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Die rheinischen Bauhütten von Straßburg, Freiburg und Köln spielten bei der Rezeption der gotischen Architektursprache aus Frankreich eine wesentliche Rolle. Zahlreiche frühe Baurisse, zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert, erweisen sich als wichtig für die Erforschung der gotischen Baukunst und werfen überdies ein Licht auch auf die staunenswerten Anfänge der mittelalterlichen Architekturzeichnungen. Andere Zentren der Region, die vor allem im späteren Mittelalter eine größere Bedeutung erlangten, sind Basel, Konstanz, Mainz und Frankfurt. Einbezogen wurden auch die bedeutenden Turmrisse, die…mehr

Produktbeschreibung
Die rheinischen Bauhütten von Straßburg, Freiburg und Köln spielten bei der Rezeption der gotischen Architektursprache aus Frankreich eine wesentliche Rolle. Zahlreiche frühe Baurisse, zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert, erweisen sich als wichtig für die Erforschung der gotischen Baukunst und werfen überdies ein Licht auch auf die staunenswerten Anfänge der mittelalterlichen Architekturzeichnungen. Andere Zentren der Region, die vor allem im späteren Mittelalter eine größere Bedeutung erlangten, sind Basel, Konstanz, Mainz und Frankfurt. Einbezogen wurden auch die bedeutenden Turmrisse, die sich in belgischen Sammlungen erhalten haben und den engen historischen Zusammenhang dieser Region mit dem Rheinland dokumentieren. Der dritte und letzte Band des Corpuswerks der gotischen Baurisse schließt damit eine wichtige Lücke in der Entwicklungsgeschichte der frühen Architekturzeichnung.
Autorenporträt
Forschergruppe unter Leitung von Johann Josef Böker Professor für Baugeschichte am Karlsruher Institut für Technologie. Publikationen zur Architektur der Gotik (Wiener Sammlung 2005) und zur Baugeschichte des Wiener Stephansdoms (2007); zuletzt erschien "Architektur der Gotik. Ulm und Donauraum" (2011) Anne-Christine Brehm Promotion mit einer Arbeit über den spätgotischen Architekten Hans Niesenberger Julian Hanschke Dissertation zur Stadtbaugeschichte von Oppenheim Jean-Sébastien Sauvé Untersuchung der Westfassade des Straßburger Münsters
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Wie Größe entsteht
Von Konstanz bis Köln: So prägte die Gotik das Bild der Stadt
Die Ungeheuerlichkeit, die ein weit über 100 Meter hoher gotischer Kirchturm über dem kleinteiligen Dächergewirr einer mittelalterlichen Stadt darstellte, lässt sich nirgendwo eindrucksvoller nacherleben als auf historischen Fotografien. Unsere suggestiv vergilbte Ansicht des Münsterturms von Freiburg im Breisgau aus der Fotosammlung des Instituts für Baugeschichte in Karlsruhe gibt, weil die horizontale Masse des Kirchenschiffs weggeblendet ist, der Turm also direkt in beeindruckender Körperlichkeit aus der verschwommen grauen Einheitsmasse der Bürgerhäuser aufzusteigen scheint, die Gegensätze in geradezu dramatischer Überschärfe wieder. Und das obwohl auf dem Bild nur etwa die obere Hälfte des Turms, nur das Oktogon und der berühmte durchbrochene Turmhelm zu sehen sind. Aufgenommen wurde das Foto wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zwar vom Dachfirst des Münsterchors aus, der über das Dach des Kirchenschiffs deutlich emporragt.
  Wir entnehmen die Abbildung dem
45 Zentimeter hohen Tafelband „Architektur der Gotik, Rheinlande“, der im Salzburger Verlag Müry Salzmann erschienen ist und die für die regionale Entwicklung der Gotik so bedeutenden Kirchenbauten in Konstanz, Basel, Freiburg, Straßburg, Frankfurt, Mainz und Köln mit allen erhaltenen mittelalterlichen Architekturzeichnungen, mit entsprechend groß abgedruckten historischen Fotografien und mit digital simulierten Modellen vorstellt, die einen Eindruck von den Entwicklungsstadien der Bauten geben. Das Buch lädt also schon beim Durchblättern zu direkten Vergleichen ein zwischen dem, was die Baumeister der Gotik auf zusammengefügten riesigen Pergamentbögen an Fassadenaufrissen oder Detailentwürfen zeichnerisch fixiert haben, und dem, was davon in der Folgezeit realisiert worden ist, sich bis ins Zeitalter der Dokumentarfotografie erhalten hat oder von modernen Bauhütten exakt aufgenommen worden ist.
  Um den Bereich der Rheinlande regional abzurunden, haben die Autoren neben den erwähnten Großbauten auch die Münster von Bern, Fribourg, Radolfzell, Breisach, Thann, die Katharinenkirche in Oppenheim und die Wernerkapelle in Bacharach in ihre Untersuchungen aufgenommen; sie haben dabei ein Netz personeller Verflechtungen zwischen den städtischen Bauhütten entdeckt.
  Die aufregendsten Bilder im Buch sind wohl die seitenhohen Abbildungen des innen wie außen in bestürzender Lebendigkeit digital erstellten Theobaldmünsters im elsässischen Thann – und zwar nicht in der real verwirklichten Form, sondern in jener phantastischen Variante mit übereck gestellten quadratischen Turm- und Chorkapellen, die wohl der große Erwin von Steinbach – er ist in den Nachbarstädten Straßburg und Freiburg nachweisbar – in seinen gut erhaltenen Plänen für diese Kirche vorgesehen hatte. Man darf also gespannt sein, welche Architekturutopien uns durch die Technik des digitalen Simulierens künftig noch zugänglich gemacht werden. Übrigens: im Jahr 2011 ist von den gleichen Autoren in ähnlicher Ausstattung der grundlegende Band über die Architektur der Gotik in Ulm und im Donauraum erschienen.
GOTTFRIED KNAPP
Böker/Brehm/Hansche/Sauvé: Architektur der Gotik, Rheinlande. Müry Salzmann Verlag, Salzburg 2013. 384 Seiten, 189 Euro.
Dominanz des gotischen Turms – das Münster
in Freiburg im Breisgau.
Foto: aus dem bespr. Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nach dem maßgeblichen Bildband zur Architektur der Gotik in Ulm und im Donauraum ist nun ein weiteres Werk für das Rheinland erschienen, berichtet Rezensent Gottfried Knapp und fügt hinzu, dass dieser dem Vorgänger in nichts nachsteht. Tief beeindruckt betrachtet der Kritiker hier anhand der mittelalterlichen Architekturzeichnungen, historischen Fotografien und digital simulierten Modellen die Entwicklung bedeutender Kirchenbauten - etwa in Freiburg, Straßburg, Frankfurt und Köln. Fasziniert vergleicht Knapp, wie weit die anfängliche Utopie mit dem späteren realen Entwurf übereinstimmt und entdeckt dank der gründlichen Recherche der Autoren darüber hinaus auch zahlreiche personelle Verbindungen zwischen den städtischen Bauhütten.

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