»Keiner Nation gelingt es, sich selbst anzuklagen«
1919 bis 1921 standen führende türkische Politiker vor dem Kriegsgericht in Istanbul. Die Anklage lautete auf Beteiligung am Völkermord an den Armeniern. Zustande kamen die Prozesse durch den Druck der alliierten Mächte, die damit einen ersten Schritt unternahmen, Menschenrechtsprinzipien mittels einer internationalen Strafgerichtsbarkeit durchzusetzen.
Der türkische Wissenschaftler Taner Akçam stellt diese kaum bekannten Prozesse in den Kontext des Untergangs des Osmanischen Reiches und der Erfolge der jungtürkischen Bewegung bei ihrem Bestreben, einen homogenen türkischen Nationalstaat zu gründen. Aber er analysiert zugleich auch die spezifischen historischen und politisch-ideologischen Hintergründe, die zum Genozid an den Armeniern führten.
Der Band enthält erstmalig in deutscher Sprache eine kommentierte Auswahl aus den Verhandlungsprotokollen und Urteilsbegründungen der Istanbuler Prozesse. Sie vermitteln neue Erkenntnisse über die Planung und Durchführung des Völkermords und zeigen die Mechanismen eines von Hass und Brutalität geprägten Massakers auf.
1919 bis 1921 standen führende türkische Politiker vor dem Kriegsgericht in Istanbul. Die Anklage lautete auf Beteiligung am Völkermord an den Armeniern. Zustande kamen die Prozesse durch den Druck der alliierten Mächte, die damit einen ersten Schritt unternahmen, Menschenrechtsprinzipien mittels einer internationalen Strafgerichtsbarkeit durchzusetzen.
Der türkische Wissenschaftler Taner Akçam stellt diese kaum bekannten Prozesse in den Kontext des Untergangs des Osmanischen Reiches und der Erfolge der jungtürkischen Bewegung bei ihrem Bestreben, einen homogenen türkischen Nationalstaat zu gründen. Aber er analysiert zugleich auch die spezifischen historischen und politisch-ideologischen Hintergründe, die zum Genozid an den Armeniern führten.
Der Band enthält erstmalig in deutscher Sprache eine kommentierte Auswahl aus den Verhandlungsprotokollen und Urteilsbegründungen der Istanbuler Prozesse. Sie vermitteln neue Erkenntnisse über die Planung und Durchführung des Völkermords und zeigen die Mechanismen eines von Hass und Brutalität geprägten Massakers auf.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Noch heute leugnet die Türkei weitgehend den Genozid an 800.000 Armeniern zwischen 1915 und 1917, der von der jungtürkischen Regierung des osmanischen Reiches ausging. Dankenswert findet Rezensent Eberhard Seidel im Blick darauf die Neuauflage von Taner Akcams "Standardwerk" zu diesem Thema, das die türkische Haltung zum Völkermord anhand türkischer Quellen analysiert. Akcam räumt dabei den Protokollen der Kriegsgerichtsprozesse, die in Istanbul zwischen 1919 und 1921 gegen die Verantwortlichen des Genozids stattgefunden haben, einen besonderen Stellenwert ein, notiert der Rezensent. Für den Autoren sind sie "fehlgeschlagene Vorläufer der Nürnberger Prozesse". Akcams Buch versteht Seidel auch als einen Aufruf an die armenische und vor allem an die türkische Seite, "endlich die Dokumente zur Kenntnis zu nehmen." Akcams eigener Ansatz, der in der Türkei seit Jahren zustimmend debattiert werde, sei dabei ein "hoffnungsvoller Beginn."
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH