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Was ist eigentlich Armut - genau? Grundlegende Fragen zum Thema Armut greift Gerhard Willke in der als Einführung konzipierten Schrift auf. Der Experte für Wirtschaftspolitik legt ein aufklärendes und lösungsorientiertes Buch über ein komplexes soziales Problem vor, zu dessen Lösung Willke alternativ zur landläufigen Umverteilungspolitik innovative Strategien der "Chancenpolitik" als Armutsbekämpfung erarbeitet.

Produktbeschreibung
Was ist eigentlich Armut - genau? Grundlegende Fragen zum Thema Armut greift Gerhard Willke in der als Einführung konzipierten Schrift auf. Der Experte für Wirtschaftspolitik legt ein aufklärendes und lösungsorientiertes Buch über ein komplexes soziales Problem vor, zu dessen Lösung Willke alternativ zur landläufigen Umverteilungspolitik innovative Strategien der "Chancenpolitik" als Armutsbekämpfung erarbeitet.
Autorenporträt
GERHARD WILLKE ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Er hat zahlreiche Bücher veröffent licht, darunter zuletzt eine Keynes-Biografie (2002), ein Buch zum Neoliberalismus (2003) und einen Einführungsband `Kapitalismus (2006).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2011

Raus aus dem
Armutszirkel
Man spürt die Wut hinter vielen Sätzen. Gerhard Willke, Professor für Wirtschaftspolitik an der Fachhochschule Nürtingen, will mit diesem Buch Sachlichkeit in ein explosives Thema bringen, kommt aber selbst nicht um scharfe Formulierungen herum. Es geht um Armut in Deutschland, und Willke ist der Ansicht, dass die öffentliche Diskussion hierzulande ein schiefes Bild liefert, das zu einer schon im Ansatz verfehlten und „im Kern erfolglosen“ Sozial- und Armutspolitik führt.
Der Autor beklagt „das mit Empörung getränkte Dauerlamento“ in der Gesellschaft, und macht dafür auch die Medien verantwortlich. Sie inszenierten „Erregungszustände“, in denen aus dem Zusammenhang gerissene Details von Untersuchungen hochgespielt würden. Die vier Zünfte, die die Debatten beherrschten – hier nennt Willke das Wohlfahrts-, Deprivations-, Berichterstattungs- und Sozialamtsgewerbe – moralisierten und dramatisierten die Armut, um eigene Interessen zu fördern. Was bedeutet: es muss Arme geben, damit sich die Verwalter der Armut nicht selbst abschaffen – eine eher fragwürdige These des Buches.
Gibt es denn überhaupt Arme in Deutschland? Sind Hartz-IV-Empfänger wirklich arm dran, was braucht man zum Leben? Ist Armut mehr als Geldmangel? Solche Fragen zu beantworten, ist zunächst Definitionssache, und der Begriff Armut ist schwer zu handhaben, wie der Autor anhand vieler Beispiele zeigt. Viele, die in schlimmen Verhältnissen leben, würden von sich gar nicht sagen, dass sie arm sind. Außerdem lehnen es mehr als eine Million Menschen aus Scham oder Stolz ab, Unterstützung zu beantragen, schreibt Willke.
Der Professor geht den verschiedenen Definitionen und den gängigen Armutskonzepten nach, unterfüttert sie mit Daten, vergleicht und bewertet sie. Und kommt schließlich zu der Aussage, dass der Armutsforschung und -politik eine Fülle von Daten, Indikatoren und Messverfahren zur Verfügung stehen, die unterschiedliche Ergebnisse bringen. Was Willke zu der erlösenden Aussage veranlasst, dass gute Politik ja schließlich nicht von der Genauigkeit der Daten abhänge. Was man wissen müsse, sei sowieso hinlänglich bekannt: dass die Vermögensverteilung zum Himmel schreie, dass die Einkommensverteilung ungleich sei und dass diese Ungleichheiten eher zu- als abgenommen hätten.
Doch Armut ist für Willke kein Verteilungsproblem. Aus dem „Armutszirkel“ komme nur heraus, wer in die Arbeitsgesellschaft hineinkomme, und dafür sei die Unterstützung der Politik nötig. Diese solle die Prioritäten neu setzen; sie leiste zwar viel, aber tue das Falsche. Unser sozialstaatliches System verwehre den Hauptgruppen der Armen – Willke identifiziert hier Arbeitslose, Alleinerziehende und Migranten – den Zugang zur Erwerbsarbeit, anstatt ihre Chancen auf Beschäftigung zu erhöhen und so mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen.
Hilfsbedürftigen einfach Geld zu geben, mache „den Verbleib im Sozialleistungsbezug erträglich, wo nicht geradezu erstrebenswert“. Solche verschrobenen Formulierungen haben es in sich und erinnern an die immer wieder hochkochenden Debatten über das faule Leben in der sozialen Hängematte, doch in diese Ecke sollte man Willke nicht stellen. Er gehört nicht zu denjenigen, die pauschal verurteilen. Vielmehr spürt er Problemen nach, empirisch und historisch, theoretisch und engagiert. Sein Buch ist ein Plädoyer für einen Umbau des Sozialstaats, und es bietet dank umfangreichen Datenmaterials eine gute Diskussionsgrundlage – egal, aus welcher ideologischen Ecke man sich dem Thema Armut nähert.
Marianne Körber
Gerhard Willke:
Armut – was ist das? Eine Grundsatzanalyse. Murmann Verlag,
Hamburg 2011.
258 Seiten. 16 Euro.
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