Bald hundert Jahre nach Veröffentlichung der ersten Monographie zum Thema »Aufklärung« und exakt fünfzig Jahre nach Erscheinen des einschlägigen, mit einem Umfang von nicht weniger als einhundert Druckseiten monumentalen Artikels in den »Geschichtlichen Grundbegriffen« ist die Begriffsgeschichte von Aufklärung wahrlich kein Neuland der Forschung. Dass sich an ihr gleichwohl noch immer Befunde von korrigierender Kraft erheben und Einsichten gewinnen lassen, die das Niveau bemerkenswerter Details übertreffen und zu einer veränderten Sicht des Ganzen auffordern, stellt die umfangreiche Studie Daniel Fuldas unter Beweis, mit der der Schwerpunkt dieses Hefts eröffnet wird. Der Autor untersucht in ihr die lange vernachlässigte Frühphase des publizistischen Gebrauchs der Ausdrücke aufklären, aufgeklärt und Aufklärung im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Welche Folgerungen und Fragen sich aus Fuldas Begriffs-, Bild- und Metapherngeschichte aus der 'Sattelzeit' um 1700 für die Aufklärungsforschung einerseits, die Theorie und Methodologie der Begriffsgeschichtsschreibung andererseits ergeben, diskutieren in einer Reihe von Kommentaren Carsten Zelle, Steffen Martus, Gisela Schlüter, Gideon Stiening und Carsten Dutt. Die sich anschließenden Abhandlungen von Arbogast Schmitt, Bernhard Schlink und Petra Gehring gelten Jürgen Habermas' Beitrag zur philosophiehistorischen Modellierung des Verhältnisses von Antike und Moderne, dem epistemologischen Status von Interpretationen in juristischen Kontexten und den begrifflichen Untiefen der neuerdings um sich greifenden Rede von digitaler Souveränität. Ein Rezensionsessay von Jan Eike Dunkhase informiert über Neuerscheinungen zu Leben und Werk Karl Löwiths, gefolgt von Buchbesprechungen zu Gloria Dell'Evas Salto mortale. Deklinationen des Glaubens bei Kierkegaard und Dennis Vanden Auweeles Exceeding Reason. Freedom and Religion in Schelling and Nietzsche.