Marx' zu Tode zitiertes Bonmot, man müsse den Verhältnissen ihre eigene Melodie vorspielen, um sie zum Tanzen zu bringen - in Clemens Schittkos Gedichten fände es einmal seine Erfüllung. Im Ordnen der Dinge wird ihre Ordnung brüchig, in der Entleerung der Phrasen und Begriffe tritt ihre versteckte Bedeutung hervor. Doch Schittkos Montage-Methode entstellt die Phrasenhaftigkeit der Welt nicht nur ideologiekritisch zur Kenntlichkeit, sondern setzt auch ihre groteske Komik frei.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
"Schrauben, Drähte und Kolben" ergeben noch keinen laufenden Motor, erklärt Rezensent André Hatting, man muss sie auch zusammensetzen können. Und wie Clemens Schittko seine literarischen Schrauben, Drähte und Kolben zusammen zu setzen weiß! Mit äußerster Finesse, vor allem aber mit angenehmer Impertinenz entwickelt er seine Pointen, montiert, ironisiert, pastichiert, so der hingerissene Rezensent. Ein anderer, meint Hatting, wäre längst im Literaturbetrieb mit seinen Förderungen und Preisen angekommen, doch Schittko, seines Zeichens "Hartzer" aus Überzeugung hat sich nun mal erstens ein Genre ausgesucht, dass es in Deutschland schwer hat - die politische Lyrik, und zweitens ist er für diesen Betrieb wohl ein wenig "zu laut". Dies allerdings zeichnet ihn in den Augen des Rezensenten jedoch nur umso mehr aus.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH