Das nach mehr als einem Jahr Forschungsarbeit unter Leitung von Prof. Dr. Gunther Nickel vorliegende neunte Heft des Journals ARGOS konzentriert sich auf das 1965 in der DDR uraufgeführte und bald darauf »verbotene« Drama »Moritz Tassow« von Peter Hacks. Der Prozeß der Entstehung sowie die interne wie die öffentliche Diskussion des Stückes werden umfassend dokumentiert und analysiert. Auszüge aus Partei- und Staatsakten stehen dabei neben Gesprächsprotokollen und privaten Äußerungen des Autors. Die Einleitung und die Kommentare des Herausgebers führen zielsicher durch die Materialien. Mit mehr als 500 Seiten ist das Heft umfangreicher als zwei normale Ausgaben des ARGOS. Die meisten der Unterlagen sind bisher unveröffentlicht und wohl auch weitgehend unbekannt. Es zeichnet sich ein vollkommen anderes Bild des Verbots der weiteren Aufführung von »Moritz Tassow« in der DDR, als bisher vermittelt wurde. Auch die von Hacks für sein Stück verwendete Vorlage »Bruder Moritz, der Sonderling« von August von Kotzebue von 1791 wird erstmals wieder zugänglich gemacht. Ein ausführlicher Essay von Kai Köhler eröffnet eine intensive Debatte über die Bedeutung der Staatslehre von Carl Schmitt für das Werk von Peter Hacks.