Auf der Suche nach "unabgegoltenen semantischen Gehalten", die "ins Profane" übersetzt werden sollen, folgt Habermas in Auch eine Geschichte der Philosophie der Spur des sakralen Komplexes von der Vorzeit bis zum nachmetaphyischen Denken. Dabei übernimmt er die in der abendländischen Geschichte übliche Tendenz, das Heilige in einen profanisierten und einen apophatischen, metatopisch ausgelagerten Aspekt zu spalten. Der Fokus auf der "gelingenden Sozialintegration" reduziert das Heilige auf den profanisierten Aspekt und verliert den apophatischen Aspekt aus den Augen. Dieser kehrt jedoch unweigerlich als jene dunkle Quelle wieder, die die Dualektik von Glauben und Wissen weiter antreibt und neue Weltsichten und Systementwürfe provoziert. Es kann gezeigt werden, dass der sakrale Komplex seiner formalen Struktur nach ein Zusammenspiel von Vorstellungen der Verbindung und der Trennung ist, das allen inhaltlichen Neuentwürfen zugrunde liegt. Unter diesem Blickwinkel kommt eine andere Geschichte der Philosophie in den Blick - eine Geschichte phantasmatischer Verbindungs-und-Trennungsverhältnisse, die die Beziehung von Glauben und Wissen in einem anderen Licht erscheinen lässt.