner

Archipel" (2013).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2020

Axt ans Eigentum
Die Bodenfrage wird wieder gestellt

Wem gehört die Erde? Diese Frage wird seit Jahrhunderten gestellt und immer wieder anders beantwortet. Nun kommt aus dem reichsten Land Europas ein Denkanstoß, der die Axt ans bekannte Eigentumsrecht ansetzt, aber er kommt nicht von Marxisten, sondern von Architekten und Stadtplanern. "In einer Gemeinde unweit der Stadt Luxemburg wechselte vor kurzem ein Hektar Land in kurzen Abständen zweimal den Eigentümer", berichtet Herausgeber Florian Hertweck: "Zuerst wurde das von der Gemeinde in Bauland umgewandelte Grundstück von einem Landwirt für 12 Millionen an einen lokalen Immobilienentwickler verkauft. Letzterer verkaufte es kurzerhand für 18 Millionen an einen ausländischen Immobilienentwickler weiter." Nun entstünden dort billig hergestellte Wohnungen, die teuer verkauft werden. Jeder Quadratmeter des Bebauungsplans wird ausgereizt. "Dass mit Grund und Boden wie mit einer beliebigen Ware gehandelt werden kann, scheint in gleichem Maße ein Naturgesetz zu sein wie dessen ungleiche Verteilung." In Luxemburg gehört einem Prozent der Bevölkerung ein Viertel der ganzen Landesfläche. In England verfügen 25 000 Adelige, Oligarchen, Banker und Unternehmer, die etwa ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, über die Hälfte des gesamten Landes. Solche Zahlen bringen junge Familien, die erfolglos eine Wohnung suchen, zur Weißglut. Droht die Bodenfrage zur neuen sozialen Frage zu werden, wie Hans-Jochen Vogel meint? Kritisiert wird in dem Buch der Verkauf öffentlicher Wohnungen, gefordert werden ein Ende von Privatisierungen und die Einführung von Bodenwertsteuern. All das baut indes noch keine Wohnungen, zumal in den meisten Gemeinden ein Überschuss vorliegt und sich der Mangel auf die Großstädte konzentriert.

"Dieses Buch soll keine Kampfschrift sein", klärt uns Hertweck auf, aber es ist kämpferisch formuliert. Immobilienentwickler und Ökonomen kommen kaum zu Wort. Weshalb das Privateigentum konstitutiv für eine moderne Wohlfahrtsgesellschaft ist, bleibt genauso unterbelichtet wie die Tatsache, dass die Europäer von Generation zu Generation angenehmer wohnen. Die sichtbaren Erfolge des Kapitalismus werden ignoriert. Das Buch stellt richtige Fragen. Es mangelt ihm aber an tauglichen Antworten. Eine "Mietpreisbremse", so wie sie im Land Berlin derzeit ausgestaltet ist, führt jedenfalls ins Chaos.

JOCHEN ZENTHÖFER

Florian Hertweck (Hrsg.): Architektur auf gemeinsamem Boden. Positionen und Modelle zur Bodenfrage. Lars Müller Publishers, Zürich 2020. 400 Seiten. 25 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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