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Arnold Brecht (1884-1977) war angesehener Verwaltungsbeamter und juristischer Experte der Weimarer Republik, herausragender Politikwissenschaftler und geschätzter Berater deutscher und amerikanischer Politiker. Sein Leben wurde geprägt von den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts in Deutschland, die ihn 1918/19 zu einem überzeugten Demokraten machten und 1933 zur Emigration in die USA zwangen.
Seine bislang wenig untersuchte Biographie gibt Aufschluß über diese Zäsuren, die transatlantischen Beziehungen, den westdeutschen Neuaufbau nach 1945 und den Kalten Krieg. Der Sammelband
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Produktbeschreibung
Arnold Brecht (1884-1977) war angesehener Verwaltungsbeamter und juristischer Experte der Weimarer Republik, herausragender Politikwissenschaftler und geschätzter Berater deutscher und amerikanischer Politiker. Sein Leben wurde geprägt von den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts in Deutschland, die ihn 1918/19 zu einem überzeugten Demokraten machten und 1933 zur Emigration in die USA zwangen.

Seine bislang wenig untersuchte Biographie gibt Aufschluß über diese Zäsuren, die transatlantischen Beziehungen, den westdeutschen Neuaufbau nach 1945 und den Kalten Krieg. Der Sammelband vereint Beiträge über Brechts Lebensstationen und Tätigkeitsschwerpunkte, die von Überlegungen zur narrativen Form der Autobiographie und ihrem sinnstiftenden Potential eingeleitet werden.

Damit stellt der Band ein Übersichtswerk zur Person Arnold Brechts von allgemeinem Interesse dar, das zugleich die Relevanz biographischer Forschung unterstreicht.
Inhalt

Einleitung
Volker Depkat: Arnold Brecht als Autobiograph
Barbara Burmeister: Von Lübeck nach Berlin. Brechts Kindheit und Jugend
Heiko Holste: Zwischen Reichsreform und "Preußenschlag". Ministerialbeamter im Dienst der Republik
Jürgen Kähler : Das Brecht'sche Gesetz der Staatsausgaben
Claus-Dieter Krohn: "Refugee scholar" an der New School for Social Research in New York nach 1933
Corinna R. Unger: Wissenschaftlicher und politischer Berater der US-Regierung im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Michael Ruck: Wider den "unvollkommenen Alternativismus". Arnold Brechts Empfehlungen zur Deutschland- und Entspannungspolitik nach 1945
Alfons Söllner: Zwischen Wissen und Glauben? Ein Versuch über Arnold Brechts "Politische Theorie"

Arnold Brecht - Schriften 1906-1978

Register
Autorenporträt
Claus-Dieter Krohn, geboren 1941 in Hamburg, ist Professor für Neuere Geschichte und lehrt im Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Lüneburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2007

Vordenker der Vereinigung
Konservativ und Demokrat, von den Nazis vertrieben: Der Beamte und Wissenschaftler Arnold Brecht
Seit drei Jahrzehnten läuft die Emigrationsforschung auf Hochtouren, und doch erkundet sie immer wieder unbekanntes Terrain. Was vom Nationalsozialismus abgebrochen wurde, war eben viel mehr als nur die Karriere einiger Wissenschaftler und Künstler. Die deutsche Kulturtradition, die nur auf den Um- und Nebenwegen von Exil und Untergrund überdauerte, wollte auch der Verwaltungsjurist und politische Theoretiker Arnold Brecht retten. Der Lübecker Bürgersohn legte eine glänzende Karriere im Staatsdienst vor, die ihn bis an die Verwaltungsspitze des preußischen Innenministeriums führte. Beim Prozess um den „Preußenschlag” im Oktober 1932 verteidigte er gemeinsam mit Gerhard Anschütz und Hermann Heller seine Landesregierung. Das war der Epilog zu Brechts politischer Karriere. Ihm gegenüber saß als Prozessvertreter des Reichs Carl Schmitt.
Nur widerstrebend verließ Brecht 1933 Deutschland, um in den USA ein neues Leben als Lehrer der politischen Theorie an der New School for Social Research in New York zu beginnen. Der Zweite Weltkrieg sah für ihn die übliche Verwendung eines Emigranten als beratenden Memorandenschreiber vor, der gelegentlich Gehör bei den amerikanischen Kriegsbehörden fand.
Was ist gerecht?
In Brechts Leben und Wirken, von Kindheit und Studium über Weimar und Exil bis zur späten Rolle als politischer Stichwortgeber, führt ein ausgezeichneter Band ein, den Corinna Unger und Claus-Dieter Krohn herausgegeben haben. Wem Brecht ein Unbekannter ist, der findet hier einen verlässlichen Ausgangspunkt, und auch den wenigen Kennern werden Forschungsbilanz und Bibliographie geboten.
Brecht verkörperte ein seltenes Phänomen in der Weimarer Republik, den konservativen überzeugten Demokraten im Unterschied zum „Vernunftrepublikaner”. Die gouvernementale Haltung, die ihn damals in der Minderheit kämpfen ließ, hielt er zeitlebens bei, ebenso wie den deutschen Patriotismus, selbst mit amerikanischer Staatsbürgerschaft.
Bemerkenswert ist Michael Rucks Untersuchung zur deutschlandpolitischen Rolle Brechts nach dem Krieg. Unermüdlich verfasste er Vorschläge zur Entspannungspolitik, die um die Idee einer mitteleuropäischen Sicherheitszone zwischen den Blöcken kreisten. Multilaterale Friedensicherung und langsame Annäherung sollten die Wiedervereinigung ermöglichen. Bei Adenauer fand Brecht kein Gehör, Herbert Wehner hingegen nannte Brecht als einen der Vaterlandslosigkeit unverdächtigen Gewährsmann seines Deutschlandplans. Egon Bahrs Formel „Wandel durch Annäherung” und Willy Brandts Ostpolitik entsprachen dann ganz den Vorstellungen Brechts, der allerdings nur die Fußnoten zu einer Politik schrieb, an deren Planung er nie beteiligt war. Völlig vergessen ist Brechts 1959 preisgekröntes Opus magnum „Politische Theorie”, dessen Aktualisierungspotential Alfons Söllner erschließt. Er bringt den biographisch-politischen Subtext zum Vorschein und liest die spröde akademische Schrift auch als Kommentar zur Weltpolitik, der eine Reform der Sowjetunion für möglich und eine friedliche Koexistenz für nötig hält. Ohne die problematischen Spannungen des Werkes zu verschweigen, stellt Söllner das Gerechtigkeitsproblem als Brechts Hauptanliegen heraus und zieht von dort eine Linie zur politischen Philosophie der Gegenwart von John Rawls, Jürgen Habermas und Michael Walzer. TIM B. MÜLLER
CLAUS-DIETER KROHN/CORINNA R. UNGER (Hrsg.): Arnold Brecht 1884-1977. Demokratischer Beamter und politischer Wissenschaftler in Berlin und New York. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006. 228 Seiten, 38 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Vorzüglich findet Tim B. Müller diesen Band über den 1933 emigrierten Beamten und Wissenschaftler Arnold Brecht, den Corinna Unger und Claus-Dieter Krohn herausgegeben haben. Der Band biete allen, denen Brecht ein Unbekannter ist, einen "verlässlichen Ausgangspunkt", aber auch die wenigen Kenner würden auf ihre Kosten kommen. Müller fühlt sich sachkundig über den konservativen Demokraten informiert, Kindheit und Studium Brechts kommen ebenso zur Sprache wie seine Tätigkeit in der Verwaltungsspitze des preußischen Innenministeriums und Exilzeit und schließlich seine späte Rolle als politischer Stichwortgeber. Neben Michael Rucks Untersuchung zur deutschlandpolitischen Rolle Arnold Brechts, der nach dem Krieg unermüdlich Vorschläge zur Entspannungspolitik machte, hebt Müller vor allem Alfons Söllners Beitrag über Brechts vergessenes Opus magnum "Politische Theorie" von 1959 hervor. Instruktiv erscheint ihm besonders Söllners Akzentuierung des Gerechtigkeitsproblems als Brechts Hauptanliegen sowie die Linie, die er zur politischen Philosophie der Gegenwart von John Rawls, Jürgen Habermas und Michael Walzer zieht.

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"Ein bewegtes Leben in einem schwierigen Jahrhundert findet hier, unprätentiös beschrieben, eine schöne, aber kritische Würdigung." Das Historisch-Politische Buch, 2007/3