Akademische Arbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Kunst - Architektur, Baugeschichte, Denkmalpflege, Note: 5, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (Geschichte und Theorie der Architektur am Architekturdepartement der ETH Zürich, MAS ETH GTA), Veranstaltung: Masterarbeit des MAS in Geschichte und Theorie der Architektur am Architekturdepartement der ETH Zürich, MAS ETH GTA, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Autor hinterfragt die bis in die Gegenwart dominierende Repräsentation der kemalistischen Türkei als fortschrittlichemModernismus-Projekt und die immer noch überwiegend (insbesondere von deutschen Forschern) positive Bewertung der von Atatürk betriebenen Verwestlichung des Landes. Zum anderen geht es ihm um eine mehr kritische Perspektive auf die autoritäre Seite der modernen Architektur, die staatstragender Ziele diktatorischer Regimes repräsentiert und materialisiert. Eine dritte Zielrichtung des Autors ist das Erfassen der engen ökonomischen und kulturellen Beziehungen zwischendem deutschsprachigen Raum Mitteleuropas und der Türkei seit dem 19. Jahrhundert; eine Kontinuität, in der Abbasoglu auch Bruno Tauts Berufung als Leiter der Architekturfakultät in Istanbul und des Baubüros des türkischen Erziehungsministeriums situiert. Das Verfassen der Arbeit scheint Abbasoglu in der Überzeugung gefestigt zu haben, dass ein politisch in so hohem Masse aufgeladenes Bauwerk nicht getrennt von den Absichten seiner Auftraggeber beurteilt werden kann; und dass ein Architekt, der einen derartigen Auftrag annimmt, Mitverantwortung an der Propaganda eines Regimes trägt. Diese Bewertung und die "offensichtlichen Wiederspiegelungen" (S. 6) zwischen Rassismus und Diktatur der kemalistischen Türkei und ihrer Stadt- und Architekturpolitik ist bereits zu Beginn der Arbeit (S. 9-10) angekündigt: "Vertreter des Werkbundes waren der Auffassung, dass architektonische Ästhetik eine entscheidende Rolle bei der Bildung einer Nation spiele". (...) "Das Gebäude DTCF (...) war eine Koproduktion der deutsch-türkischen Zusammenarbeit für die Bildung einer reinen türkischen Nation nach deutschem Vorbild (...)". In seinem Schlusswort verweist Abbasoglu auf Tauts stille Mittäterschaft (S. 65): "Taut (...) nutzte sein Beruf als Vorwand, sich von der Politik und vom Geschehen in der Türkei zu entziehen". (...) "Er (...) sah sich als unpolitischer Künstler und Organisator, der seine Fähigkeiten in den Nutzen eines Volkes stellte." Zugleich weist Abbasoglu auf Tauts Widersprüche in dieser Haltung anhand seiner eigenen, in der Türkei verfassten Architekturlehre hin.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.