Armand V. überrascht seinen Sohn in einer erniedrigenden Szene - halbnackt, auf allen vieren, vor einer Unbekannten. Kurz darauf gibt der junge Mann sein Studium auf, um sich zum Kriegseinsatz in einer Eliteeinheit zu melden. Ein Krieg, den der Vater als norwegischer Botschafter in London zu befürworten hat, als Privatperson aber aus tiefstem Herzen mißbilligt. Dennoch bewahrt er seinen Sohn nicht vor diesem fatalen Schritt. Der Alltag des Vaters, seine Streifzüge durch Oslos Straßen und in die eigene Vergangenheit sind Nebenschauplätze der Handlung, denn seine Geschichte ist nur Annotation, Fußnote zum eigentlichen Roman, der bisher vergeblich »auf seine Ausgrabung« wartet und in dem die Figur des Armand V. in all ihrer Zerrissenheit beleuchtet werden könnte. Dag Solstad schickt uns in seinem neusten Buch in ein labyrinthisches Abenteuer und stellt mit den Regeln des traditionellen Romans unsere gewohnte Wahrnehmung auf den Kopf.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nachdem Dag Solstad schon mit seinem Roman "16/07/41" eine Affinität zu Fußnoten bewiesen hat, beschränkt er sich in seinem jüngsten Buch gänzlich auf Fußnoten zu einem "unausgegrabenen Roman", wie es im Untertitel heißt, konstatiert Stephan Opitz. Wenn das in seinen Augen auch mitunter ziemlich manieriert wirkt, tut das dennoch weder dem Vergnügen noch seiner Bewunderung wirklich Abbruch, wie er betont. Es geht um den norwegischen Diplomaten Armand, dessen Sohn, Mitglied einer militärischen Eliteeinheit, bei einem Einsatz im Ausland sein Augenlicht verliert, erklärt der Rezensent. Was Opitz trotz seiner Einwände so für das Buch einnimmt, ist neben der erzählerischen Eleganz und einer überzeugenden "literarischen Komposition", dass die politische Dimension nicht zu plakativ daher kommt, wie er lobt. Und dass Solstad für die Darstellung des Inneren eines Menschen nicht die dafür prädestinierte Romanform benötigt, sondern das schon mit bloßen Fußnoten zuwege bringt, kann der Rezensent nur bewundern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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